Mit der Abstimmung in Richtung Spielgemeinschaft begibt sich der SVL-Vorstand auf einen neuen Weg. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: Mitglieder des SV Bad Liebenzell sprechen sich bei außerordentlicher Versammlung für Gründung einer Spielgemeinschaft aus

Bad Liebenzell. Um es vorweg zu nehmen, der SV Bad Liebenzell bleibt ein eigenständiger Verein. Auch wenn am späten Samstagnachmittag im Bad Liebenzeller Kurhaus mit dem Beschluss, der Spielgemeinschaft SG Unterreichenbach/TSV Schwarzenberg beizutreten, im sportlichen Bereich eine einschneidende Veränderung ins Auge gefasst wurde.

Mit mehr als 40 Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen sprachen sich die Mitglieder im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung für die Gründung einer Spielgemeinschaft im Bereich der aktiven Herrenmannschaften aus.

Dass die Entscheidung am Ende in einer Dreier-Ehe mit dem TSV Schwarzenberg und den FC Unterreichenbach mündet, ist dem Umstand geschuldet, dass der SV Bad Liebenzell mit dem Versuch, im Rahmen einer Spielgemeinschaft mit Nachbarvereinen im Württembergischen Fußballverband zu bleiben, gescheitert ist. "Wir haben zahlreiche Gespräche mit Vereinen in der näheren Umgebung geführt, am Ende jedoch ohne Ergebnis", so der Vorsitzende Ekkehard Häberle. Die erste Abfuhr hatte er sich beim Stadtrivalen TSV Möttlingen eingehandelt, der mit Blick auf sein neues Sportgelände nicht nur selbstständig bleiben möchte, sondern sich für den anstehenden Kreisliga A I-Spielbetrieb für die Runde 2020/21 schon mal personell aus dem Kader der Kurstädter bedient hat.

Demografischer Wandel in der Kurstadt gibt den Ausschlag

Der Entscheidung, sich einer Spielgemeinschaft anzuschließen, lag jedoch weniger das aktuelle Tabellenbild zu Grunde, sondern der Blick auf den demografischen Wandel in der Kurstadt. "Vor 30 Jahren haben wir über das Thema noch gelächelt, jetzt hat es uns eingeholt", stellte Häberle etwas frustriert fest. "Wo bitte sollen wir in Bad Liebenzell Jugend generieren, hierher kommen keine jungen Familien, es gibt keine Neubaugebiete, Wachstum findet auf den Höhen statt und die Unterhaugstetter und Monakamer Jugend geht zum TSV Möttlingen", beschrieb der Vorsitzende das aktuelle Erscheinungsbild.

Den Einwand, warum der SVL nicht selbstständig bleibt, wenn er 27 Spieler in eine Spielgemeinschaft einbringen könne, konnte Raphael Bauer detailliert beantworten. "Hätten wir den Weg in die SG mit Unterreichenbach und Schwarzenberg nicht aufzeichnen können, wären uns nur knapp 20 Spieler geblieben, so konnten wir den größten Teil halten", erklärte der zweite Vorsitzende.

Bauer hatte zusammen mit Häberle und Spielleiter Andreas Schanz im Vorfeld der Gespräche den Hauptteil geleistet. In der Spielgemeinschaft sei in drei Mannschaften für jeden der rund 50 Spieler etwas dabei, ging Bauer auf die Strukturen im badischen Fußballverband mit einer A-, B- und C-Klasse ein. "Wir hätten uns auch zurücklehnen und die Dinge einfach laufen lassen können, aber das ist nicht die Zukunft, wir gehen jetzt einen neuen Weg, auch wenn das einiges an Mehrarbeit bedeutet."

Viele Fragen blieben in der lebhaften, aber stets sehr sachlichen geführten Diskussion offen. "Wer wann wo und wie trainiert und spielt kann man noch nicht sagen", erklärte Schanz. Fakt ist, der SV Bad Liebenzell wird die kommende Runde als "Namenloser" bestreiten. "Da im Badischen Verband aktuell keine Dreiernamen zulässig sind, werden wir in der kommenden Runde in der SG nur als gleichberechtigte Partner mitspielen, die Kosten werden gleichmäßig geteilt und für die Saison 2021/22 ist ein neuer Name zu kreieren", fasste Schanz die nächsten Schritte zusammen.

Die können durchaus erfolgreich sein, wie Bürgermeister Dietmar Fischer anhand des Konstrukts aus der Handballszene mit den Vereinen Calw, Hirsau, Bad Liebenzell (kurz HCL) vor der von ihm geleiteten Abstimmung vorstellte.

Für Ehrenmitglied Wolfram Ganzhorn ist der Eintritt in eine Spielgemeinschaft auf Sicht alternativlos und Sebastian Kopp sah die Chancen als deutlich größer an als das Risiko. Die aktuelle Jugendspielgemeinschaft mit dem VfR Hirsau bleibt bestehen, zumal sie vertraglich noch für zwei Jahre geregelt ist. Ob die Jugendarbeit dann in die SG übergeht oder sich zusammen mit dem aktuellen Konstrukt noch etwas Größeres entwickeln lässt, bleibt offen. "Wenn es nicht funktioniert, können wir immer wieder zurück", blickte Häberle in der mehr als 100-jährigen Vereinsgeschichte auf die Zeit zwischen 1976 und 1980, als der SVL schon einmal beim badischen Fußballverband gespielt hatte.

Es ist kein Geheimnis, dass der Vorsitzende sich mit seinem SVL am äußersten Zipfel des WFV liegend, sich auch sehr gut mit "Derbys" gegen Neuhausen, Hamberg, Schellbronn oder Engelsbrand anfreunden kann. Nicht zuletzt unter dem Blickwinkel, dass der WFV den Fußballbezirk Böblingen/Calw zerschlagen will und sich die Kreisvereine dann zukünftig in Richtung Freudenstadt und Horb ausrichten müssten.