Reichlich undurchsichtig gestaltet sich die Verhandlung vor dem Landgericht Hechingen. Foto: Maier

Zwei Gebrauchtwagenhändler aus dem Zollernalbkreis verstricken sich in Brandanschlags-Prozess in Widersprüche.

Hechingen/Balingen - Da möchte man kein Richter sein: Zwei Autohändler aus dem Zollernalbkreis tischten in dem Prozess, in dem es um eine aus den USA importierte Corvette, ein abgefackeltes Auto und eine verwüstete Wohnung ging, so hanebüchene Geschichten auf, dass es schwierig war, das "Geschäftsmodell" der beiden zu verstehen.

Wie berichtet, hatten der 47-Jährige, der in Balingen US-Schlitten verkaufte, und sein 49-jähriger "Sales Assistant" aus Tailfingen im Auftrag und hauptsächlich auch mit dem Geld eines Arztes aus einem Nachbarkreis im Jahr 2011 eine nagelneue Corvette R1 in den USA gekauft, per Container aus Kanada nach Deutschland verschifft und hier nach deutschen TÜV-Vorgaben umbauen lassen. Der Arzt freute sich auf die Nobelkarosse, von der er schon als Kind geträumt hatte. Aber die stand auf dem Hof des Balinger Händlers, und der rückte sie nicht heraus, weil angeblich noch Zahlungen in Höhe von 21.000 Euro ausstanden.

Auto angezündet und Wohnung verwüstet

Die Originalpapiere des amerikanischen Autohändlers waren hingegen im Besitz des Arztes, der sich darum bemühte, an den Wagen oder zumindest an sein Geld zu kommen. Denn er hatte bereits 85.000 Euro vorgestreckt. Als es nicht klappte, beauftragte er einen Patienten, dem Balinger eine Lektion zu erteilen und nachzuschauen, ob der Tailfinger mittlerweile aus Pataya zurückgekommen sei, wo er um Neujahr eine Auszeit genommen hatte. Der Jugendliche zündete zusammen mit einem oder zwei Kumpels – die jetzt mit angeklagt sind – das Auto des Balingers an und verwüstete die Wohnung des Tailfingers.

Der Balinger Autohändler erklärte im Zeugenstand, dass er den Arzt seit einem Urlaub in der Ukraine kenne. Sein Kumpel aus Tailfingen habe erzählt, dass der Mediziner ihm viel Geld gegeben habe für eine Corvette – und die sei dann auch gekommen, nachdem der Mediziner noch einen Restbetrag überwiesen hatte.

Der Arzt habe das teure Vehikel am Ende doch nicht mehr behalten wollen und habe verfügt, dieses so schnell wie möglich zu verkaufen. Er selbst habe "mindestens 60.000 Euro Miese gemacht" und bislang keinen Cent wiedergesehen, versicherte der Balinger. Der Arzt habe 85.000 Euro zurückgefordert. Der habe genug Geld gehabt, schließlich habe er ja auch mit Medikamenten gehandelt und sich Viagra aus Thailand bringen lassen.

Auf die Frage, ob man sich denn Gedanken gemacht habe, wem das Auto eigentlich gehörte, gab es keine Antwort. "Die Papiere sind verschwunden, dann wieder aufgetaucht, Gelder sind an den Tailfinger geflossen, angeblich für die Corvette, dann sollte sie unter Wert verkauft werden – irgendwie geht das nicht auf", kommentierte der Vorsitzende Richter Herbert Anderer.

Beamter kann nicht schlüssig antworten

Was fest steht: Die Corvette wurde an einen Münchner Autohändler verkauft. Dazu hatte der Balinger Händler ohne Originalpapiere, allein mit einer Kopie, einen Fahrzeugbrief ausstellen lassen. War das legal? Oder geschah es, weil er den Beamten bei der Zulassungsstelle von früher kannte? Der Beamte, der als Zeuge geladen war, konnte es nicht schlüssig beantworten.

Und der 49-jährige Tailfinger, der inzwischen den Offenbarungseid geleistet und seine Firma aufgelöst hatte, brachte nur noch mehr Verwirrung ins Spiel: Mit den 50 000 Euro des Arztes habe er am 2. Mai 2011 einen Ford Mustang, einen Chevy und einen Mitsubishi Pajero gekauft und 5000 Euro für die Corvette angezahlt. Die Autos und den Restbetrag habe er seinem Balinger Geschäftspartner gegeben, als der ihm die Zusammenarbeit kündigte. "Das war fast der volle Betrag, den er für die Corvette vorgestreckt hat." Er schulde ihm also nichts. Schließlich habe er den Auftrag bekommen, die Corvette an den Münchner zu verkaufen. Dafür habe er einen Porsche für 60 000 Euro in Zahlung nehmen müssen, und von den 25 000 Euro in Bar habe er die ausstehenden 21 000 dem Ex-Partner gegeben. Den Porsche wollte er verkaufen, einen AMG-Mercedes über seine ukrainische Firma ankaufen. Für den habe er einen Kunden gehabt, und mit dem Erlös hätte er den Arzt, "der ins Rotieren gekommen war", zufriedenstellen können.

Pech: Nach dem Brandanschlag auf seine Garage und seine Wohnung konnte der Porsche nicht mehr verkauft werden, der Arzt – laut Papieren immer noch der Eigentümer der verkauften Corvette – ging leer aus.

Wie der insolvente Tailfinger an die 40 Uhren gekommen war, darunter etliche Gold-Rolex, die ihm bei dem Einbruch gestohlen wurden, war nicht mehr zu klären. Geklärt ist hingegen, dass er jetzt über eine Internet-Seite eine Partnervermittlung betreibt und deutsche Männer mit ukrainischen Frauen zusammenbringt. Geklärt ist auch, dass der Vater eines Angeklagten dem Tailfinger 30 000 Euro Schadensersatz versprochen und zum Teil auch gezahlt hat. Ob der Arzt dem jungen Angeklagten tatsächlich einen italienischen Sportwagen in Aussicht gestellt hat, falls er zu seinen Gunsten aussagen werde, ist nicht bestätigt. Weitere Zeugen sollen Licht ins Dunkel bringen. Das Urteil wird am Mittwoch, 6. November, um 8.30 Uhr verkündet.