Ihr Versprechen: "Mit uns geht die Post ab!" Von links: Erik Wille, Sigrid Uhle-Wettler, Joachim Wald und Armin Schweitzer gehen bei der Kreistagswahl für die AfD ins Rennen. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunalwahl: AfD-Kreistagskandidaten erklären, welche Themen sie im Gremium später mal in Angriff nehmen wollen

Sie sehen sich als "Interessensverband von Leuten, die nicht mehr damit einverstanden waren, was auf Bundes- und Landesebene passiert": Erik Wille, Sigrid Uhle-Wettler, Joachim Wald und Armin Schweitzer sind vier von mehr als 30 AfD-Kandidaten, die sich am 26. Mai um einen Sitz im Kreistag bewerben.

Zollernalbkreis. Sie sind zuversichtlich: "Wenn wir die Umfrageergebnisse von Bund und Land auf den Kreis herunterbrechen könnten, wären das fünf bis sechs Sitze", schätzt Joachim Wald. Der promovierte Diplom-Chemiker ist stellvertretender Kreisvorsitzender der Partei mit dem blauen Logo – und nach eigenen Aussagen "ein alter schwäbischer protestantischer Trotzkopf".

2014 war die Partei mit einem einzigen Kreistagskandidaten angetreten, in diesem Jahr zum ersten Mal mit einer kompletten Liste mit Kandidaten aus allen Wahlbezirken. Die Kandidatenfindung sei angesichts der Rahmenbedingungen schwierig gewesen, sagen sie. Manch einer habe Angst gehabt um Familie und Arbeitsplatz.

Der AfD werde unterstellt, extremistisch zu sein. In der Tat seien auf Bundes- und Landesebene einige dabei, auf die das zutreffe, und von denen man sich in Zukunft möglicherweise trennen müsse. Dabei habe man nur den "Patriotismus als Markenkern", wie Wald es formuliert: "Das führt zu Ablehnung bei vielen, die das nicht so sehen." Seine Einschätzung: Das alles werde sich in Zukunft zum Guten entwickeln.

Die EU, die "Idee eines europäischen Superstaats", sehen sie eher als Bedrohung denn als "Heilsversprechen". Es sei die Aufgabe des Nationalstaats, dagegen zu mobilisieren. In den vergangenen 20 bis 30 Jahren habe eine "Okkupation der BRD durch die Parteien" stattgefunden, Begriffe wie "Heimat" seien umgedeutet worden. Ganz zu schweigen von der Flüchtlingskrise: eine Katastrophe. Höchste Zeit also für die AfD, meinen sie.

Manches von den "großen Themen" könne auf den Kreis heruntergebrochen werden: Klinikum, Verkehrsanbindung, Schulsystem, Bürgerbeteiligung, Millionenschulden. Fazit: "Man muss die Zahlen genau hinterfragen, den ›grün-schwarzen Filz‹ durchbrechen. Denn wir müssen nicht jeden Irrweg vollziehen, um Erkenntnisse zu gewinnen."

Armin Schweitzer sitzt derzeit noch für die Freien Wähler im Kreistag. Mittlerweile ist er jedoch in die AfD eingetreten und kandidiert – nicht zuletzt wegen der "Leuchtturmwirkung" des Burladinger Bürgermeisters Harry Ebert, wie er sagt. Schweitzer sieht die Chancen bei der Kreistagswahl realistisch: Man werde gegen die Mehrheitsparteien kaum ankommen, sagt er, aber man könne allemal ein wenig "stechen in den Apfel".

In ihrem Wahlprogramm werben sie für den Erhalt der beiden Krankenhäuser in Albstadt und Balingen, möglicherweise sogar für die Reaktivierung des Hechinger Klinikums. Und günstigen Wohnraum. Und die Kaserne in Meßstetten dürfe nie wieder für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden. Bessere Betreuungsangebote wünscht sich der Rosenfelder Kandidat Erik Wille. Und die "Familienklassen" wolle er bekämpfen.

Kurz: Man sehe sich als "liberale Partei, die marktwirtschaftlich orientiert ist", mit kompetenten Leuten, aber ohne Bürgermeister oder Berufspolitiker auf der Kandidatenliste. Man wolle keineswegs "zurück in die Vergangenheit", betonen sie. Aber wenn man mit dem, was geschehe, nicht einverstanden sei, habe man nur zwei Möglichkeiten: sich zurückzuziehen unter dem Motto "Ich mach’ meinen Vorgarten" oder vorwärts zu gehen "als mündige Bürger". Anfeindungen und Attacken sei man häufig ausgesetzt, räumt Joachim Wald ein. Aber die Veranstaltung mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Gottfried Curio in der Eberthalle mit einem NSDAP-Aufmarsch zu vergleichen, sei "nur noch schäbig".

"Wenn ich durchs Land fahre und die blauen Plakate sehe, freue ich mich", sagt Sigrid Uhle-Wettler. Die Musiklehrerin ist Parlamentarische Beraterin innerhalb der AfD-Fraktion im Landtag. "Das Blaue", findet sie, "macht den Wahlkampf bunter."