Baden-Württemberg hat beim Ausbau der Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren stark aufgeholt - doch die angepeilte Quote von 37 Prozent zum 1. August wird verfehlt. Foto: dpa

Jeder vierte Erstklässler hat Sprachprobleme. Auch um hier Abhilfe zu schaffen, wird die Krippenbetreuung ausgebaut. Doch voraussichtlich können zum 1. August nicht alle Wünsche der Eltern erfüllt werden.

Stuttgart - Baden-Württemberg hat beim Ausbau der Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren stark aufgeholt - doch die angepeilte Quote von 37 Prozent zum 1. August wird verfehlt. Im kommenden Jahr werde aber für gut jedes dritte Kleinkind ein Platz bereitstehen, versprach Staatssekretärin Marion von Wartenberg (SPD) am Montag in Stuttgart.

Dann soll es etwa 100.000 Betreuungsplätze für unter Dreijährige geben. Aktuell werde mit 68.000 betreuten Kindern eine Quote von 25 Prozent erreicht, weitere 30.000 Plätze seien aber in Bau oder in Planung. Auch wenn der Rechtsanspruch für ein- bis dreijährige Kinder vom 1. August an nicht komplett erfüllt werden könne, sei der Südwesten „auf einem guten Weg“.

Der Städtetag warnte vor zu optimistischen Prognosen. Es sei unrealistisch, innerhalb eines Jahres 30.000 neue Plätze zu erwarten. „Es wäre fatal, die Hoffnung bei den Eltern zu wecken“, sagte Saskia Möding vom Kommunalverband. Wenn Eltern gar kein Angebot für ihren Nachwuchs bekommen sollten, können sie den Klageweg beschreiten.

Der Bedarf fällt regional sehr unterschiedlich aus: In großen Städten liegt er bei bis zu 60 Prozent der betroffenen Altersgruppe, in ländlichen Regionen deutlich darunter. Entsprechend variieren die tatsächlichen Betreuungsquoten - von Heidelberg mit 44 Prozent bis zu Pforzheim mit 16 Prozent.

Ziel sei es nicht nur der „bestausgebildetsten Frauengeneration, die das Land je hatte, die Vereinbarkeit von Familie zu erleichtern“, sagte die Kultusstaatssekretärin. Der Betreuungsausbau sei auch ein „Gebot der Chancengerechtigkeit“, so dass alle Kinder mit den bestmöglichen Voraussetzungen in die Schule starten könnten.

Das Land, 2006 noch Schlusslicht unter den Bundesländern, hat seit damals seine Betreuungsquote bei den Kleinkindern verdreifacht. Diese liegt fast gleichauf etwa mit der in Hessen, wo die aktuelle Quote 25,7 Prozent beträgt. Von Wartenberg sagte: „Die große Kraftanstrengung der Städte, Gemeinden und Träger, die durch den Pakt für Familien mit Kindern der Landesregierung mit den Kommungen möglich wurde, hat sich gelohnt.“

Die IHK Region Stuttgart begrüßt den Ausbau

Demnach fördert das Land die Betriebskosten für die Kleinkindbetreuung in wesentlich größerem Umfang. Im vorigen und in diesem Jahr flossen dafür 640 Millionen Euro zusätzlich an Städte und Gemeinden. Der Anteil inklusive Bundesmitteln wird vom kommenden Jahr an 68 Prozent betragen. „Dieser Pakt war so etwas wie eine Initialzündung“, resümierte die Staatssekretärin.

Doch auf die Dauer seien Land und Kommunen mit dem Krippenausbau überfordert. „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Das Investitionsprogramm des Bund für den Südwesten von 375 Millionen Euro sei bereits überzeichnet. Von Wartenberg betonte, die Qualität dürfe dem Ausbau der Kinderkrippen nicht hinterherhinken: „Jeder geschaffene Platz muss ein guter Platz sein.“ Mit einem Personalschlüssel von einer Vollzeitkraft zu mehr als drei Kindern (1:3,3) liege Baden-Württemberg bundesweit hinter Bremen auf Platz zwei und weit besser als der Bundesschnitt (1:4,5).

Die IHK Region Stuttgart begrüßte den Ausbau, bemängelte aber die nach wie vor zu kurze Öffnungszeiten vieler Einrichtungen. Diese passten überhaupt nicht zu den Arbeitszeiten berufstätiger Eltern.

In Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) öffnete am Montag die erste 24-Stunden-Kita im Südwesten ihre Pforten. Die Einrichtung „Topkids“ startet allerdings nicht sofort mit dem Rund-um-die-Uhr-Programm. Zunächst wird es ein Betreuungsangebot für Kinder unter drei Jahren von 6.00 Uhr bis 19.30 Uhr geben. Vom 1. Januar 2014 an ist dann eine Betreuung bis 20.30 Uhr für Kinder über drei Jahren geplant. Zusätzlich sollen vom Januar 2014 an acht Plätze für Übernachtungen angeboten werden.