Wer sich fit hält, wird seltener krank. Wie das geht, zeigt der stellvertretende Geschäftsführer der AOK Neckar-Alb, Martin Hummel, im AOK-Fitness-Studio. Mit auf dem Bild: AOK-Pressesprecher Erwin Graf (rechts hinten) und Willi Kipke. Foto: Ungureanu

Dennoch erreicht Krankenstand laut AOK-Report im vergangenen Jahr historischen Höchststand.

Zollernalb - Einen "historischen Höchststand" bei krankheitsbedingten Fehltagen verzeichnet die AOK Neckar-Alb im Gesundheitsreport 2015. Insgesamt wurden dafür die Daten von 43 781 Beschäftigten aus dem Zollernalbkreis ausgewertet.

Weit mehr als die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seien bei der AOK versichert, daher seien die Zahlen repräsentativ, erklärt Martin Hummel, der stellvertretende Geschäftsführer der AOK Neckar-Alb. Mit einem Krankenstand von 5,2 Prozent liege der Zollernalbkreis knapp über dem Landesdurchschnitt von 5,1 Prozent sowie Tübingen und Reutlingen (4,9 Prozent). Gesunder sind nach Informationen der Kasse nur die Bayern mit einem Krankenstand von 4,7 Prozent. Aber für den Zollernalbkreis sind diese 5,2 Prozent ein "historischer Höchststand".

Nach wie vor gehörten Bayern und Baden-Württemberg da zu den gesundesten Regionen in Deutschland. Allerdings seien nur die Beschäftigten erfasst, für die eine ärztliche Bescheinigung ausgestellt wurde, erklärt Hummel. Viele würden nämlich auch dann zur Arbeit gehen, wenn sie krank seien, zuweilen auch dann noch, wenn sie krankheitshalber nur eine reduzierte Leistung erbringen könnten. Diese seien im Report freilich nicht erfasst. Krank zur Arbeit zu gehen sei aber der falsche Weg: Häufig würde man dann auch die Kollegen anstecken.

Ältere sind häufiger und länger krank

Aber woran liegt es, dass der Zollernalbkreis nach einem Tiefststand von 3,9 Prozent im Jahr 2006 jetzt auf einen Höchststand geklettert ist? Wie kommt es, dass im vergangenen Jahr jeder 20. Arbeitnehmer permanent krank gewesen ist?

Willi Kipke, der für das betriebliche Gesundheitsmanagement zuständig ist, hat ein Erklärungen parat: Einerseits sei das steigende Renteneintrittsalter dafür verantwortlich, weil Ältere häufiger und länger krank seien. So würden Männer ab 60 hochgerechnet fast 39 Tage im Jahr krankheitsbedingt fehlen. Andererseits habe die Grippewelle im Februar 2015 die Zahlen in die Höhe getrieben. Denn es war keine Grippe, die in drei, vier Tagen auskuriert werden konnte: "Die Leute waren zwei bis drei Wochen krank." In vielen Betrieben sei die Hälfte der Belegschaft weggeblieben, auch in den Kliniken habe es Personalnotstand gegeben.

Was die Krankmeldungen nach Berufsgruppen angeht, so ist die Arbeit in der Baustoffherstellung oder Glaserei (38,1 beziehungsweise 33,4 Prozent aller Krankheitstage) deutlich ungesunder als bei Banken und Versicherungen (2,9 Prozent).

Am häufigsten sind die Zollernälbler wegen Atemwegserkrankungen ausgefallen – allerdings nur für wenige Tage: 25,7 Prozent der Krankschreibungen erfolgen wegen Erkältung, Grippe & Co., aber sie machten nur 13,5 Prozent aller Fehltage aus. Anders ist das bei psychischen Erkrankungen, deren Behandlung wesentlich länger dauert.

Gesundheitsmanagemen t im Betrieb lohnt sich

Immer häufiger seien auch Muskel-Skelett-Erkrankungen. Sie sind für 19,9 Prozent der Ausfalltage verantwortlich. "Wir sind einfach nicht dafür gemacht, acht bis zehn Stunden am Tag auf einem Bürostuhl zu sitzen", sagt Martin Hummel. Sport als Ausgleich sei sinnvoll. Dass auch viele Firmen erkannt hätten, dass Prävention im privaten Umfeld nicht ausreiche, sei ein positives Signal: "Das ist auch ein Kosten- und Image-Faktor für das Unternehmen." Gesundheitsmanagement im Unternehmen habe aber nur eine Chance, "wenn es von oben herab gewünscht ist".

AOK-Programme wie "Mit dem Rad zur Arbeit", "Lebe Balance" oder "Führung in Balance" seien hilfreich, zudem gebe es Rückenprogramme, Nichtraucherkurse, Diabetes-Beratungen und vieles mehr. Die Kasse biete auch Betriebsbegehungen an, wenn festgestellt werden soll, ob ein Arbeitsplatz verbessert werden kann.