Jana und Christian Petri, hier mit ihren Töchtern Lynn und Sally, leben gut mit den vertauschten Rollen von Mutter und Vater. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Vertausche Elternrollen sind im ländlichen Raum immer noch eine Seltenheit / Bei der Haushaltsführung nicht immer ganz einig

Von Monika Braun

Baiersbronn-Klosterreichenbach. "Wir würden uns ganz genau so wieder entscheiden", sagen Jana und Christian Petri aus Klosterreichenbach. Die Beiden haben sich für eine nicht ganz übliche Form der Familienkonstellation entschieden.Christian Petri und seine Frau haben sich zur Geburt ihres ersten Kinds bewusst dafür entschieden, ihre Rollen zu tauschen und die komplette Elternzeit in die Hände des Vaters zu legen. Ihre zwei Mädchen, Lynn und Sally, sind sieben und vier Jahre alt und besuchen mittlerweile die Schule und den Kindergarten, sodass für den Papa auch wieder eine Teilzeitbeschäftigung möglich ist.

"Für uns war es von Anfang an klar, die Aufteilung so zu machen. Ich habe nach dem gesetzlichen Mutterschutz weitergearbeitet und mein Mann hat sich daheim um Kinder und Haushalt gekümmert", so die gelernte Bürokauffrau. "Ein bisschen Widerstand und skeptische Äußerungen gab es am Anfang schon, und alle mussten sich an die neue Erziehungskonstellation gewöhnen", so Christian Petri, dessen Rolle gerade im ländlichen Raum immer noch eine Seltenheit ist.

Selbstverständlich war er immer der einzige Mann bei den morgendlichen Krabbeltreffs oder beim Mutter-Kind-Schwimmen und somit der "Hahn im Korb". Auch die Eingewöhnungszeit im Kindergarten war recht außergewöhnlich, aber eine Erfahrung, die Christian Petri nicht missen möchte. "Der Mutter-Kind-Kreis in Klosterreichenbach, kurz MUKI genannt, wurde dann auch im Sinne der Gleichberechtigung in VAMUKI – Vater-Mutter Kind-Kreis umbenannt. Über eine kräftige Stimme beim morgendlichen Gesang hätten sich die Mamas immer gefreut, erinnert sich der Vater an die Anfangszeiten. Ganz besonders ist dem Mann noch das Babyschwimmen in Erinnerung, bei dem es keine Umkleidekabine für Männer gab, sodass er sich immer im Rettungssanitätsraum umziehen musste. "Da hatte ich am meisten Platz, aber die Schwimmlehrerin hat mich irgendwie gar nicht ganz für voll genommen. Sie hat immer nur von den Müttern gesprochen, das Wort Vater kam in ihren Übungsanleitungen gar nicht vor."

"Im Freundeskreis kam und kommt die ungewöhnliche Konstellation gut an. Meine Freundinnen haben nur gesagt, dass sie sich das nicht so vorstellen könnten, aber das muss ja jeder selber entscheiden, und es kommt auf die jeweilige Situation an", so Jana Petri. "Heute habe ich aber schon von vielen Männern gehört, dass sie wenigstens einen Teil der Elternzeit in Anspruch nehmen, wenn es finanziell machbar ist."

Nicht ganz einig sind sich die beiden Eheleute bei der Beurteilung einer korrekten Haushaltsführung, denn während er sich als perfekten Hausmann sieht, gibt es doch den einen oder anderen Kritikpunkt von ihrer Seite. "Es bleibt schon noch einiges an mir hängen. Es ist nicht so, dass ich in meiner Freizeit auf dem Sofa liegen kann, weil alles gemacht ist", so der kleine Seitenhieb in Richtung bessere Hälfte. "Meine Frau hat da schon hohe Ansprüche. Ich weiß nicht, ob eine andere Frau diesen Ansprüchen gerecht werden würde", zwinkert Christian Petri seiner Ehefrau zu. Aber darum gehe es letztlich auch gar nicht, "denn einen Putzteufel als Mann, das könnte ich gar nicht brauchen. Wichtig war uns, dass jeder genügend Zeit mit den Kindern verbringen kann, und ich habe die Kinder trotz Vollzeitjob auch noch sehr viel", so Jana Petri.

Mit dem Betreuungsangebot im örtlichen Kindergarten mit verlängerten Öffnungszeiten sind beide recht zufrieden, ein Problem ist eher die Anfangszeit in der Grundschule, die sich schlechter mit einer Teilzeitstelle vereinbaren lässt.