Mehr als 40 Jahre hat Roland Seefried bei der Gemeindeverwaltung in Baiersbronn gearbeitet. Am morgigen Freitag ist sein letzter Arbeitstag im Baiersbronner Rathaus. Foto: Michel Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Ordnungsamtsleiter Roland Seefried geht in den Ruhestand / Über 40 Jahre bei der Gemeinde

Dass er auf der Zielgeraden in Richtung Ruhestand ist, hat Roland Seefried noch nicht so richtig verinnerlicht. "Das ist momentan nicht so präsent", sagt er wenige Tage vor seinem letzten Arbeitstag. Am 31. August endet seine Zeit als Ordnungsamtsleiter – nach fast vier Jahrzehnten.

Baiersbronn. Seit 1980 leitet Roland Seefried das Ordnungsamt der Gemeinde Baiersbronn und ist damit zugleich der erste Ordnungsamtsleiter, den es in der Kommune gab. Sein Fazit nach mehr als vier Jahrzehnten bei der Gemeindeverwaltung: "Es hat meistens Spaß gemacht, es gab aber auch Situationen und Themen, an denen man gewachsen ist, Themen, die besondere Herausforderungen waren."

Eine solche Situation hat ihn gleich zu Beginn seiner Laufbahn erwischt. Seefried war, wie damals üblich im gehobenen Dienst, auch rasch zum Standesbeamten ernannt worden, war aber in der Kämmerei tätig. Von jetzt auf gleich musste der junge Mann die Lohnbuchhaltung übernehmen, weil ein älterer Kollege krank geworden war – und das in der Zeit der Umstellung auf Computer. "Das war heftig, da hat natürlich alles 100-prozentig gestimmt", lacht Seefried und lässt keinen Zweifel daran, dass das ironisch gemeint ist. Einer seiner Kollegen habe einen Monat gar kein Gehalt bekommen. "Der hat mich alles geheißen", erinnert sich Seefried amüsiert zurück. Denn die Wut des Kollegen war schnell verraucht, die beiden sind sogar Freunde geworden.

Als Folge der Kommunalreform wurde 1980 in Baiersbronn das Ordnungsamt neu geschaffen. Mit vier Mitarbeitern baute Seefried dieses Amt auf. Heute sind im Ordnungsamt insgesamt 13 Mitarbeiter beschäftigt. Doch nicht nur die Zahl der Mitarbeiter, auch die Aufgaben seien gewachsen.

Die Organisation von Wahlen und Bürgerentscheiden, das Gewerbe- und Gaststättenrecht, das Standesamt, das Bürgerbüro, das Polizeirecht vom Tierschutz bis zur Obdachlosigkeit, Hilfe beim Beantragen der Rente, die Organisation von Märkten – all das fällt in den Aufgabenbereich des Ordnungsamts. Zu dem, was mit den Jahren hinzukam, gehören Friedhofsverwaltung, Feuerlöschwesen, Zivil- und Katastrophenschutz sowie die Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen. So sind auch der Integrationsmanager und die Flüchtlingsbeauftragte im Ordnungsamt angesiedelt. Der Vollzugsbedienstete gehört ebenfalls zum Team des Amts, das zugleich Verkehrsbehörde ist.

Seefried ist sich bewusst, dass viele dieser Themen landläufig eher als unangenehm empfunden werden. Es sei immer sein Bestreben gewesen, Lösungen zu finden, mit denen der Bürger leben kann, stellt er fest und fügt lachend hinzu: "Das werden zwar manche bestreiten, aber das war meine Intention." Doch manchmal habe kein Weg daran vorbeigeführt, klare Kante zu zeigen. Ein dicker Pluspunkt für ihn in seinem Beruf ist für Seefried sein Team. "Ich hatte und habe tolle Mitarbeiter", sagt er.

Manches hat dem Ordnungsamtsleiter in seiner beruflichen Laufbahn schwer zu schaffen gemacht. Da erinnert sich Seefried an 1983 und damit an die geplante große Volkszählung und die Protestwelle dagegen, die ihm schlaflose Nächte bereitete. Als Ordnungsamtsleiter hätte er mehrere hundert Interviewer dafür finden müssen. Doch da die Volkszählung, mit der das Thema Datenschutz so richtig aufkam, heiß diskutiert wurde, wollte niemand den Job machen. Schließlich wurde die Volkszählung kurz vor dem Start gerichtlich gestoppt. Im zweiten Anlauf 1987 sei dann alles relativ problemlos gelaufen.

Nicht einfach sei auch die Zeit nach Tschernobyl gewesen, erzählt Seefried. Nach der Nuklearkatastrophe häuften sich die Anrufe besorgter Bürger, auf deren Fragen die Mitarbeiter oft selbst keine Antwort wussten. Und dann sei da noch die Phase der ersten großen Asylbewerberwelle gewesen. "Da gab es noch keine Willkommenskultur", sagt Seefried und streift auch kurz zwei Fälle von Brandstiftung an ehemaligen Hotels im Jahr 2002, die für die Unterbringung vorgesehen waren. Ein großes Problem für die Verwaltungsleute war zudem: "Die haben uns die Menschen vor die Tür gestellt, und wir mussten sehen, wie wir sie unterbringen."

Wie viele Wahlen, Bürgerentscheide und Bürgerbefragungen er in seiner Laufbahn organisiert hat, hat Seefried nicht bilanziert. Zu den besonderen zählte der Bürgerentscheid zu den Freibädern 1993, in dem sich die Baiersbronner deutlich dafür aussprachen, alle fünf Freibäder der Gemeinde zu erhalten – trotz des hohen Abmangels.

Zeit für die Enkel, fürs Radfahren und für Haus und Garten

"Ich werde mich die nächsten Wochen einfach nur mal treiben lassen, einfach nur tun, was mir gefällt und mir gut tut", sagt Seefried, nach seinen Plänen für den Ruhestand gefragt. Er und seine Frau Brita leben in Klosterreichenbach, haben drei Kinder und inzwischen sechs Enkel. Radfahren, Lesen, Wandern, sich Zeit für die Enkel nehmen, das eine oder andere in Haus und Garten angehen, was liegengeblieben ist, steht zunächst auf dem Plan.

Und für nächstes Jahr könnte sich Seefried, der sich viele Jahre ehrenamtlich als Bezirksvorsteher der neuapostolischen Kirche im Bezirk Freudenstadt engagiert hat, eine ehrenamtliche Aufgabe vorstellen.

Seinen letzten Arbeitstag hat Seefried am 8. Juni. Dann steht noch eine interne Feier mit seinen Mitarbeitern zwei Wochen später an und im Juli die Verabschiedung im Gemeinderat. Dann ist er wirklich präsent: der Ruhestand.

Roland Seefried (64), geboren und aufgewachsen in Baiersbronn, hat 1970 seine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst im Landratsamt Freudenstadt und an der Fachhochschule begonnen und 1975 als Diplom-Verwaltungswirt abgeschlossen. 1975 startete Seefried bei der Gemeinde Baiersbronn, zunächst als Kassenverwalter, dann als Sachbearbeiter bei der Kämmerei. 1980 wurde er Leiter des damals neu geschaffenen Ordnungsamts.