Einsatz blaue Geige: Titus Waldenfels (links) und Michael Reiserer wechseln gerne mal das Instrument. Foto: Roma Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Multiinstrumentalist Titus Waldenfels begeistert in der "Kellerassel"

Passend zur losgelösten Atmosphäre der Musikkneipe begeisterten Titus Waldenfels und Michael Reiserer mit Westernswing, Blues und weiteren Songs aus aller Welt am Samstag das Publikum in der "Kellerassel". Im Laufe des Abends kamen sieben Instrumente zum Einsatz – und ein Sägeblatt.

Baiersbronn. Wenn Titus Waldenfels Wasser verschüttete, dann nicht, weil ihn die Fähigkeit zum Trinken verlassen hatte. Tatsächlich benötigte der Münchner die nassen Waschlappen auf dem Boden für sein fünftes Instrument an diesem Abend – ein einsaitiger Bass, den er mit den Füßen spielte. Wie selbstverständlich bewegte er seine Füße zum Takt, während nebenher seine Hände in schwindelerregendem Tempo über die Gitarre glitten. Dass zeitgleich bei unpassenden Tönen die Gitarre während der Songs gestimmt wurde, war nicht die Ausnahme.

Keine zwei Schritte weiter spielte sich fast dieselbe Szene ab. Am anderen Ende der überschaubaren Showbühne schwang Michael Reiserer das Akkordeon zu Bob Dylan oder Ulrich Tukur, haute zum Rhythmus mit den Füßen auf die Trommel und sang – mal in Deutsch, mal in Spanisch, mal in Französisch – ins vor ihm stehende Mikrofon.

Über zwei Stunden offenbarten die Musiker ihre unterschiedlichen Talente. In der Kneipe, die einem Wohnzimmer aus den 1960er-Jahren ähnelt, zeigte sich das Publikum begeistert. Zwischen bunten Sesseln und Hockern, Postern mit bekannten Musikgrößen und allerlei Überbleibseln von Kunden aus vielen Jahren wurde gelacht, gelauscht und Sorglosigkeit verbreitet. Nach einiger Zeit begann das Publikum – ebenso bunt gemischt im Alter von 18 bis 65 Jahren – mitten in der Show zu den Klängen der Musik zu tanzen.

Wie kam Waldenfels auf die Idee, einen Abstecher in der "Kellerassel" zu machen? "Als Kind war ich jeden Sommer in Obertal, bis ich 14 war", so der Multiinstrumentalist. "Ich fand die Gegend immer toll, und vor sechs bis sieben Jahren habe ich bei einem Spaziergang die ›Kellerassel‹ entdeckt." An der Kneipe im Sägmühleweg fand er sofort Gefallen nahm sie in seine Tournee, die auch die Schweiz und Österreich bedient, mit auf.

Sägeblatt im Sägmühleweg

Seit mehr als 25 Jahren reist Waldenfels vorzugsweise durch Irish Pubs. Ein Song des Abends beschrieb so auch den Lifestyle der beiden Musiker. In "Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da" zeigte Waldenfels erneut seine Fingerfertigkeit auf einem Banjo. Im Laufe des Auftritts wurde erneut gewechselt, diesmal auf eine Steelgitarre. Dass der Münchner jahrelange Übung in der Branche und Leidenschaft für die Musik und allerlei Instrumente hat, wurde spätestens mit der Darbietung auf der blauen Geige deutlich.

Höhepunkt des Auftritts war das von Michael Reiserer gespielte Sägeblatt. Die undefinierbaren, hohlen Töne, die sich ergaben, wenn der Bogen die Säge traf, versetzten das Publikum in Begeisterung. Dass die Klänge zusätzlich perfekt mit den Instrumenten von Waldenfels harmonierten, rundete das Musikspektakel am Ende der Show ab.

Zum Abschluss des Abends konnte das Album von Waldenfels gekauft werden – in allen Modernitätsstufen. Angeboten wurden eine Streichholzschachtel mit QR-Code, von der das Album gescannt und heruntergeladen werden konnte, eine klassische CD, eine altmodische Kassette und sogar eine antike Schallplatte.