Derzeit gilt: Die Post muss 80 Prozent der Briefe innerhalb eines Tages zustellen. (Symbolfoto) Foto: dpa/Monika Skolimowska

Die Bundesregierung zieht eine Reform des Postgesetzes hin zu einer Art Zwei-Klassen-Briefzustellung in Betracht. Derzeit schreibt Gesetz vor, dass die Post 80 Prozent der Briefe innerhalb eines Tages zustellen muss.

Kommt eine Art Zwei-Klassen-Briefzustellung? Das erwägt zumindest die Bundesregierung im Rahmen einer Reform des Postgesetzes. „Es gibt Briefe, die sind dringend und müssen gesichert am nächsten Tag ankommen“, sagte die Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Franziska Brantner (Grüne), der „Süddeutschen Zeitung“ vom Montag. Bei anderen Sendungen könne hingegen von der gesetzlichen Vorgabe einer Zustellung innerhalb eines Tages abgerückt werden.

„Das würde auch dem Klima helfen, denn dadurch könnte ein erheblich größerer Teil der Sendungen mit der Bahn transportiert werden und auf umweltschädliche Frachtflüge verzichtet werden“, führte Brantner weiter aus.

Post begrüßt Ansatz

Die Post selbst begrüßt diesen Ansatz. „Der Verbraucher kann sich entscheiden, mit welchem Tempo sein Brief transportiert wird“, sagte der Personalvorstand der Deutschen Post, Thomas Ogilvie, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Im Sinne der Angebotspalette halte ich das für einen guten Schritt.“

Laut Ogilvie gebe es dieses Prinzip der Zwei-Klassen-Briefzustellung in vielen europäischen Ländern. Allerdings würde der neue Express-Brief für den Verbraucher voraussichtlich teurer. Derzeit schreibt das Postgesetz vor, dass die Post 80 Prozent der Briefe innerhalb eines Tages zustellen muss. Das Ziel hat der Konzern jedoch wiederholt verfehlt – die Beschwerden häuften sich in den vergangenen Jahren. Die Post verwies auf einen hohen Krankenstand und Personalmangel im Allgemeinen.

„Das Postgesetz ist fast 30 Jahre alt, da ist leider vieles nicht mehr zeitgemäß“, sagte die grüne Staatssekretärin der „SZ“. Die Post müsse „verlässlicher, digitaler und umweltfreundlicher“ werden „und zugleich bezahlbar bleiben“.

Post-Personalvorstand: Brief kein Auslaufmodell

Post-Personalvorstand Ogilvie zeigte sich überzeugt davon, dass der Brief trotz zuletzt sinkender Sendungsmengen in Deutschland kein Auslaufmodell sei. „Letztlich braucht vor allem auch der Staat einen funktionierenden Briefdienst“, sagte er den Funke-Zeitungen. Allerdings werde die Menge weiter zurückgehen.

Die Post plane daher mittels Verbundzustellung den Rückgang auszugleichen. Dabei liefern Briefträger auch kleine Pakete aus. „Auf dem Land werden Pakete und Briefe bereits von einer Person zugestellt. Das Prinzip könnten wir auch auf mehr Regionen ausweiten, um den Briefdienst erschwinglich zu halten“, sagte Ogilvie. Eine Reduzierung der Briefzustellung auf fünf Tage in der Woche sei dagegen kein Ziel, das derzeit verfolgt werde.