Das Nationalparkzentrum ist im Werden – gleichzeitig wird am Verkehrskonzept gefeilt. Foto: Michel Foto: Schwarzwälder Bote

Nationalpark: Gemeinderat Baiersbronn kommt bei Vorstellung des Verkehrskonzepts als erster an die Reihe

Das Verkehrskonzept für die Nationalparkregion setzt vor allem auf den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und eine Parkraumbewirtschaftung, um den Verkehr in Zukunft im Nationalparkgebiet regeln zu können.

Baiersbronn. Baiersbronn war die erste Gemeinde in der Region, in der im Gemeinderat die bisherigen Planungen für das Verkehrskonzept vorgestellt wurden. Wolfgang Schlund, einer der beiden Nationalparkleiter, und Valentin Gauß vom Verkehrsministerium stellten dem Gremium die geplanten Maßnahmen vor. "Wir müssen am Ende des Jahres einen Nationalparkplan vorlegen. Das Verkehrskonzept ist ein Modul davon. Es muss sich auf die Region erstrecken und wurde in guter Zusammenarbeit mit den Experten aus der Region vom Verkehrsministerium erstellt", erklärte Schlund.

Er betonte, dass für die Umsetzung ein gutes Miteinander entscheidend sei, im Dialog müsse man Lösungen finden. "Entscheiden werden die Kreise und das Verkehrsministerium, nicht der Nationalpark", sagte Schlund.

Drei Landkreise und 18 Gemeinden betroffen

Valentin Gauß, Projektleiter für das Nationalpark-Verkehrskonzept im Verkehrsministerium, stellte die konkreten Planungen für 2018 vor, sprach aber auch weitere Maßnahmen an. "Das Verkehrskonzept betrifft drei Landkreise und 18 Gemeinden. Es geht darum, eine Alternative zum Auto zu finden", so Gauß. Wenn alle mit dem Auto anreisen würden, hätte man weiterhin das bekannte Problem, der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) müsse daher noch attraktiver gemacht werden. "Wir brauchen eine Alternative, die nicht nur den Parkbesuchern zugute kommt, sondern auch den Menschen, die hier wohnen."

Entgegen dem Bundestrend müsse man den ÖPNV nicht zurückfahren, sondern ihn erweitern. Dafür bedürfe es entsprechender Infrastruktur, und das gehe nur im Dialog mit den Menschen vor Ort. Als zentrale Maßnahmen für 2018 nannte Gauß drei Schwerpunkte. Bei der Erweiterung des Regiobusprogramms mit einer möglichen Verbindung Baiersbronn-Bühl-Achern oder anderen Strecken würde das Land 50 Prozent des Abmangels übernehmen.

Weiter soll eine Parkraumbewirtschaftung mit kostenpflichtigen Parkplätzen und entsprechenden Kontrollen aufgebaut werden, dies parallel zur Eröffnung des Nationalparkzentrums 2020.

"Wir würden die Technik für so eine Parkraumbewirtschaftung stellen. Die vorgeschlagenen Parkflächen befinden sich meist in Landesbesitz", erklärte Gauß. Als dritten Schritt sprach er von einem digitalen Verkehrskonzept, nicht in Form einer App, sondern durch den Aufbau einer Mobilitätsdatenplattform.

Als flankierende Maßnahmen würden 2019 die Aufstellung von sogenannten Lärmdisplays, Kommunikationskonzepte, Haltestellen innerorts, Verkehrsleit- und Informationssysteme, Beschilderungen, Radwege mit Ladestationen und Abstellmöglichkeiten für E-Bikes sowie Ladesäulen für E-Mobilität ins Auge gefasst. Insgesamt wurde von den Experten ein 60 Punkte umfassender Maßnahmenkatalog erarbeitet.

Auf die Frage von Bürgermeister Michael Ruf, wie denn der Ausbau des ÖPNV mit der beabsichtigten Einschränkung des S-Bahn-Angebots im Murgtal zu vereinbaren sei, sprach Valentin Gauß von Redebedarf. "Mehr Mut zum ÖPNV bedeutet auch, dass die Anschlüsse in den Tälern passen", gab Gauß zu.

Gemeinderat Gerhard Gaiser (SPD) fragte nach den Kosten, die durch so ein Verkehrskonzept auf die Gemeinde zukommen, und bat aufgrund der angespannten Haushaltslage durch Großprojekte um zeitnahe Information über finanzielle Beteiligungen. "Ganz kostenneutral wird es wahrscheinlich nicht gehen, für die Maßnahmen 2018 fallen für Baiersbronn keine Kosten an. Das Land nimmt Gelder in die Hand, doch letztlich wird es nur gemeinsam mit den Landkreisen und Kommunen gehen", so Gauß. Genaue Zahlen könnten erst nach der Freigabe des Konzepts durch das Nationalparkgremium genannt werden.

Gaiser bat außerdem darum, die Landesstraßen in Richtung Nationalpark zu sanieren. Sie seien in einem miserablen Zustand. Die Busse in den Nationalpark sollten mit Radanhängern ausgestattet werden, und es sei zu überlegen, den ÖPNV kostenlos anzubieten.

Gemeinderat Ludwig Wäckers (BUB) sprach sich für eine Limitierung des Verkehrs aus und forderte, die Gelder für die betroffenen Landkreise seitens des Landes aufzustocken. "Die Sperrung der Zuwege ist ein heißes Thema. Dafür wird keine Mehrheit gefunden, zumal die Bundes- und Landesstraßen als Transitachse genutzt werden, da sträubt sich der Bund", so Gauß.

Bürgermeister Michael Ruf betonte, dass sich die Gemeinde deutlich gegen eine Sperrung der Bundesstraße 500 und der Landesstraße 401 ausspreche, diese Strecken seien wichtige Transitstrecken.

80 Prozent sollen bewirtschaftet werden

Gemeinderat Ulli Schmelzle (FDP/UBL) wünschte sich die Sanierung der Radwege und gab zu bedenken, dass die digitale Komponente für ältere Leute schwierig sei. "Wir werden sowohl analog, zum Beispiel mit Flyern, wie auch digital agieren", erklärte Gauß. Gemeinderat Karlheinz Nestle (FWV) kritisierte den Lösungsansatz Parkraumbewirtschaftung und Kontrollen, vielmehr solle man ausreichend Parkplätze schaffen und nicht die Besucher nötigen, den ÖPNV zu nutzen. "Wir brauchen eine sinnvolle Konzeption, nicht nur Gebühren und Kontrollen", so Nestle. Nach dem Bau des Nationalparkzentrums würden rund um das Gebäude mehr als 500 Parkplätze zur Verfügung stehen und damit mehr als bisher, jedoch sei an Tagen mit besonders vielen Besuchern auch dies zu wenig, sagte Schlund. Ein Parkhaus, das meistens leer sei und nur an bestimmten Tagen voll, sei verschwendetes Geld.

Die Parkplätze bei der Schanzenanlage Ruhestein seien in Gemeindebesitz. Hier habe man den Sportvereinen zugesichert, dass diese bei Veranstaltungen genutzt werden können, teilte Bürgermeister Ruf mit.

Gemeinderätin Christine Günter (FWV) fragte nach dem Sinn von Lärmdisplays. Ähnlich wie Geschwindigkeitsanzeigen würden die rund 15 000 Euro teuren Geräte den Lärm anzeigen. Es solle der Versuch gestartet werden, ob es dadurch zu einer Lärmreduktion kommt, erklärte der Nationalparkleiter.

Auf eine Frage von Gemeinderat Bernd Bühner (FWV) stellte Gauß in Aussicht, die Panoramaparkplätze an der Schwarzwaldhochstraße weiter offen zu lassen. Insgesamt seien rund 5000 Parkplätze aufgelistet worden, 80 Prozent davon sollten bewirtschaftet werden. "Wir bleiben einfach im Dialog", so Gauß abschließend.