Thomas Scheytt Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Thomas Scheytt beeindruckt die Zuhörer bei seinem Auftritt in der Ostdorfer Medarduskirche

Balingen-Ostdorf. Die Medarduskonzerte in Ostdorf sind offen für alle Stilrichtungen und nur an einem orientiert: Qualität. Thomas Scheytt, einer der besten Blues- und Boogie-Pianisten in deutschen Landen, bringt sie in reichem Maße mit, und mit jedem seiner sehnlich erwarteten Auftritte in Ostdorf füllt sich die Kirche mehr.

Ragtime, Blues und Boogie-Woogie war große Mode zwischen 1920 und 1940, ist also ebenso "historisch" wie etwa Barockmusik oder Musik der Romantik – aber auch ebenso zeitlos. Das ist es wohl, was dem "Schwaben von Geburt und Badener (Freiburger) aus Überzeugung" Thomas Scheytt zu ihr hinzieht. Unter seinen geschickten und wohltrainierten Händen gewinnt sie Leben, farbiges, vielgestaltiges, kraftvolles, ja überschäumendes Leben.

Das simple Schema bei Blues oder Boogie mit monoton gehämmerten Bassfiguren und ein paar wenigen Melodiebausteinen in der rechten Hand: Das sind für ihn allenfalls Fundamente, auf denen er eigene Klanggebäude errichtet. Er bewahrt die Tradition, auch in seinen eigenen Kompositionen, beweist aber, dass sie keineswegs erschöpft ist und nach wie vor ein Mittel, alle menschlichen Freuden und Leiden auszudrücken.

Das Programm umfasste gut 15 Stücke, eigene und fremde, traditionelle und experimentelle, und alle demonstrierten Scheytts Ausdrucksvielfalt und pianistische Klasse. Die Blues-Stücke erschienen mal schwerblütig, mal fein gezeichnet und nachdenklich – der Kirchenraum war hier sicher eine Inspirationsquelle.

Die Boogies trieb Scheytt rhythmisch unwiderstehlich bis zur Extase, aber sie wirkten nie mechanisch grob, sondern elastisch durchgeformt. Nicht nur die rechte Hand flog über die ganze Klaviatur, auch die linke hatte ein beachtliches Repertoire – vom opulenten Akkordblock bis zu glockenartigen Einzeltönen.

Scheytts Füße fungierten als Schlagzeug, der ganze Mann geriet in Bewegung und schien abzuheben. Entsprechend – wenn auch sehr maßvoll – das Publikum: Nicht nur die Hände klatschten, auch die Beine zuckten und die Köpfe wippten. Eine halbe Stunde Pause mit Sekt und Saft, dann kam der zweite Programmteil mit Höhepunkten wie "Out Of The Dark" (eine eigene Komposition), "Morning Dance" und "Georgia On My Mind". Nach dem mitreißenden "Boogie Woogie Stomp" sprang das Publikum jubelnd auf, sang und klatschte mit bei der ersten Zugabe, gewann aber beim abschließenden rein instrumentalen Stück wieder die Konzentration auf die Musik und ihren Gehalt – sicher ganz im Sinne von Thomas Scheytt.