Michael Ruf an einem seiner Lieblingsorte in der Gemeinde – auf dem Stöckerkopf. Foto: Michel

Bürgermeisterwahl: Michael Ruf hat auf seiner To-Do-Liste viel erledigt, aber auch noch viel vor

Bürgermeister, ein Traumberuf? Die Antwort von Michael Ruf kommt prompt. "Ja", sagt er. Am Sonntag, 7. Juli, stellt er sich zur Wahl für seine zweite Amtsperiode in Baiersbronn. Und für die hat er sich jede Menge vorgenommen.

Baiersbronn. Michael Ruf sitzt auf der Terrasse der Glasmännlehütte, Traumaussicht, Sonnenschein. Den Ort hat er ganz spontan für das Pressegespräch ausgesucht, auf die Anfrage, es an einem seiner Lieblingsorte in der Gemeinde zu führen. Und warum ist Bürgermeister ein Traumberuf? Weil er dabei mit vielen Menschen gemeinsam die Zukunft gestalten könne.

Viele wichtige Projekte

Acht Jahre als Bürgermeister Baiersbronns liegen hinter Ruf. Die wichtigsten Projekte in dieser Zeit? "Es gab unheimlich viel Wichtiges", sagt Ruf. Er freue sich, dass er Probleme lösen konnte, die schon lange gedrängt hätten. Als Beispiele nennt er den Ausbau der Landesstraße 409 in Klosterreichenbach, dass für die "Sonne-Post" in Klosterreichenbach eine Lösung gefunden werden konnte, und den Abriss der Bauruine des Hotels Sonne in Obertal.

Stichwort Unterdorfsanierung: Das, so Ruf, sei ebenfalls ein ganz wichtiges Projekt, mit einer "sehr schönen Bürgerbeteiligung" im Vorfeld. Mit der Freigabe des ersten Stücks der umgestalteten Bundesstraße seien nun auch die ersten Ergebnisse sichtbar. Die Rückmeldungen seien sehr positiv, freut sich Ruf. In Sachen Verkehr nennt er auch den Ausbau der Bundesstraße 462 zwischen Huzenbach und Ortsende Schwarzenberg inklusive Gehweg.

Weiter ging’s auch beim Thema Kinderbetreuung, die durch neue Angebotsformen, wie die Kinderkrippe in Mitteltal, fortentwickelt worden sei. Als folgerichtigen Schritt sieht Ruf denn auch die Einführung der Ganztagsbetreuung an der Wilhelm-Münster-Schule. Durchgängigkeit sei wichtig. "Wenn ich ein Kind im Ganztagskindergarten habe, brauche ich auch eine Ganztagsschule."

Froh ist Ruf, dass es in Baiersbronn gelungen ist, in Zusammenarbeit von Ärzten und der Gemeinde zwei Ärztezentren im Kernort und in Klosterreichenbach zu verwirklichen. Weiteres wichtiges Thema neben der Ärzteversorgung seien Pflegeplätze und barrierefreie Wohnformen. Aus dem Leader-Projekt "Neue barrierefreie Wohnformen zur Belebung der Ortszentren" seien zwei Projekte entstanden: das Projekt "Wohnen am Rosenpark", das zurzeit verwirklicht wird, und der geplante Neubau des Waldheims Tonbach bei der katholischen Kirche.

Kräftig investiert hat Baiersbronn in seine Gebäude. Das reicht vom Anbau und der Sanierung der Murgtalhalle über die Instandsetzung der Eishalle bis zur Sanierung der Weißenbachhalle in Mitteltal, des Rathauses in Schwarzenberg und des Kurhauses Schönmünzach. Weiter geht es auch im Kulturpark Glashütte Buhlbach. "Da sind wir jetzt am "Löwen‹ dran", sagt Ruf zu dem historischen Gebäude, das einst ein Gasthaus war. "Wir versuchen, in allen Ortsteilen und Teilorten Wünsche zu realisieren", so Ruf. Klar stellt er, dass vieles nur möglich war wegen der guten wirtschaftlichen Lage und weil die Gemeinde für vieles Fördergelder bekommen hat.

Öffentliches WLAN

Kostenloses öffentliches WLAN an verschiedenen Hotspots quer durch die Gemeinde, Veranstaltungen wie die Baiersbronn Classic und das Baiersbronn Open Air, die entwickelt wurden, neue Fahrzeuge für die Feuerwehr und viele kleine und größere Maßnahmen listet der Bürgermeister in seiner Bilanz auf. Es sei auch dem Gemeinderat wichtig, der Feuerwehr die bestmögliche Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Unterstützung der Gemeinde und des Gemeinderats bekommen auch die Vereine und damit das Ehrenamt, durch das vieles entstanden sei. Da passt die Antwort auf die Frage, was Ruf in Baierbronn am meisten schätzt: "Das große Engagement ganz vieler Bürger, die sich ehrenamtlich einbringen."

Zu den Investitionen nennt Ruf auch Zahlen: "Wir haben von 2012 bis 2018 rund 26,5 Millionen Euro investiert, nur im Gemeindehaushalt, ohne Baiersbronn Touristik und Gemeindewerke." Zudem seien im Kernhaushalt 5,25 Millionen Euro Schulden getilgt worden.

"Ich mag das Format, das sind Termine, die auch Spaß machen", sagt Ruf über die Bürgergespräche, die er im Vorfeld der Wahl in den verschiedenen Ecken der Gemeinde anbietet. Zwischen 20 und 36 Personen hätten die bisherigen Termine besucht. Dabei ergäben sich immer positive und gute Diskussionen, er könne Themen mitnehmen, bekomme Feedback und könne erklären. Ganz unterschiedlich seien die Themen – zum Beispiel in Schönmünzach der Motorradlärm oder in Mitteltal die anstehende Friedhofssanierung. Das stehe auch für die Vielfältigkeit der Ortsteile.

Was ansteht

Was in den nächsten Jahren ansteht? Diese Liste ist ebenfalls lang. "Das Thema Gartenschau ist natürlich maßgeblich", stellt Ruf fest. Zurzeit entstehe dafür der Masterplan, der im Herbst fertig sein soll. Als flankierendes Projekt ist das Sanierungsgebiet Friedrichs-tal geplant, für das zurzeit die vorbereitenden Untersuchungen laufen. Und bis zur Gartenschau 2025 soll es auch wieder eine Seilbahn geben. "Wir arbeiten nach wie vor an einem Neubau", so Ruf.

Themen, die auch in den kommenden Jahren weiterhin zu den bestimmenden gehören werden, sind der Hochwasserschutz und der Verkehr. So sei ein Tunnel für Baierbronn zwar nicht ganz vom Tisch. Doch der jetzige Bundesverkehrswegeplan, in dem er nicht enthalten sei, gelte bis 2030. "Das heißt, bis dahin ändert sich nichts." Und für die nächste Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans werde man die Situation neu bewerten müssen. Was den Kreisverkehr beim Bahnübergang beim Bahnhof angehe, sei die Gemeinde weiterhin im Gespräch mit den Beteiligten von Bund, Land und Landeseisenbahnamt. Und für die Beseitigung der schienengleichen Bahnübergänge Schindele und Boxenstopp gehe es an die Grunderwerbsgespräche. Er hoffe auf eine Umsetzung 2020/ 2021, sagt Ruf.

Breitband und Fotovoltaik

Eine größere Sache sei zudem die flächendeckende Breitbandversorgung. Das sei ein bedeutendes Thema für die Zukunft, für das die Gemeinde finanzielle Förderung benötige. Aber auch die weitere sukzessive energetische Sanierung der Bestandsgebäude und der Straßenbeleuchtung, die Nutzung von Dachflächen für Fotovoltaik und die Fortentwicklung im Bereich Kindergärten und Schulen bleiben aktuelle Themen.

In Sachen Nationalpark bleibt Ruf zurückhaltend: Er sei seit 2014 Realität, die Gemeinde sei im stetigen Dialog mit der Nationalparkverwaltung, um ihre Belange einzubringen. Was den Einzelhandel angeht, versuche die Gemeinde Frequenz und damit die passenden Rahmenbedingungen im Unterdorf zu schaffen. Das Oberdorf sei mehr und mehr zu einem Wohnbereich geworden, eine Entwicklung, die wohl nicht zurückzudrehen sei.