Das Johann-Tobias-Beck-Haus ist kein Gemeindezentrum mehr – mangels Gemeinde: Balingen-Ost ist Geschichte. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Früher eigenständige evangelische Gemeinde ist aufgeteilt / Was wird aus Johann-Tobias-Beck-Haus?

Es ist nach langen, teilweise heißen Diskussionen und dem Weggang von Pfarrerin Angelika Schoblocher ein leises Ende, das mit einer kurzen Mitteilung bekannt wird: Die früher eigenständige Gemeinde Balingen-Ost ist Geschichte.

Balingen. Das Gremium der Ortskirchlichen Verwaltung sowie des Kirchengemeinderats Heselwangen haben bereits im Mai in einer nichtöffentlichen Sitzung die Fusion beschlossen – was die Aufteilung mit Wirkung zum 1. Januar 2019 mit sich bringt. Der Gesamtkirchengemeinderat hat dem Schritt in einer Sitzung vergangene Woche ebenfalls zugestimmt; die Neustrukturierung passe ins Gesamtgefüge. Notwendig ist nun noch die Zustimmung des Oberkirchenrats. Diese gilt aber als Formalie.

Das Wohngebiet Neige und die Straße Am Schlichtebach werden der Stadtkirche und Pfarrerin Birgit Wurster zugeordnet. Die Gebiete jenseits der Heselwanger Straße, der Heimliche Wasen im oberen Teil der Lisztstraße bis hinüber zur Teck- und zur Hirschbergstraße werden dem Pfarramt Heselwangen mit Pfarrer Christof Seisser zugeteilt.

Für dieses neue Gebilde wird derzeit noch der passende Namen gesucht. Ein erster Vorschlag liegt laut Pfarrer Seisser mit "Heselwangen-Balingen" auf dem Tisch und zur Beratung beim Oberkirchenrat. Möglicherweise werde es aber noch einen zweiten, "nicht ortsbezogenen", geben, sagt Seisser im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Aufteilung von Balingen-Ost ist Ergebnis des Prozesses SPI, mit dem die evangelische Kirche Struktur, Pfarrdienst und Immobilien aktuellen Herausforderungen anpassen will. Stichworte sind der Rückgang der Gemeindeglieder, der Wegfall von Pfarrstellen und die Zukunft des Gebäudebestands. Pfarrer Seisser spricht in diesem Zusammenhang von "notwendigen, aber mühsamen Veränderungen".

Was den Immobilienbestand der evangelischen Gesamtkirchengemeinde betrifft, so hat die Diskussion darüber in dieser Woche begonnen. Eine "gesamthafte Betrachtung" werde es geben, sagt Seisser; geprüft werden müsse, welche Gebäude noch benötigt werden und im Bestand bleiben und welche vielleicht veräußert werden sollen. Womöglich kommen auf die Balinger Gemeinden weitere schmerzhafte Entscheidungen zu.

Überlegungen gibt es bereits, etwa zum Johann-Tobias-Beck-Haus, Zentrum und Gottesdienstort der früheren Gemeinde Balingen-Ost. Diese Immobilie könnte weiter von der Kirche genutzt werden, und zwar für Jugend- und Bildungsarbeit.

So ist der Umzug des Evangelischen Jugend- und des Bildungswerks von der Längenfeldstraße eine mögliche Option. Im Saal des Johann-Tobias-Beck-Haus, wo regelmäßig Schulgottesdienste abgehalten werden, könnten zudem künftig die Familiengottesdienste stattfinden, die derzeit noch in der Friedhofskirche gefeiert werden. Gerade für Familiengottesdienste wurde das Johann-Tobias-Beck-Haus anfangs gerne genutzt; ein richtiger Gottesdienstort, wenn auch ohne Altar, sondern nur mit einem Holzpodest, wurde es erst seit der Jahrtausendwende.

Derweil ist die Zukunft des direkt daneben liegenden Gebäudes ungewiss: Dort war bislang das Pfarrbüro der Gemeinde Balingen-Ost untergebracht. Es steht aber nun leer. Die Sekretärin ist bereits nach Heselwangen umgezogen, wo das Pfarramt der bisherigen Gemeinde Balingen-Ost von Pfarrer Seisser geschäftsmäßig versehen wird.

Weitere Informationen: Zur Frage der Zukunft der Immobilien lädt die evangelische Gesamtkirchengemeinde auf Mittwoch, 11. November, 19 Uhr, ins Gemeindehaus Stadtmitte ein. An diesem Abend soll es unter möglichst breiter Beteiligung der Gemeindeglieder darum gehen, Ideen und Anregungen zu sammeln, wie mit dem Gebäudebestand verfahren werden kann und soll.