Foto: Ungureanu

Dachstuhl brennt völlig aus. Zufällig vorbeifahrende Polizeistreife klingelt Bewohner aus den Federn.

Balingen-Frommern - Großeinsatz der Balinger Feuerwehr gestern Morgen: Der Gasthof Adler in Frommern steht kurz nach 9 Uhr in hellen Flammen. Die Feuerwehr, die wenig später vor Ort ist, kann nicht mehr verhindern, dass das Feuer den kompletten Dachstuhl vernichtet.

Beim Eintreffen der Feuerwehr steht der Dachstuhl in hellen Flammen. Teile der Holzkonstruktion brechen ein, Dachziegel stürzen auf die Straße. Glück im Unglück: Verletzt ist niemand. Eine Polizeistreife, die zufällig vorbeigefahren ist, hat den Brand bemerkt, die Leitstelle alarmiert und die vier Bewohner herausgeklingelt – den Inhaber der Gaststätte, den Koch und ein junges Paar, Benjamin Popke und Jacqueline Vettermann. "Ich hatte noch geschlafen, als es klingelte", sagt Popke. "Wir sind halb nackt aus dem Haus gelaufen." Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Jacqueline Vettermann hat er im benachbarten Backhaus Mahl vor dem Schneetreiben Unterschlupf gefunden.

Eine DRK-Helferin hat der Frau eine Decke über die Schultern gelegt; der DRK-Kleiderladen stellt den beiden spärlich bekleideten Kleidung zur Verfügung. Sie stehen unter Schock. Sieben Helfer vom DRK Weilstetten-Frommern und Balingen kümmern sich um sie und die anderen Betroffenen – den griechischen Koch des Restaurants und den 59-jährigen Inhaber des Lokals. Letzterer erlitt eine Rauchgasvergiftung.

Von der Straße aus verfolgen viele Frommerner, die von Blaulicht und Martinshorn auf die Straße gelockt worden sind, das Geschehen. Rund 50 Feuerwehrleute sind angerückt – aus Frommern und Balingen. Verstärkung bekommen sie aus Bisingen und Albstadt, wo die Drehleitern angefordert werden mussten. Die Balinger Drehleiter ist zeitgleich bei einem Brand in Ratshausen im Einsatz.

Zu allererst sei der Strom abgeschaltet worden, erklärt Stadtbrandmeister Joachim Rebstock, der zusammen mit Kreisbrandmeister Stefan Hermann vor Ort ist. Die Kabel sind zum Teil durchgeschmolzen und auf die Straße gefallen, die umliegenden Häuser haben stundenlang keinen Strom. Ein Atemschutz-Trupp versucht, ins dicht vernebelte Gebäude vorzudringen, muss aber rasch aufgeben, weil die Decke einsturzgefährdet ist.

Von drei Seiten wird der Löschangriff gestartet, die Flammen sind rasch aus. Aber Wasserdampf und Rauch machen den Brandbekämpfern die Arbeit schwer, die Sichtweite ist zuweilen gleich Null.

Ordnungsamtsleiterin Brigitte Witzemann und Helmut Haug von der Balinger Stadtverwaltung bieten den Betroffenen eine städtische Unterkunft an. Aus ihrer Wohnung haben sie praktisch nichts mitnehmen können. Der Frommerner Ortsvorsteher Hans Uhl ist bestürzt: Weit über 100 Jahre alt sei der Adler, sagt er. Anfang der 1970er-Jahre sei das Lokal renoviert und erweitert worden.

Zur Brandursache konnten gestern noch keine Angaben gemacht werden; die Kripo hat die Ermittlungen aufgenommen. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 150 000 Euro. Die Frommerner Ortsdurchfahrt war stundenlang gesperrt.