Machen auf den Schutz der Arbeitsrechte aufmerksam (von links): Gottfried Gruner (Weltladen Nagold), Elfriede Heeskens (Weltladen Bad Liebenzell), Saskia Esken (SPD), Brigitte Krebs (Freudenstadt), Doris Ladj (Weltladen Bad Liebenzell) und Doris Heller (Leitung Weltladen Bad Liebenzell) Foto: Fuchs Foto: Schwarzwälder Bote

Handel: Die Weltläden in der Region sammeln Unterschriften für den Schutz der Arbeitsrechte / Saskia Esken "war eine von uns"

Woher kommen eigentlich die Waren, die wir so tagtäglich im Laden kaufen? Unter welchen Bedingungen sind sie entstanden? Um auf solche und ähnliche Fragen aufmerksam zu machen, haben sich drei Weltläden im Nordschwarzwald zu einer Unterschriftenaktion zusammengetan.

Bad Liebenzell. Teepackungen, Flaschen, Spielzeug und gefilzte Handtaschen sind nur einige der vielen verschiedenen Dinge, die die Holzregale des Weltladens in Bad Liebenzell füllen. Es ist ein gemütliches, kleines Geschäft. Vor der Theke stehen afrikanische Trommeln, darüber hängt Schmuck und direkt neben der Kasse liegen weiße Zettel. Auf diesen Zetteln sind Tabellen abgebildet und ganz oben steht "Menschen- und Arbeitsrechte weltweit verbindlich schützen!". An diesem Tag setzt aber niemand mehr seine Unterschrift auf das Papier. Die Aktion ist abgeschlossen, die Unterschriften sind zusammengetragen und warten nur darauf, an die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken (SPD) übergeben zu werden.

Menschen haben "freiwillig und bewusst unterschrieben"

"Viele Unternehmen sagen immer, sie wissen, dass fairer Handel wichtig ist, aber damit ist es nicht getan", sagt Gottfried Gruner vom Weltladen in Nagold. "Die Kleider werden teilweise in Bangladesch genäht, in einem anderen Land werden die Knöpfe dran gemacht und viel später kommt die Ware dann hier an. In dieser Kette müssen alle Unternehmen die Arbeitsrechte anerkennen."

Faire Arbeitsbedingungen weltweit können nur erreicht werden, wenn Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet werden, Menschenrechte entlang ihrer gesamten Lieferkette zu achten, erklärte Elfriede Heeskens vom Weltladen-Team Bad Liebenzell. Deshalb appelliere das Forum Fairer Handel im Rahmen der Kampagne "Mensch. Macht. Handel. Fair." gemeinsam mit dem Weltladen-Dachverband an die Abgeordneten im deutschen Bundestag, den Schutz von Menschen- und Arbeitsrechten auf ihre politische Agenda zu setzen. "Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, sammelten Weltläden in ganz Deutschland Unterschriften." Die Aktion startete am 12. Mai, am Weltladentag.

Die Läden in Bad Liebenzell, Nagold und Freudenstadt haben sich dabei zusammengetan und bis vergangenes Wochenende insgesamt mehr als 500 Unterschriften gesammelt. "Auffällig war, dass die Menschen freiwillig und bewusst unterschrieben haben", freut sich Gottfried Gruner.

"Wenn wir es schaffen, dass mehr Personen bewusster einkaufen und sich Gedanken darüber machen, wo die Ware herkommt, ist schon einmal viel gewonnen." Auch das Thema Flüchtlinge habe den fairen Handel präsenter gemacht. Damit Wirtschafts-Flüchtlinge in ihr Heimatland zurückkehren können, müssen erst einmal die Arbeitsbedingungen verbessert werden.

Ein erster Schritt in Richtung Besserung wurde mit der Unterschriftenaktion getan. "Wir geben die Liste jetzt in die Hand der Abgeordneten, damit das Thema im Bundestag ankommt", erklärte Heeskens. Auch für die Abgeordnete Saskia Esken hatte die Aktion einen besonderen Stellenwert. Sie gehörte zu den Gründern des Weltladens in Bad Liebenzell, oder wie die Laden-Leiterin Doris Heller liebevoll sagte: "Sie war eine von uns und hat jahrelang mit uns auf der Straße beim Verkauf geholfen."

Esken zeigte sich beeindruckt von den vielen Unterschriften. "Das zeigt, dass Menschen sich Gedanken machen. In der Politik gibt es zu diesem Thema viele widerstreitende Argumente. Dieses Papier hilft uns, in die richtige Richtung zu argumentieren."

Und wie geht es nun weiter? "Ich zeige die Liste Bärbel Kofler. Sie ist die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe. Da ist die Liste an der richtigen Adresse", meinte die Abgeordnete. Weiter wolle sie die Weltladen demnächst über Fortschritte informieren. Sie sehe Chancen, dass die Sammlung Wirkung zeigt.

"Jeder kleine Schritt führt ein bisschen weiter in die richtige Richtung"

"Deutschland hat Handelsabkommen mit afrikanischen Ländern, die in Hinsicht auf Menschenrechte sehr fragwürdig sind. Wir müssen für eine bessere Entwicklung sorgen, zum einen durch den Haushalt, zum anderen durch Gesetze. Und der Verbraucher kann seinen Teil beisteuern, indem er auf die Auswahl der Produkte achtet." Heeskens erinnerte sich, gehört zu haben, dass nur ein Prozent des Kaffees in Deutschland fair gehandelt wird. "Wir können vielleicht nicht die Retter der ganzen Welt sein. Zumal wir erst einmal im eigenen Land anfangen müssen, denn auch hier werden die Arbeitsrechte noch nicht überall eingehalten. Aber jeder kleine Schritt führt ein bisschen weiter in die richtige Richtung."