Anne Rostek gestaltete die Pflanzenbeete im Sophi Park von Bad Liebenzell. Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Spaziergang im Bad Liebenzeller Sophi Park / 100 Weisheiten in Acryl / Leseinseln und Pflanzenbeete angelegt

Direkt am Ufer der Nagold liegt der erste philosophische Themenpark Europas eingebettet in eine Parklandschaft, die mit farblichen Nuancen aus der Pflanzenwelt wie ein Natur-Gemälde aussieht.

Bad Liebenzell. Unter dem Motto "mit allen Sinnen das Sinnhafte entdecken", bietet der Park seinen Besuchern nicht nur eine spannende Zeitreise durch die Welt der Philosophie, sondern auch jetzt im Sommer einen faszinierenden Rundgang durch eine betörend duftende Welt von Blüten und Pflanzen. Der Name Sophi steht als Kürzel für "Soft Philosophy" und soll philosophische Weisheiten bei einem Spaziergang auf leicht verständliche Art und Weise vermitteln. Auf einer abenteuerlichen Zeitreise durch 2500 Jahre Geistesgeschichte gibt es von der Antike über das Mittelalter und die Renaissance bis hin zur Aufklärung und Moderne zahlreiche künstlerische Schau- und Staunobjekte, 100 Weisheiten in Acryl sowie originelle Leseinseln. Unaufdringlich und doch präsent lotsen 14 verschieden gestaltete Pflanzenflächen durch den lehrreichen Rundweg. Mit ihrer einzigartigen Blüten- und Farbenpracht sind die monochrom angelegten, also einfarbig gehaltenen, Pflanzenbeete jeweils der Farbe einer bestimmten Epoche zugeordnet.

4300 Stauden, Gräser und Rosen ausgewählt

Verantwortlich für diese Feinkomposition ist Anne Rostek. Auserkoren von Ines Veith, der Ideengeberin und Initiatorin des Sophi Parks, wurde sie zur Gestalterin der Pflanzbeete, um bereits ein Jahr vor der offiziellen Eröffnung 4300 Stauden, Gräser und Rosen auszuwählen und mit weiteren Mitarbeitern fachgerecht auf dem zwei Hektar großen Areal anzupflanzen.

Die gebürtige Flensburgerin hat ihr Handwerk in der 1926 gegründeten Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin gelernt, die seit mehr als 90 Jahren mit ihrem Namen für Pflanzenqualität und Gartenkultur steht. Im Anschluss folgte ein Studium der Landschaftsarchitektur in Weihenstephan (Bayern), um danach im größten Botanischen Garten der Welt, Kew Gardens in London, Gartenkultur zu studieren.

Zudem hat sich Rostek in verschiedenen Gärten des Vereinten Königreiches umgesehen und ihre Studien auf Landsitzen wie Coleton Fishacre aus den 1920er-Jahren mit üppigem Garten am Meer vervollständigt. Wieder zurück in Deutschland übernahm sie bei der Staudengärtnerei von Zeppelin die Bepflanzungsplanung und ist heute Ansprechpartnerin für gestalterische Fragen.

Da der Sophi Park im Quellenschutzgebiet von Bad Liebenzell angelegt wurde, benötigte dieser 2016 ihre ganz besondere Aufmerksamkeit. "Auf dem feuchten Gebiet ist der Grundwasserspiegel sehr hoch und daher haben wir die Beete zur Bepflanzung mit rund 20 Zentimeter Pflanzerde aufgeschüttet", so die Expertin, die nun Bad Liebenzell erneut einen Besuch abstattet, um sich die Pflanzensituation vor Ort anzuschauen.

Während der Grünkompost die Neupflanzungen nur ein Jahr lang versorgt, mussten sich die Pflanzen in den vergangenen Monaten in den Untergrund einwurzeln, um sich dort mit den vorhandenen Nährstoffen zu arrangieren.

Alles in allem keine einfach zu bewältigende Aufgabe für Rostek. "Hier waren die Besonderheiten von Boden und Klima besonders zu beachten", erklärt die Pflanzenfachfrau, die sich daher zunächst der wichtigen Aufgabe stellte, um aus dem rund 2500 Arten und Sorten umfassenden Sortiment der Staudengärtnerei die Pflanzen auszuwählen, die in Verbindung mit dem Liebenzeller Klima gut gedeihen. "Das war ein absolutes K.-o.-Kriterium für mediterrane Pflanzen", so Rostek, die Stauden ausgewählt hat, die ein kalter Winter nicht umbringen kann und die auch dann gedeihen, wenn viel Wasser steht. Dann waren den Farbvorgaben entsprechend Stauden und Rosen auszuwählen, die zum einen in die vorgegebene Farbskala passten und zum anderen eine möglichst lange Blütensaison von April bis Oktober gewährleisten: Ockerfarben und gelb stehen für das Mittelalter, die Farbe Lila für die Renaissance, während die Denker der Region in der Farbe Blau gehalten sind. Die Aufklärung triumphiert in Rot und die Moderne in Orange. Lebensweisheiten sind in der Farbe Pink und die Philosophen der Welt in Grün gehalten.

Um die Pflanzbeete auch optisch von den Parkwegen abzugrenzen, wurden sie mit einer Hecke begrenzt, die wie eine Rückenlehne zu betrachten sind und sichelförmig die blühenden Beete einfasst. So wurde für die Farbsinfonie der Aufklärung die Signalfarbe Rot gewählt. Aquilegia Crimson Star, Bistorta affinis Superbum, Panicum virgatum Squaw oder Sanguisorba officinalis lauten die botanischen Namen der Gewächse, die als Akelei, Schneckenknöterich, Rutenhirse und Wiesenknopf an unterschiedlichen Monaten im Sommer immer wieder Leuchtpunkte schaffen. Die Akelei gilt als Frühblüher, deren Blüten aussehen wie kleine Ballett-Tänzerinnen mit Röckchen. An langen Stielen thronen die Blüten über gefächertem Laub, denen sich der Schneckenknöterich als äußerst robuster, widerstandsfähiger Bodendecker zu Füßen liegt. Kombiniert mit den filigranen Blütenrispen der Rutehirse, die als Präriegras aus den Weiten Nordamerikas stammt und deren Blätter im Herbst eine weinrote Farbe annehmen, bestand für Rostek die Herausforderung darin, pro Beetfläche 20 verschiedene Pflanzen auszuwählen, die auf jeweils 60 Quadratmetern Fläche in Form, Farbe und Höhe zueinander passen.

Auserkorener Liebling für die rote Farbenpracht ist dabei der Wiesenknopf. Mit einer Wuchshöhe von bis zu 120 Zentimetern vermittelt er mit seinen zahlreichen dunkelroten Blütenbällchen in den Monaten Juli und August den Eindruck, als ob die Blüten im Sommerwind schweben. Die Pflanze, die seit dem Mittelalter als entzündungshemmendes Heil- und Küchenkraut genutzt wird, ist zudem eine begehrte Anlaufstelle für Bienen und Schmetterlinge und umweht die Weisheiten von Kant, Rousseau und Voltaire, die auf den leuchtend roten Acrylplatten eingraviert sind.

Wer vor Ort mehr über den Sophi Park erfahren möchte, darf sich einer Führung anschließen. Die Termine sind am 11. August sowie am 1. und 22. September. Die Führungen werden ab 18 Teilnehmern angeboten und dauern rund eineinhalb Stunden. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 07052/40 80 möglich.

Im Begleitbuch von Ines Veith finden sich weitere Informationen. Das Buch "Sophi Park Bad Liebenzell – Ein Spaziergang durch die Welt der Philosophie" ist für zehn Euro im Rathaus in Bad Liebenzell zu haben.