Laut Polizei hatten mindestens 17 Gäste die Party besucht, die in der ehemaligen Kurklinik in Bad Rippoldsau stieg. Laut Corona-Verordnung dürfen sich derzeit jedoch lediglich höchsten zehn Personen treffen, sofern sie nur aus zwei Haushalten kommen.
Die verlassene Immobilie passt gut ins Raster: ein 75.000 Quadratmeter großes Areal, darauf ein altes Klinikum aus den 70er-Jahren mit 30.000 Quadratmetern Nutzfläche auf mehreren Etagen, lange Gänge und leere Patientenzimmer. Seit April 2011 steht die Klinik leer. Die Idee chinesischer Investoren, im abgelegenen Wolftal aus der Immobilie mit Millionenaufwand ein Fünf-Sterne-Ressort zu machen, hat sich voriges Jahr zerschlagen. Zuletzt gehörte das Anwesen einer Finanzgruppe aus Hongkong. Wie die alte Klinik ins Interesse der Szene geriet, ist noch nicht klar. "Verabredungen zu solchen Partys finden in aller Regel über soziale Medien statt", sagt Sabina Maag, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Pforzheim. Die Teilnehmer im Alter von 19 bis 22 Jahren kamen teils von weit her angereist: aus den Kreisen Emmendingen, Calw, Freiburg, Rottweil, Freudenstadt, Waldshut-Tiengen und Schwarzwald-Baar, ein Teilnehmer sogar aus Nordrhein-Westfalen.
Dass die Party aufflog, ist offenbar auf einen medizinischen Notfall zurückzuführen. In den frühen Morgenstunden des Sonntags ging ein Notruf ein, ein Besucher hatte sich eine Kohlenmonoxid-Vergiftung eingefangen. Denn zur Stromversorgung hatten die Gruppe ein Stromaggregat mit Verbrennungsmotor im Gebäude laufen lassen. Die Person wurde vom Rettungsdienst vorsorglich zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht. Offenbar ging die Feier für diesen Gast zumindest aus medizinischer Sicht glimpflich aus.
Rechtlich dürfte das anders aussehen. Die Party löste einen Großeinsatz aus. Die Teilnehmer hatten sich laut Polizei "unbefugt Zugang zum Gebäude" verschafft. Die Feuerwehr, die ebenfalls alarmiert worden war, konnte laut Polizei in einem Raum der Klinik eine leicht erhöhte Kohlenmonoxidkonzentration messen, die jedoch nicht als lebensbedrohlich einzustufen gewesen sei.
In aller Regel fallen illegale Besuche erst auf, wenn die Szene längst wieder abgereist ist
Als die Polizei eintraf, flüchtete ein Teil der Partygäste. Die Beamten suchten mit Unterstützung von Diensthunden der Staffel aus Pforzheim das Gelände ab. Ein Teil der flüchtigen Gäste konnte letztlich noch vor Ort festgestellt werden, andere waren bereits nach Hause gegangen, berichtet die Polizei.
Die 17 Teilnehmer der Party erwarte nun ein Ordnungswidrigkeiten-Verfahren wegen des Verstoßes gegen geltende Corona-Vorschriften sowie eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. Ein Teilnehmer hatte außerdem Drogen bei sich, was eine separate Anzeige nach sich ziehe. Wie berichtet, drohen den Teilnehmern Bußgelder. Den Organisatoren blüht eine Strafzahlung zwischen 250 und 10.000 Euro. Möglicherweise kommen Straftatbestände hinzu. "Da bei der Durchsuchung des Objekts darüber hinaus festgestellt wurde, dass eine Zimmertür aufgebrochen und Gegenstände aus dem Zimmer entwendet wurden, sind noch weitere Ermittlungen notwendig", äußerte sich die Polizei.
Im Zuständigkeitsgebiet des Polizeipräsidiums Pforzheim ist dies die erste "Lost-Place-Party", von der die Behörden Kenntnis haben. Das muss nicht heißen, dass es die erste Party dieser Art war. In aller Regel fallen illegale Besuche erst auf, wenn die Szene längst wieder abgereist ist. Laut Polizeisprecherin Maag sind im Nordschwarzwald bereits mehrfach Anzeigen wegen Sachbeschädigungen, Hausfriedensbruchs oder Einbruchs in verwaisten alten Liegenschaften eingegangen.
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