Die Elefanten gehören beim Circus Krone zum Programm. Dafür steht der Zirkus häufig in der Kritik. Foto: Hase

Kritiker bemängeln die nicht artgerechte Haltung von Zirkustieren. Veterinäramt äußert keine Bedenken.

Baiersbronn - Der größte Zirkus Europas, Circus Krone, gastiert ab Mittwoch, 25. Mai, in Baiersbronn auf dem Festplatz Aue. "110 Jahre Circus Krone" lautet der Name der Tournee. Von Anfang an mit dabei: Tiere. Eine Tradition, die es bald nicht mehr geben wird?

Zirkusse haben es in der heutigen Zeit nicht leicht. Früher noch als die Attraktionen schlechthin gefeiert, werden sie nun von vielen Seiten angefeindet. Der Zirkus fürchtet um die "Auflösung eines einzigartigen Kulturerbes und somit ganzer Berufsstände", wie es Frank J. Keller vom Circus Krone formuliert.

An der "nicht artgerechten Tierhaltung" stoßen sich die meisten der Kritiker. Vom Circus Krone auf Facebook gepostete Videos, in denen dessen Löwen oder Elefanten zu sehen sind, sind für viele Gegner schon Grund genug, wahrhafte "Shitstorms" anzuzetteln. Der Zirkus erntet regelmäßig Kommentare wie "einfach nur trostlos" oder "so etwas ist Tierquälerei und gehört verboten".

Wenn es nach der Tierrechtsorganisation Peta geht, betreibt Circus Krone eindeutig Tierquälerei. Auch die Partei "Allianz für Menschenrechte, Tier- und Naturschutz" sowie die Tierrechtsgruppe "Black Forest for Animals" wollen sich mit einer Mahnwache vor dem Zirkus an der Kritik beteiligen.

Der Leiter der Bürgerinitiative "Wildtierverbot Deutschland", Simon Fischer, wartet ebenfalls mit dem Vorwurf auf: "Tiere, insbesondere Wildtiere, können in einem reisenden Zirkusbetrieb niemals artgerecht gehalten werden. Das Zirkusleben ist für sie von Stress, Bewegungsmangel und Langeweile geprägt." Und weiter meint er: "Bei vielen Krone-Tieren zeigt sich die nicht artgerechte Haltung in Form von Verhaltensstörungen. Dieses Verhalten ist Ausdruck von seelischem, psychischem Leid." Hierfür wird oft das sogenannte "Weben" bei Elefanten oder das Auf- und Abgehen von Raubkatzen am Gitterrand angeführt.

Eine artgerechte Haltung ist in einem Zirkus oder in einem Zoo für Wildtiere tatsächlich nicht möglich. Eine tiergerechte Haltung vielleicht schon eher.

Dafür steht unter anderem das Aktionsbündnis "Tiere gehören zum Circus", das für die Erhaltung des klassischen Zirkus mit Tieren kämpft. Das Bündnis meint: "Circus Krone betreibt heute für das Wohlergehen seiner Tiere einen enormen personellen, materiellen, logistischen und finanziellen Aufwand. Mit der Haltung seiner Tiere übertrifft Circus Krone die gesetzlichen Vorgaben bei Weitem." Das Bündnis betont zudem, dass sich alle Tiere des Circus Krone in einem hervorragenden Pflege- und Ernährungszustand befänden. Die Tiere dort erreichten fast regelmäßig ein sehr hohes Alter. Von Keller heißt es zudem, dass der Zirkus "die Aufgabe der Arterhaltung" innehat. "Ohne die Zuchterfolge in Zoos und Zirkussen wären einige Tierarten bereits ausgestorben."

Vorreiter im Tierschutz

Das Aktionsbündnis "Tiere gehören zum Circus" ist der Überzeugung, dass Deutschland Vorreiter in Sachen Tierschutz im Zirkus ist. "Keine andere Tierhaltung wird in Deutschland so regelmäßig durch die Veterinärämter kontrolliert wie die im Zirkus." Auch vom zuständigen Veterinäramt in Freudenstadt hört man nur Positives. Ulrike Schröder-Frank berichtet, dass es im Zentralregister, das dazu dient, die Einhaltung tierschutzrechtlicher Vorschriften bei Zirkusbetrieben zu überwachen, seit fünf Jahren keine negativen Feststellungen bezüglich der Tierhaltung bei Circus Krone gibt. Die Gehege der Tiere seien sogar größer als gesetzlich vorgegeben. "Circus Krone hält sich an alle Vorgaben." Und weiter meint sie zur bevorstehenden Kontrolle: "Wir gehen davon aus, dass wir auch nichts finden werden."

Baiersbronns Bürgermeister Michael Ruf, dem das Tierwohl, wie er selbst sagt, am Herzen liegt, sieht ebenfalls keinen Handlungsbedarf. "Ein so großer und renommierter Zirkus wie Circus Krone ist geeigneter, alle Vorschriften einzuhalten, als ein kleiner Zirkus." Ruf zeigt sich überzeugt, dass der Großteil der Bevölkerung das Gastieren des Zirkus befürwortet. "Ich habe auch vor, mit meiner Familie hinzugehen", betont er.

Fazit ist: Die Meinungen gehen weit auseinander, doch, wie Schröder-Frank es formuliert, hat "jeder seine Daseinsberechtigung". Dass Gegner den Zirkus mit Demonstrationen, Mahnwachen und Online-Petitionen anprangern, ist die eine Seite. Dass es jedoch bis hin zum Abreißen oder Beschmieren der Plakate sowie laut Circus Krone sogar zum gewaltsamen Öffnen von Gehegen führt, ist die andere.