Aufwendige Vorbereitungen zu Schau im Haus der Volkskunst

Balingen-Dürrwangen. Zu Hirten in Rumänien führte Manfred Stingel, Chef des Hauses der Volkskunst in Dürrwangen, sowie seine Mitarbeiter Lisa Sauter und Mirko Bombach eine besondere Recherche- und Filmreise. Durch die abgelegenen Gegenden des Landes fuhren sie insgesamt 4300 Kilometer.

Zusammen mit einem Filmteam aus Berlin machten sie sich auf den Weg, um die dort noch erhaltene Kultur zu dokumentieren. Denn derzeit wird im Haus der Volkskunst die Dauerausstellung "Hirtenmusik in Europa: Sterbender Beruf – Lebendige Musik" vorbereitet.

Stingel beschreibt die wichtige Rolle der Viehhirten von früher: Zu ihrer Arbeit hätten von jeher Instrumente wie Sackpfeife, Flöte, Schalmei und eben das Hirtenhorn gehört. Was in unserer Kultur in Vergessenheit geraten sei, lebe in Rumänien fort. Deshalb besuchten die drei Balinger rumänische Viehhirten, um Signale aufzuzeichnen. Mit diesen verständigen sich die Hirten untereinander. Für verschiedene Tiere, etwa Schweine oder Schafe, gibt es unterschiedliche Rufe.

Doch nicht nur Tiere werden damit gerufen. Es kann ein Treffpunkt vereinbart, vor Feuer, Unwetter oder wilden Tieren gewarnt oder auch zum Kirchgang geblasen werden. Auch Melodien werden gespielt, eine gesungene Strophe lautet etwa: "Kommt zu uns in die Berge, damit ihr die Hirtenhörner singen hört."

Stingel, Sauter und Bombach besuchten zudem eine Hirtenhornschule und einen Instrumentenbauer, bei dem sie zwei rumänische Bauformen des Instruments erwarben, um sie in der Ausstellung präsentieren zu können.

Auch lauschten sie einem Auftritt von "Fanfara Rotaria Junior". Die Gruppe ist auf Initiative von Romeo Talmaciu entstanden. Er will benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch musikalische Aktivitäten eine Perspektive geben. Auch sie beschäftigten sich mit Hirtenmelodien und -instrumenten und verarbeiten sie in moderne Musik, erläutert Stingel.

Außerdem ist die Gruppe Partner des EU-Kooperationsprojekts mit Spanien und Rumänien, in dessen Rahmen die Dauerausstellung im Haus der Volkskunst steht. Gezeigt werden dort historische und Instrumente aus der Gegenwart aus verschiedenen Ländern und Regionen. Auf Reproduktionen alter Bilder, etwa aus Kirchen, von Stadtsiegeln, Kupferstichen und Wappen, sind Hirten mit ihren Hörnern zu sehen.

Im interaktiven Teil der Ausstellung gibt es Instrumente zum Ausprobieren sowie zahlreiche Hörbeispiele und Filmausschnitte, die mittels eines Sensor-Bildschirms bedient werden. Viele Aufnahmen stammen aus Rumänien. Zudem wird ein Film produziert.

Gelohnt habe sich die Reise, berichtet Manfred Stingel begeistert und betont: "Wir wollen zur Bewahrung dieses europäischen Kulturerbes beitragen."

Dass die Hörner nicht bloß reine Signal-, sondern auch Melodieinstrumente waren und sind, ist bei der Ausstellungseröffnung zu hören. Denn neben der Volkstanzmusik Frommern spielen "Fanfara Rotaria Junior" und "Leseni rogisti" aus Slowenien sowie einige Hornspieler aus dem süddeutschen Raum.

Die Eröffnung der Schau "Hirtenmusik in Europa" im Haus der Volkskunst ist am Sonntag, 30. Oktober, um 14.30 Uhr. Daran schließt sich der Baukurs "Süddeutsches Hirtenhorn" an, der vom 31. Oktober bis 7. November angeboten wird.