Verbraucherschützer kritisieren die Zinsen für die Überziehung eines Dispokredits seit langem. Die baden-württembergische Sparda-Bank schafft die "Strafzinsen" jetzt ab.
Verbraucherschützer kritisieren die Zinsen für die Überziehung eines Dispokredits seit langem. Die baden-württembergische Sparda-Bank schafft die "Strafzinsen" jetzt ab.
Stuttgart - Die Sparda-Bank in Baden-Württemberg schafft im Juli die Zinsen für die Überziehung des Dispokredits ab. „Der Zusatzzins ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Sparda-Bank-Chef Martin Hettich. Ein solches System der Abschreckung passe nicht mehr in die heutige Zeit von Online- und Telefonbanking. Mit einer Bilanzsumme von 13,1 Milliarden Euro ist sein Haus die größte Sparda-Bank in Deutschland und eine der größten Genossenschaftsbanken in Deutschland.
Europas größte Direktbank ING-Diba hatte kürzlich den höheren Überziehungszins für Girokonten abgeschafft wie einzelne kleinere Banken zuvor auch. Mit dem Überziehungsuins sind die Zinsen gemeint, die fällig werden, wenn das Konto über den Dispokredit hinaus überzogen wird. Während die Zinsen für den Dispokredit im Schnitt bei knapp zehn Prozent liegen, muss man nach Beobachtung von Experten für die Überziehung des Dispos mit einem Zinssatz von durchschnittlich über 14 Prozent rechnen. Verbraucherschützer kritisieren die hohen Zinsen, die sie häufig auch als „Strafzinsen“ bezeichnen. Einige Banken haben die Zinsen deshalb bereits abgeschafft. In Verbänden wie dem Deutschen Bankenverband und dem Verband der Sparda-Bank gibt es dazu keine klare Vorgabe. Die Sprecher verweisen auf die freie Geschäftspolitik der Banken.
Im Koalitionsvertrag ist allerdings vorgesehen, dass die Banken verpflichtet werden sollen, Kunden mit einem überzogenen Konto zu warnen und gegebenenfalls günstigere Alternativen anzubieten. Verbraucherminister Heiko Maas (SPD) sagte jüngst in einem Interview: „Wenn Leute ins Minus gehen und in den Dispo fallen, müssen sie darauf hingewiesen werden, dass sie exorbitante Zinsen zahlen müssen.“ Bankenpräsident Jürgen Fitschen hatte sich im dpa-Interview vor kurzem gegen die gesetzlich geplante Pflicht ausgesprochen.
Auch Sparda-Bank-Chef Hettich hält eine Warnung für „nicht ganz zeitgemäß“. Bankkunden könnten heutzutage ihren Kontostand ständig online oder per SMS abrufen, sagte er.
Das Kundenverhalten verändere sich, deshalb habe die Sparda-Bank ihre 40 Filialen auf Beratungsangebote umgestellt und biete seit Sommer eine telefonische Rund-um-die-Uhr-Betreuung für die Kunden an. Ein Stellenabbau sei damit nicht verbunden, sagte Hettich. Wohl bemühe sich die Bank aber, vor dem Hintergrund einer strengeren Regulierung, Kosten zu sparen, um ihr Eigenkapitalpolster weiter aufzubauen.
„Das Jahr hat gut begonnen“, sagte Hettich. Wir sind gut gestartet im Einlagengeschäft. „Wir erwarten für dieses Jahr eine Entwicklung, die 2013 bestätigt.“ Im vergangenen Jahr hatte die Sparda-Bank dank einer wachsenden Kundenzahl trotz des niedrigen Zinsumfeldes ihren Zinsüberschuss gesteigert.