Auch die Kleinen halfen fleißig beim Eintopfen von insektenfreundlichen Pflanzen. Foto: Biermayer Foto: Schwarzwälder Bote

Der jüngste UN-Bericht bestätigt es wieder: Um die Insekten ist es

Der jüngste UN-Bericht bestätigt es wieder: Um die Insekten ist es teilweise sehr schlecht bestellt. Ein Grund dafür sind neben Pestiziden vor allem schrumpfende Lebensräume. Eine Projektgruppe aus Möttlingen will dem nun entgegenwirken.

(fb). Wer den Insekten etwas Gutes tun will, sollte auf Pflanzen mit ungefüllten, das heißt offenen, Blüten setzten. So können die Bienen oder Schmetterlinge den Nektar ungehindert aufnehmen. Auf dem Balkon bieten sich dafür mediterrane Kräuter wie Oregano, Thymian, Basilikum oder Lavendel an. Auch Minze, Zitronenmelisse, Kornblumen oder Mohn im Setzkasten erfüllen diesen Zweck.

Im Garten können Insektenfreunde auf Schneeglöckchen, Fetthenne, Straucheibisch, Brom-, Him- oder die Johannisbeere setzen. Am einfachsten ist es aber, eine Ecke in seinem Garten bis in den Herbst einfach in Ruhe zu lassen und nicht zu mähen. Dann kommen Pflanzen, die Insekten mögen, wie zum Beispiel Löwenzahn, von ganz alleine. Wer trotzdem selbst Hand anlegen möchte, sollte eines beachten: Eine große Vielfalt an Pflanzen hilft auch einer großen Vielfalt an Insekten. Am besten einfach unterschiedlichste Pflanzen mit offenen Blüten setzten.

Bad Liebenzell-Möttlingen. "Man hört ja mittlerweile täglich in den Medien vom Insektensterben", erzählte Elfriede Heeskens, die gemeinsam mit Carmen Klein und Barbara Strohmer einen Blumenverkauf organisierte. Man wolle so darauf aufmerksam machen, wie jeder im Kleinen einen Beitrag leisten kann. "Egal, ob man einen großen Garten oder einen kleinen Balkon hat. Jeder kann ein bisschen Lebensraum für Insekten schaffen", meinte Heeskens. Das sei auch wichtig, weil Bienen und Schmetterlinge Nutzpflanzen bestäubten oder als Futter für andere Tiere dienten.

Anfang April habe es ein vom Ortschaftsrat initiiertes Treffen gegeben, bei dem ein Biologe Informationen zum Thema Insekten und Pflanzen vorgestellt habe. Aus diesem Vortrag heraus hat sich die Projektgruppe "Möttlingen summt" gegründet. Sie hat es sich auf die Fahnen geschrieben, den Stadtteil insektenfreundlicher zu gestalten.

"Selbst in so einer ländlichen Gegend wie hier mit den vielen Bauerngärten merkt man, dass es einfach viel weniger Insekten gibt", meinte Barbara Strohmer. Deshalb wolle die Projektgruppe bei verschiedenen Veranstaltungen im Ort die Bürger informieren, was man selbst machen könne, um den Insekten zu helfen. Die erste Aktion war nun der Blumenverkauf.

Weil sich am Dorfzentrum sowieso die Kandidaten des Ortschaftsrates vorstellten, baute die Projektgruppe ihren Stand gleich daneben auf. Knapp 200 Setzlinge hatten sie im Gepäck, die sie zum Anschaffungspreis weiterverkauften. Und viele Passanten machten beim Stand der Gruppe halt, ließen sich informieren und nahmen ein paar Pflanzen mit.

Probleme der Wildbienen

"Besonders die Wildbienen haben Probleme, Nektar zu finden", erzählte Heeskens den interessierten Besuchern. Das liege daran, dass viele Zierpflanzen gefüllte, also geschlossene Blüten hätten. Diese seien für die Insekten unzugänglich. Besser seien deshalb Pflanzen mit offenen Blüten. "So können die Schmetterlinge oder Wildbienen den Nektar tanken", so Heeskens.

Aufmerksam machte die Gruppe auf ihre Aktion mit einem Flugblatt. Dies hat sogar unmittelbar zu Ergebnissen geführt. "Ich durfte bei meinem Nachbar rund 40 Quadratmeter Fläche in eine insektenfreundliche Wiese umgestalten", freute sich Carmen Klein. Und so eine Blumenwiese sei eine langfristige Investition. Sie brauche mehrere Jahre, bis sie in voller Blüte stehe. So habe man auch jedes Jahr etwas Neues anzuschauen. "Jedes Wildinsekt hat Pflanzen, die es bevorzugt", fügte Heeskens hinzu. Deshalb sei es so wichtig, eine Vielfalt an Pflanzen zu setzten.

Heeskens hofft auf ein Schneeballsystem, damit möglichst viele Flächen in Möttlingen insektenfreundlich werden. Ein Kontakt zur Stadt bestehe auch schon, denn die Gruppe möchte auch Randstreifen und ungenutzte Brachflächen umwandeln. Außerdem ist eine Eltern-Schüler-Gruppe geplant, die mit Pflanzaktionen einen Beitrag leisten will.