Harald Merz (links) und Robert Harter halten das Modell der Eyach-Arkaden in den Händen. Die Wohnbaugenossenschaft steht wie die Activ-Group zu dem Projekt, bei der Stadt haben sie deswegen eine Fristverlängerung beantragt. Foto: Maier

Investorengemeinschaft steht fest zu Innenstadtprojekt. Wegen Rechtsstreits Fristverlängerung beantragt.

Balingen - Nach den Gerüchten zu den Eyach-Arkaden vom Wochenende haben sich am Montag die Activ-Group und die Balinger Wohnbau zu Wort gemeldet – mit einem klaren Bekenntnis: Die Investorengemeinschaft wolle an dem zentralen Innenstadtprojekt "unbedingt festhalten".

Zugleich räumt Elmar Nothhelfer, Prokurist und Projektentwickler der Activ-Group, zumindest zwischen den Zeilen ein, dass das Vorhaben Eyach-Arkaden nicht rund läuft. Durch die Beschwerde und die mittlerweile anhängige Klage von Anwohner Stefan Burghard habe sich das Projekt stark verzögert.

Ursprünglich geplant sei gewesen, die Arkaden bis September 2014 fertigzustellen. Dieser Zeitplan ist – ganz offensichtlich – nicht zu halten: Aktuell sind Mitte Dezember 2013 noch nicht einmal die ehemaligen Industriebauten komplett abgerissen.

Sind Media Markt, Müller & Co. abgesprungen?

An die Zielsetzung – Fertigstellung 2014 – seien auch die Verträge mit den gewerblichen Mietern gebunden gewesen, so Nothhelfer. Offen ließ er, ob die ursprünglichen Namen – unter anderem der Elektrospezialist Media Markt, der Drogeriemarkt Müller oder der Textiler New Yorker – noch bei der Stange sind oder abgesagt haben. Bekannt ist, dass beispielsweise Media Markt bei seinen Märkten auf ein neues Konzept setzt; inwiefern das Auswirkungen auf den Standort Balingen hat, ist unklar. Die Activ-Group erklärt dazu, dass wegen der enormen zeitlichen Verzögerung der Eyach-Arkaden nun die Verträge mit den gewerblichen Mietern "neu verhandelt" werden müssten.

Neuverhandlungen stehen derweil auch zwischen den Investoren und der Stadt Balingen auf der Tagesordnung: In diesem Monat läuft das im Kaufvertrag über das Strasser-Gelände vereinbarte Rücktrittsrecht aus. Die Investoren müssen sich entscheiden, ob sie an dem Projekt festhalten oder es lassen, weil es ihrer Meinung nach nicht mehr verwirklicht werden kann.

Ganz offensichtlich wollen die Activ-Group und die Wohnbau – Stand gestern – dranbleiben: Im Gespräch mit Oberbürgermeister Helmut Reitemann und Baudezernent Ernst Steidle sei vergangene Woche eine Fristverlängerung beantragt worden, so Nothhelfer. Darüber berät und entscheidet der Gemeinderat in der nichtöffentlichen Sitzung am Dienstag, 17. Dezember.

Verlängert das Gremium die Frist, dann hätten die Investoren Zeit und Luft, die Mietverträge neu zu sortieren und, nach bisher zwei Entscheidungen in ihrem Sinne und gegen die Anträge von Anwohner Burghard, auf eine abschließende juristische Klärung in ihrem Sinne zu hoffen.

Verlängert der Gemeinderat die Frist nicht, dann steht insbesondere die Activ-Group vor der dann schnell zu treffenden Entscheidung, ob sie trotz ungewisser (Gerichts-)Aussichten und offener Mieterfragen am Kaufvertrag und damit an den Eyach-Arkaden festhalten will.

"Definitiv falsch" sei das Gerücht, so Baudezernent Steidle, dass im Gemeinderat am 17. Dezember in diesem Zusammenhang auch über neue Planungen für das Strasser-Areal diskutiert werde. Von Seiten der Investoren habe man keine Anfrage wegen geänderter Baupläne erhalten. Insbesondere werde die Stadt kein neues Konzept für das Areal vorlegen, so Steidle – beispielsweise mit einem großen Lebensmittelmarkt. Keineswegs habe das Rathaus die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung in Ludwigsburg (GMA) damit beauftragt zu prüfen, ob sich das Strasser-Areal als Lebensmittelstandort eignen könnte; von einem solchen Auftrag weiß man auch bei der GMA nichts.Ein neues Konzept, etwa mit anderen als den bisher geplanten Baukörpern, würde zudem ein neues, langes Planverfahren nach sich ziehen.

Ein großer Lebensmittelmarkt ist durch den aktuellen Bebauungsplan explizit ausgeschlossen: Maximal auf einer Fläche von 400 Quadratmetern dürfen nach dessen Maßgaben in den Eyach-Arkaden Lebensmittel an die Frau und Mann gebracht werden. "Die Lebensmittel-Frage stellt sich auf dem Strasser-Areal schlicht nicht", so Steidle, zumal die Balinger Innenstadt unter anderem durch den Rewe-Markt im City-Center gut versorgt sei.