Wie bei einer Golfanlage ist der Rasen im Bad Teinacher Freibad gepflegt. Doch die Massen, die dieses Grün und das Wasserbecken bevölkern, bleiben vorerst aus. Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Freibad in Bad Teinach-Zavelstein öffnet nicht am 1. Mai / Tägliches Thema bei den Mitarbeitern im Rathaus

Noch ist völlig unklar, ob die Freibäder in diesem Jahr überhaupt öffnen dürfen. Die Stadt Bad Teinach-Zavelstein hat ihr Bad dennoch fit für die Saison gemacht – und hofft, zumindest für ein paar Wochen öffnen zu können.

Bad Teinach-Zavelstein. "Die Wiese in unserem Freibad sieht momentan aus wie auf einem Golfplatz", lobt Bürgermeister Markus Wendel Bademeister Oliver Schmidt und die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, die in den vergangenen Wochen ganze Arbeit geleistet hätten.

Sie haben nicht nur die Grünanlagen, sondern auch den Schwimmbereich samt der Technik aus dem Winterschlaf geholt. Zudem haben Handwerker die Sanitäranlagen auf den neuesten Stand gebracht. Sie wurden seit der Sanierung vor acht Jahren bislang nicht mehr aufgefrischt. Und das, obwohl schon jetzt klar ist, dass das Freibad in Bad Teinach-Zavelstein durch die Corona-Maßnahmen nicht wie gewohnt am 1. Mai öffnen kann.

"Wir bereiten das Freibad so vor, dass wir auf Knopfdruck öffnen können", unterstreicht Wendel, auch wenn er zugeben muss: "Das ist ein ganz großes Fragezeichen, das da vor uns steht. Wir sprechen im Rathaus beinahe täglich über das Freibad."

Klar ist nur so viel: Laut aktueller Verordnung des Landes Baden-Württemberg ist die Öffnung von Freibädern bis zum 4. Mai untersagt. Da dieses Datum immer näher rückt, rechnet Wendel damit, dass die Landesregierung in der kommenden Woche eine neue Verordnung erlassen wird.

Der Bürgermeister von Bad Teinach-Zavelstein mutmaßt: "Ich glaube nicht, dass wir am 5. Mai das Freibad so öffnen können, wie wir es in den vergangenen Jahren öffnen konnten. Ich glaube sowieso nicht, dass wir es an diesem Tag überhaupt öffnen können."

In der Regel besuchen das Freibad der Kurstadt laut Wendel rund 1000 bis 1200 Badegäste pro Tag. Schwer vorstellbar, bei so vielen Leuten den Mindestabstand und die Maskenpflicht einzuhalten – vor allem im Wasser. Die Besucherzahl zu limitieren hält Wendel für "nicht einfach". Dennoch verfüge die Stadt über genügend Desinfektionsmittel, das für die Badegäste zur Verfügung stehen würde. "Wir wären vorbereitet, aber das setzt viel Selbstdisziplin der Badegäste voraus", betont der Rathauschef.

Finanziell war das Freibad schon vor der Corona-Krise ein Minusgeschäft. Zwar hat die Stadt mit Eintrittsgeldern rund 70 000 Euro pro Jahr eingenommen, dennoch musste sie 120  000 bis 150 000 Euro zuschießen. Sollte das Freibad in diesem Jahr gar nicht öffnen können, fallen die Eintrittsgelder komplett weg. Demgegenüber stehen bei verschlossenen Toren durchaus niedrigere Betriebskosten, bei Null liegen die allerdings nicht.

So muss etwa das Wasser weiterhin gefiltert werden, wenn auch nicht so häufig wie sonst. Wendel: "Unter dem Strich wird der Abmangel höher sein als in den vergangenen Jahren. Das schlägt schon ins Kontor." Nicht zur Debatte habe bei der Stadt gestanden, eine mögliche Öffnung von Anfang an auszuschließen und somit die Betriebskosten gänzlich auf Null herunterzufahren.

Wendel: "Wir streben jedes Jahr an, am 1. Mai zu öffnen. Das bedeutet, dass wir schon Mitte März mit den Vorbereitungen beginnen müssen." Zu einem Zeitpunkt also, als von einem Kontaktverbot noch gar keine Rede war.

Mit dem Fragezeichen hinter der Freibadsaison steht auch ein Fragezeichen hinter Bademeister Oliver Schmidt. Mittlerweile ist ein neuer Tarifvertrag in Kraft getreten, wodurch auch bei ihm Kurzarbeit zulässig wäre. "Diese Option ist da", sagt Wendel, der einen weiteren emotionalen Aspekt nennt: "Es würde viele traurige Menschen geben ohne die Badesaison 2020. Unser Freibad hat eine große Fangemeinde, weil es so schön kuschelig ist."

Andererseits habe Wendel in den vergangenen Wochen viel Verständnis für Corona-Maßnahmen erlebt. "Viele Menschen sehen, dass es ein besonderes Jahr mit besonderen Entscheidungen ist. Es ist ein großes Einsehen da. Ich glaube nicht, dass jemand ernsthaft mit mir diskutieren wird, wenn das Freibad nicht öffnet", meint der Bürgermeister und vergleicht: "Gerade erst wurde das Oktoberfest in München abgesagt. Auf den Quadratmeter gerechnet kommt bei uns im Freibad die gleiche Anzahl an Menschen zusammen. Und da gelten dann auch die gleichen Maßstäbe."

Auch eine kürzere Badesaison denkbar

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es aber noch für die Fangemeinde des Freibads in Bad Teinach-Zavelstein: Sollte die Landesregierung die Schließung der Freibäder bis Ende Juli verordnen, mache es laut Wendel zwar keinen Sinn mehr, das Bad noch zu öffnen, doch eine verkürzte Badesaison käme für ihn grundsätzlich infrage.

"Zehn bis zwölf Wochen zu öffnen wäre akzeptabel", meint der Bürgermeister. Grund genug also für Bademeister Schmidt und seine Mitarbeiter, den Rasen im Freibad weiterhin auf Golfplatz-Niveau zu pflegen.