Infrastruktur: Breitbandausbau für Zavelstein den Bürgern vorgestellt / Infoveranstaltung wegen Corona in drei Schichten eingeteilt

Die digitale Steinzeit neigt sich dem Ende zu – jedenfalls in Zavelstein. Jetzt wurde den Bürgern die Ausbaupläne vorgestellt. Dabei traten einige Fragen auf, die nicht alle abschließend geklärt werden konnten.

Bad Teinach-Zavelstein. "Selbst, wenn Sie für sich entscheiden, jetzt Brieftauben zu kaufen, um damit die nächsten zehn Jahre zu kommunizieren, werden wir ausbauen", merkte Bad Teinach-Zavelsteins Bürgermeister Markus Wendel in der Bürgerversammlung zum Thema Breitbandausbau an. Die Frage des angesprochenen Bürgers hatte darauf abgezielt, ob es denn ein Mindestzahl an Neukunden brauche, damit der Ausbau vorangetrieben wird.

Das verneinte der Schultes mit dieser scherzhaften Antwort deutlich. Das Breitband in Zavelstein wird kommen. Zu Beginn der Veranstaltung im Konsul Niethammer Kulturzentrum (KoNi) blickte Wendel auf die Anfänge des Breitbands zurück, auch auf die Unwägbarkeiten mit der Telekom. Die hatte man bekanntlich zu Beginn des Jahres mittels Gemeinderatsbeschluss vor die Tür gesetzt – also von der Ausbauverpflichtung befreit.

"Natürlich hätten wir das (Ausbau des Breitbands, Anm.d.Red.) einfordern können, aber wir sind einen anderen Weg gegangen", so Wendel. Und das sei "das Beste, was Ihnen passieren konnte", wandte er sich an die Bürger.

Die kamen übrigens in drei Schichten ins KoNi. Wegen der nach wie vor allgegenwärtigen Corona-Pandemie durften nämlich nur 100 Zuhörer gleichzeitig vor Ort sein, zudem gab es getrennte Ein- und Ausgänge.

Doch auch gerade wegen der Pandemie und dem vermehrten Home Office rückt die bisweilen maue Datenübertragungsrate in Zavelstein in den Fokus. Gerade einmal zwischen sechs und 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) kommen bei den Bürgern dort am Ende an, stellte sich im Fragenteil heraus. Künftig sollen zwischen 100 Mbit/s und 400 Mbit/s möglich sein.

Das gelingt aber nur, weil Landkreis und Stadt als öffentliche Hand das Breitband ausbauen lassen. Künftig wird mit FTTB- und FTTC-Technik, also Glasfaser bis ins Gebäude respektive Glasfaser bis zum Verteilerkasten in Zavelstein operiert. Die im Moment noch verwendeten Kupferleitungen haben dann großteils ausgedient. Durch den Ausbau sei es möglich, zusätzlich 120 Gebäude mehr direkt ans Glasfaser anzuschließen, so der Bürgermeister. Außerdem würden alle Kabelverzweiger im Ortsteil direkt mit Glasfaser angefahren und nicht untereinander mit Kupfer verdrahtet.

Wendel übergab nach seinen einleitenden Worten an Bernd Land vom Calwer Landratsamt. Land, der von anderen Bürgermeistern aus der Region auch schon mal als "Breitband-Papst" bezeichnet wird, erklärte dann den Bürgern das allgemeine Ausbaukonzept des Landkreises. "Wir haben erkannt, dass das Internet in vielen Kommunen eklatant schlecht ist", räumte Land unumwunden ein. Doch dagegen wolle man etwas tun, habe deshalb das Backbone-Netz im Kreis verlegt. "Das ist wie ein großes Spinnennetz aus Glasfaser", erklärte der Experte. Auch deshalb sollen die Internetgeschwindigkeiten besser werden, weil die Länge des Kupfers drastisch reduziert wird. "Je weiter man vom Verteilerkasten weg ist, desto schlechter wird das Signal", sagt Land.

Werbefilm eingespielt

Ein Vertreter der NetzeBW, die für den Tiefbau verantwortlich ist, erklärte mittels Werbefilm nochmals die Vorteile des Glasfasers: Viele Geräte könnten ohne Probleme gleichzeitig am Internet hängen, gerade auch in Zeiten von internetfähigen Fernsehern oder Spielekonsolen. Zudem seien nahezu unbegrenzte Datenmengen verfügbar – mit dem lokalen Anbieter NSWnetz eben bis zu 400 Mbit/s, FTTB-Technik vorausgesetzt. Auch werde bei einigen Häusern das Stromkabel von Dachständer auf Erdtrasse umgestellt.

Doch die Hauptaufgabe der NetzeBW ist es, die vorhandenen Kabelverzweiger in Zavelstein mit Glasfaser anzufahren und so für schnellere Konnektivität zu sorgen. Die Firma ist auch Ansprechpartner, wenn es um die konkrete Ausgestaltung des eigenen Hausanschlusses geht.

Der ist übrigens wegen der ganzen Fördergelder recht preiswert, wie alle Verantwortlichen nicht müde wurden zu betonen. Nur 680 Euro muss man einmalig bezahlen. "Der Anschluss wird zu einem besonderen Preis angeboten. Und besonders deshalb, weil er besonders niedrig ist", machte Wendel klar. Er wolle zwar keine Empfehlungen aussprechen, doch "man sollte so eine Gelegenheit beim Schopfe packen", meint er dann doch. Denn Glasfaser sei aktuell eben "Stand of the Art", das derzeit Modernste in Sachen Internetanschluss, was es geben würde.

Daher warb auch Alexander Siebnich, Geschäftsführer bei NSWnetz, einem Konglomerat aus der brain4kom AG und der Sparkassen IT Calw, für Vertrauen und um Kunden. Kein Wunder, dass er "Brief und Siegel" darauf gab, dass die Internetverbindung mit den Ausbaumaßnahmen besser wird. Falls nicht, könne man jederzeit vom Vertrag zurücktreten, versicherte er glaubhaft. Nachdem Siebnich noch die verschiedenen Vertragsmodelle, also 50, 100 oder gar 400 Mbit/s vorgestellt hatte, begann die Fragerunde. Davor war Siebnich noch wichtig, darauf hinzuweisen, den alten Vertrag nicht selbst zu kündigen bei einem Wechsel. Sonst könne es unter Umständen zu Versorgungslücken kommen.

Denn das bekräftige auch Land nochmals: "Wir schalten das Netz gesamt frei und erst, wenn es komplett betriebsbereit ist." So soll zu Beginn ein Flickenteppich von funktionierenden und nicht funktionierenden Straßenzügen vermieden werden. Aus der Bevölkerung kamen dann noch etliche Rückfragen. Ob es einen Adapter für das Glasfaser und alte Router gebe, war eine. Klare Antwort von Siebnich: "Nein, weil das zwei komplett getrennte Systeme sind."

Ein Bürger wollte wissen, ob es sicher sei, dass man mit dem Glasfaser in jedes Haus kommen könne? "Bisher sind wir noch überall reingekommen", berichtete Land, während Bürgermeister Wendel meinte: "Wenn Sie bis jetzt telefonieren konnten, dann sollte das gehen." Ein Bürger, wohl selbst betroffen, beschrieb ein Problem in entlegenen Gegenden von Zavelstein, wo annähernd gar keine Daten ankämen. Ob hier auch der Ausbau Abhilfe schaffen könne?

So ganz sicher waren sich die Verantwortlichen da nicht, zumal der Kern des Problems unklar erschien. Liegt die Datenengstelle vor oder hinter dem Verteilerkasten? Konkret ging es um das Multiplexverfahren, also wenn mehrere Signale werden auf einer Leitung zusammengefasst. Der Knackpunkt: Wenn es zu wenige Leitungen gibt, stockt die Datenübertragung oder kommt ganz zum Erliegen. Was in besagtem Abschnitt verbaut ist, wo es dort hapert? Abschließend klären konnte man diese Frage auch nicht. Siebnich sprach von Einzelfällen, Wendel versicherte, man werde versuchen, das Problem zu lösen und Land bekräftigte: "Lassen Sie uns ausbauen, wir versuchen unser Möglichstes."

Unabhängig davon war Wendel froh über den Ausbauplan und meinte: "Damit bringen wir Zavelstein beim Internet in eine andere Umlaufbahn." Losgehen soll es mit dem Ausbau wohl schon in den kommenden Wochen.