Beim Seelsorge-Impulstag in der Liebenzeller Mission ist es darum gegangen, das eigene "Ich" zu erkennen. Foto: Kurz Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Liebenzeller Mission lädt zum Seelsorge-Impulstag ein

Bad Liebenzell (efeu). Unter dem Oberthema "Rund oder kantig? Charaktere, die herausfordern" hatte die isbb (Initiative Seelsorge.Beratung.Bildung) zum Seelsorge-Impulstag ins Missions- und Schulungszentrum nach Bad Liebenzell eingeladen. Gebhard Weik begrüßte als Leitender Seelsorger der isbb die knapp 200 Teilnehmer. Er stellte Thomas Wirth als neuen Seelsorger vor. Sara Weik begleitete zusammen mit ihrem Bruder Johannes Seule die gemeinsamen Lieder.

Hauptreferenten waren Eva Maria Jäger (München) und Johannes Stockmayer (Landkreis Reutlingen). Stockmayer (Berater und Seelsorger) führte in das Hauptthema mit einem runden und einem kantigen Stein ein. Beide hätten ihre eigene Form und beide könnten zum Wurfgeschoss werden. "Wir leben in einer Gesellschaft der Singularitäten – man will sich vom anderen durch eigene Besonderheiten abheben. Dadurch gibt es kaum Allgemeines mehr. Je näher wir uns kommen, desto mehr fallen unsere Ecken und Kanten auf." Das führe zu Konflikten, so der Referent. Das "Ich" des einzelnen sei jedoch auf das "wir" durch andere angewiesen und über allem stehe Gott. Der einzelne lebe oft im "Gefängnis des eigenen Ichs". Dieses Ich sei oft nicht stark, nur groß. "Hinter schwierigen Menschen steckt oft ein kleines schwaches Ich, das sich groß machen muss. Der Seelsorger muss diese Gefängnistüre öffnen."

Langen Atem bekommen

Für den einzelnen gelte es seine Frustrationstoleranz zu erhöhen und einen langen Atem zu bekommen, um trotz schwieriger Menschen gute Beziehungen zu leben. Außerdem gelte es, auch bei verschiedenen Meinungen miteinander im Gespräch zu bleiben. In einer Beziehung gelte es sich auf Augenhöhe zu begegnen.

Das zweite Referat befasste sich mit schwierigen Menschen. Diese gelte es anzunehmen und zu akzeptieren, weil ihre Art zu ihrer Persönlichkeit gehöre.

Wenn der Seelsorger "pistolenhaft" mit dem Zeigefinger auf jemand zeige, würden drei Finger auf ihn zurück und der Daumen nach oben zeigen. Das deute darauf hin, dass man die eigene Art nicht übersehen dürfe und im Blick auf Andere Gott einbeziehen solle.

"Wir sind als Seelsorger eine Projektionsfläche für den anderen, wenn wir ganz auf ihn gerichtet und ganz bei uns sind. In mir kann sich der andere wahrnehmen."

Die Aufgabe des Seelsorgers sei es manchmal zu provozieren und zu frustrieren. Dadurch komme der andere ins Nachdenken. "Der schwierige Mensch soll an seine Grenzen geführt werden." Christliche Gemeinden seien oft der Ort für schwierige Menschen, weil man ihnen das Leben und die Wahrnehmung ermöglicht, die sie brauchen.

In vier Seminaren ging es um praktische Themen. Stockmayer nahm Fragen zur Seelsorge auf und versuchte sie aus seiner Erfahrung zu beantworten. Jäger sprach über das eigene "Innere Team". Es ging darum, zu sich selbst und dem eigenen Innersten zu finden. Werner Schäfer half Persönlichkeitsstrukturen kennenzulernen, um schwierige Menschen besser zu verstehen und Beziehung gestalten zu können. Karla Kränzlein bot für zwölf Teilnehmer eine Selbsterfahrung in Bibliodrama. Dabei wurden biblische Szenen nachgestellt, um sich dann im Setting vorzustellen, wie die einzelnen empfunden haben.

Im Schlussreferat griff Jäger die Störenfriede im persönlichen Innern auf. Sie zeigte auf, wie wichtig es sei, das eigene "Innere Team" zu kennen und positive und negative Stimmen aufzunehmen und zu lernen mit ihnen konstruktiv umzugehen.

Im Rahmen des Seelsorge-Impulstages konnten fünf Personen ihre Ausbildung zum "Begleitenden Seelsorger" beenden und erhielten von Gebhard Weik ein Zertifikat.