Der Stadtarchivar Jürgen Rauser präsentierte zahlreiche Zeitdokumente in Altdeutscher Schrift. Foto: Weißenmayer Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Ausstellung im Zavelsteiner Rathaus beschäftigt sich mit Altdeutscher Schrift

Bad Teinach-Zavelstein. Das ungeübte Auge hätte hier kaum einen Buchstaben entziffern können: Auch das machte den Reiz einer Ausstellung aus, die vor allem auch viele ältere Menschen aus der Region nach Zavelstein ins Rathaus zog, um sich mit der Altdeutschen Schrift zu beschäftigen.

Zwei Frauen aus Ebhausen und Rohrdorf beugten sich über die Tische, um die Texte zu entziffern. "Ich habe noch ein Jahr diese Schrift in der Schule gelernt", erklärte die 85-jährige Besucherin, Anna Luz aus Rohrdorf, stolz und tippte auf eines der verschnörkelten Schriftdokumente die als Kopien auf den Tischen ausgestellt waren. "Das war damals wie heute schon so, dass man Schreibschrift nicht immer entziffern konnte", kommentierte Sie und lachte etwas verlegen, weil es auch ihr nur mit Mühe gelang, die Schriften vorzulesen.

Die Auseinandersetzung mit den Dokumenten wirkte auf den Besucher wie eine Zeitreise, bis hin in die dunkelsten Kapiteln der Deutschen Geschichte. Zeitungsausschnitte mit Wahlwerbung für Hitler ließen die Betrachter eintauchen in eine Zeit, die nach heutigen Maßstäben viele der Deutschen wohl lieber als ganzes Kapitel aus der Geschichte streichen würden – oder vielleicht auch nicht, gerade um die Erinnerung an dunkle Zeiten als Mahnung lebendig zu halten?

Kopien und Dokumente

So gesehen bewegt die altdeutsche Schrift viele Gemüter und lässt durchblicken, warum sich Menschen wie Stadtarchivar Jürgen Rauser mit diesen Themen beschäftigen und dafür eine Ausstellung organisieren. Kopien und Zeitdokumente luden die Besucher ein zum kritischen Nachdenken, besonders auch im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen. Die Zeitdokumente der Ausstellung am Tag der Arbeit erinnerten deshalb entfernt auch daran, dass die Nationalsozialisten diesen Tag für die Arbeiter als Feiertag eingeführten haben, damals wohl im Schulterschluss der Machtergreifung Hitlers mit den Arbeitern.

Aber schon ein Tag nach den organisierten Aufmärschen der Arbeiterschaft wurden die Gewerkschaftshäuser gestürmt, die Vermögen beschlagnahmt und die Interessensvertretungen der Arbeiter gleichgeschaltet.