Franziska Kren-Leitgeb hatte eine schaurig-dramatische Erzählung mitgebracht. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Akteure glänzen bei Festival der Märchenerzähler mit einem schier unerschöpflichen Repertoire

Das 14. internationale Festival der Märchenerzähler in Baiersbronn zog zahlreiche Gäste an. Die professionellen Märchenerzähler, unter ihnen bereits bekannte Gesichter und auch einige Neulinge, hatten viele Geschichten und Sagen im Gepäck und trugen diese eindrucksvoll vor.

Baiersbronn. Das Wilhelm-Hauff-Museum war an beiden Tagen des Festivals sehr gut besucht, und die Erzählprofis begeisterten mit ihren Märchen, die auch in der heutigen Zeit nicht an Aussagekraft verloren haben.

Kein Platz mehr frei schon am ersten Abend

In Vertretung von Bürgermeister Michael Ruf begrüßte Johannes Smeets, der Gründer des Festivals, im Namen der Gemeinde und des Heimat- und Kulturvereins der Gesamtgemeinde die vielen Gäste. Alle Jahre wieder gebe es dieses Ereignis in Baiersbronn, freute sich Smeets und dankte sowohl den vielen Besuchern für ihre Treue als auch den Erzählprofis, die teilweise eine weite Anreise auf sich genommen hätten.

Dass diese Veranstaltung seit 14 Jahren regelmäßig angeboten werden könne, zeuge von ihrer großen Beliebtheit, sagte Mitorganisator Johannes Smeets, und versprach hochwertige Unterhaltung. Er hoffe, dass die ein oder andere Botschaft der Märchen dazu diene, über fragwürdige Verhaltensmuster der heutigen Zeit einmal nachzudenken, um Lösungen zu finden. Kein Platz mehr frei war schon am ersten Abend, sodass sich die Schüler einen Platz auf dem Fußboden suchten. Die Erzähler Naceur Charles Aceval aus Weil im Schönbuch, Elke Dießner aus Kalletal, Beat Rajchmann aus der Schweiz, Gisela Krone aus Minden und Franziska Kren-Leitgeb aus Österreich unterhielten die Gäste – teilweise in ihrer Muttersprache, eine Besonderheit, die Aufmerksamkeit garantierte.

Auch am zweiten Abend, an dem Sabine Schulz aus Oberhausen und Norbert Bögle aus Graben-Neudorf den Reigen der Erzähler vervollständigten, präsentierten die Akteure zahlreiche Märchen und Sagen. Jung und Alt lauschten aufmerksam den Erzählprofis. Diese hatten dramatische Geschichten, lustige Begebenheiten und tiefgründige Märchen vorbereitet.

Wie schon in den Jahren zuvor konnten auch die Schulen und Kindergärten vom Besuch der Märchenerzähler profitieren. Laura Klumpp, Mitorganisatorin von der Baiersbronn Touristik, freute sich über das große Interesse von Schulen und Kindergärten. Insgesamt habe es fast 30 Erzählstunden in 15 Schulen und Kindergärten an beiden Festivaltagen gegeben. Auch die Märchenspaziergänge in Klosterreichenbach und Baiersbronn seien gut angenommen worden.

Mimik- und gestenreich präsentierten die Akteure an den beiden Erzählabenden ihre Geschichten. Lothar Schröer hatte kurzfristig absagen müssen und hatte mit Gisela Krone aus Minden einen ebenso professionellen Ersatz organisiert. Im heimeligen Ambiente des Hauff-Museums wehte der Hauch des Orients, als der aus Algerien stammende Naceur Charles Aceval in seiner Muttersprache den Erzählreigen und das Festival eröffnete, um dann wieder in die deutsche Sprache zu wechseln. "Märchen lügen nie", sagte Aceval und präsentierte die Geschichte von einem Märchen erzählenden Schneider aus Algier.

Elke Dießner hatte die Erzählung von einem berühmten Geigenspieler, den niemand erkannte, märchenhaft verpackt. Orientalisch gekleidet berichtete der Schweizer Beat Rajchmann im muttersprachlichen Dialekt vom bescheidenen Weber. Ganz traditionell begeisterte Gisela Krone mit viel Betonung mit ihrer Geschichte von der Gans, die goldene Taler legt. Schaurig-dramatisch wurde es bei Franziska Kren-Leitgeb, die aus dem Reich der Toten erzählte.

In den Pausen sorgte Burkhard Eulberg am ersten Tag mit der Klarinette und am zweiten Tag das Gitarrenensemble Baiersbronn für musikalische Unterhaltung.

Insgesamt sieben hochkarätige Märchenerzähler hatte Johannes Smeets diesmal für die Teilnahme am Märchenfestival gewinnen können. Sie boten märchenhafte Unterhaltung und begeisterten mit ihrem schier unerschöpflichen Märchenrepertoire. Die Geschichten aus längst vergangenen Zeiten kamen bei Jung und Alt gut an. Nicht nur der gute Besuch, auch die Professionalität, mit der die Erzähler auftraten und dabei ihr Publikum in ihren Bann zogen, machten das Festival erneut zu einer Erfolgsveranstaltung.