"Keine Alternative": Pfarrer Seisser erläutert im Johann-Tobias-Beck-Haus die Auswirkungen des Pfarrplans für die Gemeinde Balingen-Ost. Diese wird geteilt und je zur Hälfte Heselwangen und der Stadtkirche zugeordnet. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Evangelische Gemeindeglieder diskutieren in Versammlung die Folgen des Pfarrplans 2024

"Vertraut den neuen Wegen": Mit diesem Lied haben sich am Mittwochabend rund 20 Menschen auf die Versammlung der evangelischen Kirchengemeinde Balingen-Ost im Johann-Tobias-Beck-Haus eingestimmt. Deutlich wurde allerdings, dass nicht alle glücklich sind mit der Neustrukturierung, die der Pfarrplan 2024 mit sich bringt.

Balingen. Unter der Moderation des Hechinger Pfarrers Herbert Würth sprachen die Gemeindeglieder über die Sorgen und Ängste, die die Aufteilung der bisher eigenständigen Gemeinde Balingen-Ost mit sich bringt. Diese Aufteilung hatte die Bezirkssynode im März beschlossen; von den lokalen Gremien – dem Kirchengemeinderat Heselwangen sowie der Ortskirchlichen Verwaltung Balingen-Ost – wird sie nächster Zeit endgültig entschieden.

Die Gebiete jenseits der Heselwanger Straße, der Heimliche Wasen im oberen Teil der Lisztstraße bis hinüber zur Teck- und zur Hirschbergstraße sollen demnach künftig zur Gemeinde Heselwangen gehören; das Wohngebiet Neige und Schlichtebach werden der Stadtkirche zugeordnet. Die Gemeinde Balingen-Ost, wie sie lange Jahre bestand, wird damit formal aufhören zu existieren.

Pfarrer Würth sagte, die Umsetzung des Pfarrplans sei ein schmerzhafter, allerdings angesichts der sinkenden Zahl der Pfarrer und der Gemeindeglieder notwendiger Prozess. In Balingen-Ost wird er nach dem Weggang von Pfarrerin Angelika Schoblocher im Herbst 2017 schneller vollzogen als eigentlich notwendig, weil die Pfarrstelle schon jetzt weggefallen ist. Auf Pfarrerebene, so der Heselwanger Pfarrer Christoph Seisser, sei die Umsetzung bereits vollzogen – etwa bei Beerdigungen, Trauungen, Taufen sowie bei der Einladung der Konfirmanden. Auf Gemeindeebene müsse der Pfarrplan noch beschlossen werden – allerdings gebe es aus seiner Sicht "keine Alternative" zu diesem "Konzentrationsprozess".

Mehrere Gemeindeglieder äußerten den inständigen Wunsch, dass es auch in Zukunft Gottesdienste im Johann-Tobias-Beck-Haus, dem Gemeindehaus von Balingen-Ost, geben möge. "Die Menschen kommen gerne hier her", war zu hören, ebenso, dass der Weg in die Stadtkirche zu weit sei. Man habe Angst, mit der Teilung der jetzigen Gemeinde abgehängt zu werden.

Geäußert wurde ebenso, dass der Weggang von Pfarrerin Schoblocher sowie die Gräben und Verletzungen, die der Pfarrplan in der Gemeinde hinterlassen hat, aufgearbeitet werden sollen. Deutlich wurde, dass einige Gemeindeglieder die neuen Zugehörigkeiten – Heselwangen einerseits, Stadtkirche andererseits – nicht per "Beschluss von oben" akzeptieren wollen – ganz zu schweigen davon, dass das über Jahrzehnte entstandene Zusammengehörigkeitsgefühl sich nicht von heute auf morgen auflösen lasse.

Auf der anderen Seite gab es auch Stimmen die meinten, man solle nicht nur am Bestehenden festhalten wollen, sondern die notwendigen Veränderungen guten Mutes und mit Zuversicht angehen und das Beste daraus machen – und außerdem gründlich überlegen, wie man die Kirche wieder attraktiv machen könne.

Eine weitere, wohl heikle Diskussion steht der bisherigen Gemeinde Balingen-Ost indes wohl noch bevor: Über die Frage, wie es mit dem Johann-Tobias-Beck-Haus weitergeht. Pfarrer Seisser sagte, dass der Beratungsprozess über die Immobilien zeigen werde, welche Gebäude der Gesamtkirchengemeinde künftig noch gebraucht würden und welche nicht.

  Eine weitere Versammlung zur Aufteilung von Balingen-Ost findet am heutigen Donnerstagabend in Heselwangen statt: Beginn ist um 19 Uhr im Gemeindehaus.