In Bad Liebenzell ist wegen des Bürger-Rufautos ein Streit zwischen einem Taxiunternehmer und der Stadt entbrannt. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Siegfried Klitzke wirft der Kommune wegen des Bürger-Rufautos unlauteren Wettbewerb vor

Von Wolfgang Krokauer

Wegen der Einrichtung eines Bürger-Rufautos durch die Stadt Bad Liebenzell sind sich die Kommune sowie der Taxibetreiber Siegfried Klitzke in die Haare geraten.

Bad Liebenzell. Der Unternehmer wirft der Stadt unlauteren Wettbewerb vor. Aus gesundheitlichen Gründen müsse er deshalb einen Teilbereich seines Taxiunternehmens schließen. Zu sehr habe die ganze Entwicklung an den Kräften gezehrt, klagt er. So bediene die Stadt mit ihrem Bürger-Rufauto die zahlungskräftige Kundschaft seines Taxiunternehmens. Es gehe nicht um die Beförderung von Bedürftigen. Er werde deshalb den Prozess gegen Bürgermeister Dietmar Fischer vor dem Verwaltungsgericht zu Ende führen.

Ein Dorn im Auge ist Klitzke auch die Entlohnung der ehrenamtlichen Fahrer. Sie würden bei zwei Stunden 17 Euro und bei fünf Stunden Bereitschaft 30 Euro als Lohn bekommen. Bad Liebenzells Hauptamtsleiter Werner Komenda teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass alle ehrenamtlich Tätigen von der Stadt die gleiche Entlohnung bekämen. Bis zwei Stunden würden 15 und bis fünf Stunden 20 Euro fällig. Wer mehr als fünf Stunden arbeite bekomme 30 Euro. Das gelte auch für die Autofahrer.

Zudem verzichte ein Großteil der Fahrer sogar auf eine Pauschale und spende sie für soziale Zwecke, ergänzt Bürgermeister Dietmar Fischer. Der Rathauschef gab zu bedenken, dass das Bürger-Rufauto eine ganz andere Klientel habe als ein Taxiunternehmen. Die betreffenden Personen seien meist ältere Menschen und könnten ein Taxi gar nicht nutzen. Diejenigen, die jetzt mit dem Bürgerauto unterwegs seien, hätten vorher kein Taxi genutzt, so Fischer.

Unterschiedliche Zielgruppen

Hinzu komme, dass das Bürger-Rufauto nicht erst am Tag der Fahrt bestellt werden könne, gab der Bürgermeister zu bedenken. Das Taxi hingegen könne zu jeder Zeit gerufen werden. Zudem fahre das Bürger-Rufauto ab 17 Uhr ohnehin nicht mehr.

Michael Stierle, Abteilungsleiter des ÖPNV im Landratsamt Calw machte deutlich, dass Nutzer des Bürger-Rufautos weder ein Taxi noch einen Linienbus nutzen könnten: "Sie sind alt und gebrechlich." Zudem würden die Fahrer des Bürger-Rufautos Dienste anbieten, die ein Taxifahrer gar nicht offerieren könne. "Sie helfen beim Einkaufen", sagte Stierle.

Davon abgesehen gab Stierle zu bedenken, dass Siegfried Klitzke trotz Einladung nie anwesend gewesen, als es um die Einrichtung des Bürger-Rufautos gegangen sei. Das bestätigt auch Komenda.