Die Blumen machen’s vor: Wenn sie in der Nacht gefroren haben, richten sie sich wieder auf. Foto: Haier Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Motto "Sieben Wochen ohne Pessimismus" gewinnt vor Hintergrund der Corona-Pandemie eine besondere Bedeutung

"Sieben Wochen ohne Pessimismus" lautet das Motto der evangelischen Kirche diesmal in der Fastenzeit. Ein Motto, das gerade in der Corona-Krise an Bedeutung gewinnt. Mit den Themen Optimismus, Zuversicht und Hoffnung befassen sich auch die Vertreter der Kirchen in Baiersbronn.

Baiersbronn. Mehr als die Hälfte der Fastenzeit ist vorbei. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Passionszeit. In dem umgangssprachlich Fastenzeit genannten Zeitraum bis Ostern erinnern sich die Christen an die Leidensgeschichte Jesu. Seit rund 30 Jahren lädt die evangelische Kirche unter der Vorgabe "Sieben Wochen ohne" regelmäßig dazu ein, diese Zeit bewusst zu gestalten. In diesem Jahr lautet das Motto der Fastenaktion "Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus". Auch in Baiersbronn ist dies ein Motto, über das sich die Kirchen Gedanken machen.

Gerade in der Zeit von Epidemien und Naturkatastrophen ist ein Leben ohne Pessimismus eine echte Herausforderung. In der Zeit der Corona-Krise bekommt das Motto eine ganz andere Bedeutung und ist für viele aktueller denn je. "Ich persönlich finde das Motto sehr gut gewählt. Es passt zur aktuellen Situation, und es hat auch etwas mit Glauben und Halt zu tun", sagt Pfarrer Daniel Vögele von der evangelischen Kirche. Jesus sei ans Kreuz genagelt worden, habe aber nie die Zuversicht verloren, selbst in schweren Zeiten. "Der Glaube gibt selbst in schweren Zeiten Hoffnung", so der Pfarrer. Vielleicht sei es auch die Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott. "Ich bin grundsätzlich ein optimistisch-realistischer Mensch und denke, es wird schon nicht so schlimm kommen, das ist meine Grundhaltung." Gerade in dieser Zeit könnten sich die Menschen aber auch an dem Motto stoßen.

"Wenn wir in die Zukunft schauen, bekommen wir Angst, wir müssen die Situation sehr ernst nehmen", sagt Vögele. Die Geschichte der Menschheit zeige, dass es nach schrecklichen Zeiten auch wieder besser wird. "Wir wissen nicht, was kommt, aber ich habe die feste Hoffnung, dass es besser wird", sagt er.

Die Hoffnung nicht verlieren

Das Osterfest, das in diesem Jahr wohl ausfalle, sei das Fest des ewigen Lebens, es gehe auch nach dem Tod bei Gott weiter, ist Vögele überzeugt und ruft dazu auf, optimistisch zu bleiben und die Hoffnung nicht zu verlieren. Der Glauben rücke in solchen Zeiten wieder in den Fokus.

Die evangelisch-methodistische Kirche Baiersbronn/Besenfeld hat mit Pastor Damian Carruthers einen Freund des Mottos gefunden. "Ich habe schon etwas Werbung für diese Aktion gemacht, und da wir keine eigenen Aktionen haben, nehme ich diese Anregung gerne auf", sagt er. Er selbst habe sich für die Fastenzeit vorgenommen, sich weniger aufzuregen. Dazu passe der Verzicht auf pessimistisches Denken gut. "In Zeiten von Corona sind wir schlecht beraten, immer nur negativ zu sehen." Er selbst sei ein eher positiv denkender Mensch und freue sich, auch diese Grundeinstellung zu vermitteln. "Unter dem Titel Hakuna Matata – was so viel bedeutet wie keine Sorgen und aus Disneys König der Löwen bekannt ist – habe ich bereits einen Gottesdienst gestaltet." Er finde es gut, dass die evangelische Kirche immer wieder besondere Aktionen für die Fastenzeit ausrufe. Das Thema fordere dazu auf, weiterhin optimistisch zu bleiben und gute Vorsätze einzuhalten. "Wir müssen die Situation gemeinsam überstehen, und dafür rücken wir näher zusammen. Es geht nun darum, nicht nur an uns selber zu denken, sondern auch an andere. Der Egoist sei auch immer Pessimist, nun gehe es darum, als Optimist für andere da zu sein.

"Die Fastenzeit hat bei uns in der katholischen Kirche eine große Tradition, und man nimmt sich den Verzicht auf viele Dinge vor", sagt Pastoralreferent und Pfarrbeauftragter Dominik Weiss von der katholischen Kirchengemeinde Baiersbronn/Seewald. "Ich habe mich in diesem Jahr gar nicht so sehr damit beschäftigt und bin vom Naturell her eher ein sehr optimistischer Mensch", so Weiss.

Menschen, die immer sehr pessimistisch seien, könne so eine Aktion vielleicht helfen. "Uns ist vom Glauben heraus viel mehr gegeben als Optimismus. Die Hoffnung, aus der man Stärke schöpfen kann." Das Thema sei im Moment sehr aktuell, es sei nun gut, optimistisch zu bleiben. "Auch wenn die Situation schwierig ist, müssen wir optimistisch bleiben und die Hoffnung behalten", sagt Weiss. Seitens der katholischen Kirche versuche man gerade, die älteren Gemeindemitglieder zu erreichen und ihnen Mut zu geben. "So schwierig es für uns alle im Moment ist, wir sollten die Zwangspausen nutzen, uns zu besinnen. Und auch wenn in dieser Zeit der Optimismus nicht angebracht scheint, die Hoffnung sollten wir nie verlieren", so der Pastoralreferent.

Alle Kirchen haben ihre Gottesdienste bereits abgesagt und bieten den Menschen über verschieden Kanäle an, trotzdem in Kontakt zu bleiben, über moderne Medien oder über Glockenläuten – auch die Kirchen sind kreativ, um einen Halt zu bieten. Dass sie auch jederzeit telefonisch erreichbar sind und immer ein offenes Ohr haben, betonen sowohl Vögele als auch auch Carruthers und Weiss.