Jutta Stern (Zweite von links) fordert mit ihren Unterstützern den Stopp des Ausbaus des 5G-Netzes. Foto: Biermayer

Digitalisierung und der Ausbau des Mobilfunknetzes sind Schlagworte im Wahlkampf. Aber es gibt auch Gegner dieses Vorhabens. Sie trafen sich am Samstag in Bad Liebenzell um auf die aus ihrer Sicht bestehenden Gesundheitsrisiken aufmerksam zu machen.

Bad Liebenzell - Das Plakat neben dem Infostand macht die Forderung klar. Der Ausbau des 5G-Netzes soll sofort gestoppt werden, um Schäden für Mensch und Umwelt zu vermeiden. Allerhand Flyer und Broschüren warnen vor den Gefahren des Mobilfunks.

Problem ernst nehmen

Krebs, Tumore oder Unfruchtbarkeit werden da als negative Auswirkungen genannt. Untermauert werden diese Behauptungen mit dem Verweis auf wissenschaftliche Studien, zum Beispiel vom englischen Physiker Barrie Trower. Zudem wird auf die Verbraucherorganisation Diagnose Funk dort immer wieder verwiesen. Auch auf deren Plattformen sind zahlreich Studien zu finden. Zudem bemängelt die Organisation den Ressourcen- und Energieverbrauch durch die Digitalisierung.

Auch zahlreiche offene Briefe liegen im Infostand aus. An die Bundeskanzlerin, den Bundespräsidenten oder alle möglichen Ministerien auf Bundes- und Landesebene wenden sich diese. Immer wieder wird gefordert, das Problem ernst zu nehmen, den Ausbau zu stoppen und die Grenzwerte anzupassen. Letztere sind in Deutschland im internationalen Vergleich tatsächlich hoch.

Im 5G-Frequenzbereich liegt dieser hier bei 61 Volt pro Meter für die elektrische Feldstärke. Im belgischen Flandern ist er beispielsweise nur halb so hoch. In der Schweiz liegt er sogar lediglich bei sechs Volt pro Meter.

"Das ist gesundheitsschädlich", meint Jutta Stern, Mitorganisatorin des Infostandes. Die menschlichen Zellen würden durch die Strahlung antioxidativem Stress ausgesetzt, welcher zu vielen Krankheitsbildern führe. Eine Initiative gegen den Ausbau des 5G-Netze in Bad Liebenzell hätte schon mehr als 2000 Unterschriften. Ihr gehe es nicht darum den Fortschritt aufzuhalten, so Stern weiter. Dieser solle nur nicht auf Kosten der Gesundheit gehen.

Ob Mobilfunkstrahlung wirklich schädlich ist, darüber ist sich die Wissenschaft uneins. Es gibt Studien, die einen Zusammenhang zu Tumoren und Krebserkrankungen herstellen. Allerdings werden hier oft viel höhere Strahlenbelastungen verwendet als sie im Alltag vorkommen. Dazu kommt, dass die Experimente oft mit Tieren stattfinden. Eine Übertragung auf den Menschen ist daher nur eingeschränkt möglich. Feldexperimente zur Strahlenbelastung durch 5G fehlen weitgehend noch. Und zwar auch deshalb, weil es schwierig ist, Krankheitsbilder in unkontrollierten Experimentalbedingungen auf eine Ursache wie die Handystrahlung zurückzuführen. Der Wissenschaftsland zu diesem Thema ist also vor allem eins: nicht einheitlich.

Am Infostand lassen sich aber noch viele andere Forderungen auf Flyern finden. So soll ein neuer Gesellschaftsvertrag gefunden werden, der nach einer Volksabstimmung das Grundgesetz ersetzten soll. Dazu gibt es Wahlwerbung für die Ökologisch-Demokratische Partei und die Partei die Basis. Letztere hat sich aus dem Umfeld der Querdenker gegründet und steht im Verdacht in rechtsextremen Kreisen und bei Verschwörungstheoretikern Anklang zu finden.

Vortrag im Spiegelsaal

Ihr Kernthema aber, 5G zu verhindern, will die Bad Liebenzeller Initiative bei weiteren Veranstaltungen vorantreiben. Am 20. September spricht dazu der Pädagoge und Vertreter von Diagnose Funk Peter Hensinger im Spiegelsaal. Hier soll Bürgermeister Dietmar Fischer die Unterschriftenliste übergeben werden. Am 18. und am 24. September will die Initiative die Menschen mit Infoständen am Unteren Ledereck in Calw überzeugen.