Das französische Sägewerk im Rippoldsauer Kurbezirk verarbeitete von 1948 bis 1953 riesige Mengen Holz.  Fotos: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Französisches Sägewerk auf Tennisplätzen im Kurgebiet vor 70 Jahren errichtet

Vor 70 Jahren bauten die Franzosen in den Rippoldsauer fürstlichen Kuranlagen ein großes Sägewerk. Fünf Jahre lang war es in Betrieb.

Bad Rippoldsau-Schapbach. Die französische Besatzungsmacht hatte im Jahr 1948 auf den Tennisplätzen des Bads in Bad Rippoldsau ein großes Sägewerk errichtet. Bis 1953 war es in Betrieb. Damals wurde der Rippoldsauer Staatswald im Gebiet des Sommersbachs bei den sogenannten Franzosenhieben auf großen Flächen kahl geschlagen.

Aus dem Staatswald wurden damals rund 110 000 Festmeter Stammholz entnommen. Das Holz wurde im Sägewerk der Besatzungsmacht transportgerecht zerkleinert und mit Lastwagen nach Frankreich gebracht. Die französischen Holzhauer waren im Gasthaus Klösterle Hof und im Erholungsheim, heute St. Vinzenz, Jahren untergebracht. Die "gute alte Zeit" des Bäderbetriebs in Bad Rippoldsau war damals schon längst zu Ende gegangen. 1920 starb Otto Goeringer, der Betreiber des Badhotels, dessen Komfort außergewöhnlich war. Es verfügte über 200 Betten, und das Hallenbad bot eine besondere Attraktion. Auch die Tennisplätze unterhalb des Bads wurden gelobt. Die Kurkapelle trat drei mal täglich auf.

Gute Geschäfte mit der KdF-Urlaubsorganisation

Die Deutsche Bank übernahm 1933 die Aktienmehrheit des Bads. Dieses machte schon bald gute Geschäfte mit der nationalsozialistischen KdF-Urlaubsorganisation (Kraft durch Freude). 1938 gab es einen Rekord mit 41 491 Gästen. Damals überwog das internationale Publikum. Amerikaner, Franzosen und Engländer brachten dem "Dritten Reich" wichtige Devisen. Nach Kriegsausbruch kamen zwar noch weitere Gäste, aber offiziell blieb das Kurhaus geschlossen. Es fehlte das Personal. 1941 kam der Kurbetrieb ganz zum Erliegen. In dieser Situation erwarb 1942 der katholisch-pfälzische Schulfonds das gesamte Bad-Objekt. Bis 1946 war es Sitz einer pädagogischen Akademie.

Am 20. April 1945 kamen die französischen und amerikanischen Truppen ins Tal. Die Gebäude das Bades schienen dem Untergang geweiht zu sein, die gesamte balneologischen Inneinrichtung war zerschlagen oder gestohlen. Ins Bad kamen Flüchtlinge, die Villa Sommerberg wurde mit Lungenkranken belegt, und im Fürstenbau erholten sich französische Kinder.

Auch schwedische Truppen im Wolftal

Es war übrigens nicht das erste Mal, das Truppen so weit ins Wolftal kamen und den Badebetrieb in Bedrängnis brachten. 1643 kamen schwedische und Weimarer Truppen vom Kniebis herunter und brannten alle Badgebäude und das Kloster nieder.

Die Genossenschaft der "Schwestern der Liebe vom kostbaren Blut" übernahm 1948 die ausgeplünderten Gebäude – im Auftrag des Deutschen Caritasverbands. Das ehemalige Bad sollte sozial-karitativen Zwecken zugeführt werden.

Bald schied die Caritas als Pächterin aus, und die Schwestern der Liebe vom kostbaren Blut pachteten den ganzen Komplex selbst, um ihn in eigener Regie zu bewirtschaften. Die Verhandlungen waren äußerst schwierig. Derweil stiegen wieder die Gästezahlen. 1956 wurden mehr als 1,6 Millionen Mark investiert.