Bei der Oldtimer Rallye "Baiersbronn Classic 2018" waren viele Klassiker dabei. Foto: Monika Braun

"Baiersbronn Classic 2018" sind bereits Geschichte. Karosserien strahlen bei tollem Wetter.

Kreis Freudenstadt - Strahlender Sonnenschein, begeisterte Zuschauer und rundum zufriedene Oldtimer-Fahrer: Die "Baiersbronn Classic" hat die Erwartungen erfüllt.

Zur letzten Etappe waren viele Zuschauer nach Obertal gekommen, um sich den Start am historischen Ort anzuschauen – am Fuße des Ruhesteins, wo 1946 das legendäre Bergrennen seinen Lauf genommen hatte. Der dritte Tag der "Baiersbronn Classic" begann, wie die anderen aufgehört hatten: mit guter Laune, tollen Gesprächen und ganz viel Begeisterung.

Einige Zuschauer grillen an der Rennstrecke

Die glänzenden Karossen nahmen ihre Startposition ein, und Bürgermeister Michael Ruf und Tourismusdirektor Patrick Schreib zählten begeistert die letzten Sekunden bis zum Start jeder Rarität. "Genial", fasste Tourismusdirektor Patrick Schreib zusammen. Das Wetter sei ein Traum, die diesjährigen Stationen klasse, und es gab Kuchen, gebacken von den Landfrauen. "Überall auf der Strecke standen die Leute. Manche haben sogar gegrillt, und die "Classic" hat sich als Veranstaltung für die gesamte Region entwickelt", freute sich Schreib.

Essen zu gut: Schock nach Blick auf Waage

Eberhard Hess und sein Co-Pilot Hanns-Werner Wirth standen mit einem Lagonda M 45 Tourer aus dem Jahr 1933 am Start und strahlten mit der Sonne um die Wette. "Ich bin seit der ersten Veranstaltung hier dabei. Es ist einfach toll in Baiersbronn", so Hess, der Teilnehmer bei vielen Rallyes ist. In Baiersbronn stimme "das Gesamtpaket", die Landschaft sei toll und, gibt er ein wenig beschämt zu, die Gastronomie sei einfach zu gut. "Die Waage steht auf Anschlag, wenn ich nach Hause komme. Aber nächstes Jahr bin ich wieder dabei", so Eberhard Hess.

Während die Teilnehmer von der "Schwarzwald-Rallye für Genießer" schwärmten, sorgten die Helfer und Vereinsmitglieder an der Strecke für einen reibungslosen Ablauf und eine tolle Bewirtung. Schon vor dem Start lief Sprecher Johannes Hübner zu Hochform auf, hatte für jedes Auto ein erstaunliches Detailwissen parat und konnte auch bei den Motorrädern mit einem umfangreichen Wissen glänzen.

Kaum waren die Automobile auf der Strecke, hatten die auf Hochglanz polierten Oldie-Zweiräder ihren Einsatz. Walter Möhrle, Motorrad-Fahrleiter von Beginn an und passionierter Motorradfan, hatte alle Hände voll zu tun. In diesem Jahr gingen 64 Teilnehmer auf die Strecke, und kaum einer war dabei, den Möhrle nicht persönlich zu kennen schien. "Es ist toll wie immer. Das Feld ist super besetzt, und die älteste Maschine aus dem Jahr 1924 fährt ein Grieche aus Achern", so Möhrle lachend. Da hatte er schon den nächsten Bekannten entdeckt. "Giuseppe Lucchinetti ist mit 82 Jahren der älteste Teilnehmer und fährt eine rattenscharfe Triumph Bonneville T 120 aus dem Jahr 1968", erklärte Walter Möhrle.

Auch den Sieger des vergangenen Jahres, Uli Brezing aus Pfalzgrafenweiler, hatte er im Visier und hatte ihn schon im Vorfeld zum Start trotz einer Fingerverletzung motiviert. "Brezing, werd’ nicht zum Weichei. Mit dem Finger kannst du fahren", hatte Möhrle zu ihm gesagt, und Brezing zog es durch. "Ich bin von Beginn an dabei, und der Sieg voriges Jahr war einfach Glückssache. In diesem Jahr geht es mir nicht um die Titelverteidigung, sondern um das Dabeisein", so der Sieger des vergangenen Jahres, der mit einer DKW RT 125 W aus dem Jahr 1950 ins Rennen ging. Der Finger tue zwar noch etwas weh. Aber das werde während des Rennens dann einfach ignoriert.

International gut besetzt war die diesjährige "Classic" nicht nur bei den vierrädrigen Mobilen, auch die Motorradfans waren von weit angereist. Die Schweizer hatten angesichts der neuen Datenschutz-Erklärung, die jeder Teilnehmer ausfüllen musste, eine klare Meinung, erzählte Möhrle. "Ihr Deutschen macht euch Probleme", haben sie gesagt, schmunzelte der Motorrad-Fahrleiter.

Schweizer wundern sich über Bürokratismus

Imposant gestaltete sich denn auch der Start der Zweiräder hinauf auf den Ruhestein. Auf den Spuren der ersten waghalsigen Rennfahrer zog der Motorradtross durch die Kurven. Das Ziel aller Teilnehmer war in diesem Jahr der Kulturpark Glashütte. Dort warteten eine gute Bewirtung und die musikalische Unterhaltung mit Hansy Vogt und seinen "Feldberger" auf die Gäste.

Bürgermeister Michael Ruf zog ein positives Fazit. "Es war wieder toll. Das Wetter spielte mit und wir haben viel Lob bekommen", so Ruf. Die Strecken seien jedes Jahr anders und einfach faszinierend. Im ehemaligen Auto von Pablo Picasso zu sitzen, sei schon ein besonderes Erlebnis gewesen. Ein besonderer Dank ging an die vielen Helfer. Mit ihnen sei so ein Event überhaupt erst möglich.

Geflüster aus der Boxengasse

 Picassos Schätzchen: Holger Schäberle vom Autohaus Schäberle aus Gäufelden ist der aktuelle Besitzer der einstigen Nobelkarosse des berühmten Malers Pablo Picasso. Zusammen mit Bürgermeister Michael Ruf ging er mit dem Mercedes Benz 300 SE aus dem Jahr 1961 auf die Strecke. "Im nächsten Jahr möchte ich gerne den Sohn von Picasso, Claude, fragen, ob er die Rallye mitfährt. Er lebt in der Schweiz und bei Paris", so Schäberle. Erste Kontakte konnte er bereits während der "Classic" knüpfen und ist guter Dinge, den Nachfahren von Picasso für die Schwarzwald-Rallye begeistern zu können.

 Pannenservice: Klaus Hagenlocher und sein Team hatten während der diesjährigen "Classic" alle Hände voll zu tun. "Gestern war der letzte um 22 Uhr zur Reparatur da, und heute ging es schon um 8 Uhr los", erzählte Hagenlocher, der zum vierten Mal mit seinem Team in Baiersbronn dabei war. Die Ausfallquote sei niedriger als im vorigen Jahr. Drei Fahrzeuge konnten auf die Schnelle nicht mehr repariert werden. Vor dem letzten Rallye-Tag mussten er und sein Team fast 20 Einsätze bewältigen. "Aber wir sorgen dafür, dass alle ins Ziel kommen", so Hagenlocher.

 Macherin im Hintergrund: Doris Mittwoch ist die Konzeptgeberin der "Baiersbronn Classic" und von Beginn an dabei. Sie ist die Leiterin des Veranstaltungsbüros und hat seit über 20 Jahren viel Erfahrung in der Organisation von Oldtimer-Rallyes. Die gebürtige Schwarzwälderin lebt heute in Stuttgart und freut sich über den Erfolg der "Baiersbronn Classic". Mittwoch: "Ich organisiere auch die Arlberg-Classic und freue mich, dass auch drei Fahrzeuge vom Lech-Zürs-Tourismus heute bei der Partnerveranstaltung hier in Baiersbronn dabei sind." Das Team versuche, immer 40 bis 50 Prozent neue Gäste zu bekommen. "Wir wollen ja, dass Baiersbronn im Tourismus noch bekannter wird." Der Schwerpunkt liege bei den Vorkriegsfahrzeugen.

 Das Feld: Diese Dichte an Vorkriegsfahrzeugen, die in Baiersbronn starten, gebe es kaum irgendwo, sagt Mittwoch. Auch die internationale Startliste mit Fahrern aus 14 Nationen sei bemerkenswert. "Von rund 180 Anmeldungen müssen wir jedes Jahr 120 auswählen. Dabei geht es nicht um den Namen, sondern um das Fahrzeug. Sie sind die Stars bei uns", so Mittwoch.