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Hermann Rebmann ist seit 25 Jahren als ehrenamtlicher Fischereiwart im Einsatz

Seit einem Vierteljahrhundert wacht Hermann Rebmann sorgsam als ehrenamtlicher Fischereiwart über das fließende Gewässer an der Stadt Bad Liebenzell, das sich mittlerweile zum Mekka der Fliegenfischer entwickelt hat.

Bad Liebenzell. Rebmann, selbst leidenschaftlicher Verfechter dieses Angelstils, der für viele zur Königsdisziplin des Fischens zählt, ist dafür seit 1995 jährlich mehr als 500 Stunden an der Nagold im Einsatz.

Seit knapp 50 Jahren fischt Rebmann mit der Fliegenrute und zählt seit dem Jahr 2000 zu den ausgewiesenen Fliegenfischer-Spezialisten, die weltweit die anspruchsvolle Prüfung der Federation of Fly Fishers (FFF) – zu deutsch: der Vereinigung der Fliegenfischer – absolviert haben und als Lehrer tätig sind. Lediglich in zwölf europäischen Staaten gibt es solche Ausbilder, die zudem in allen wichtigen Bereichen der Fliegenfischerei bis hin zum Gewässerschutz aktiv sind. "Grundwasser ist ein wesentliches Element des Naturhaushaltes und für Bad Liebenzell eine der wichtigsten Trinkwasserressourcen", so Rebmann, der in den Sommermonaten auf seinen täglichen Rundgängen an der Nagold akribisch darauf achtet, dass der Fluss in seiner natürlichen Beschaffenheit erhalten und von Verunreinigungen frei bleibt. Dabei richtet sich sein Hauptaugenmerk zudem auf den Erhalt der ufernahen Lebensräume, wovon Fisch und viele andere Tier- und Pflanzenarten profitieren.

Eintagsfliegen treffen sich zum Hochzeitstanz

Insbesondere im August ist höchste Aufmerksamkeit gefordert, denn dann schlüpfen in der Dämmerung millionenfach die sogenannten "Augustfliegen". Ein Naturschauspiel, das Rebmann mit dem Spektakel von Lachsen vergleicht, die Grizzlybären fast zur selben Zeit in Alaska aus den Flüssen fischen. "Im Schwarzwald sind die Fliegen das Festmahl für die Forellen, die aus purer Jagdlust aus der Nagold springen", so Rebmann, der 1997 an der schnell fließenden Nagold die "Oligoneuriella rhenana" wiederentdeckte. "Das ist die Eintagsfliege, die einst am Rhein massenhaft zu finden war", so der Fachmann der darüber berichtet, dass diese Fliege seit den 1970er-Jahren als ausgestorben galt. Weil aber Oligolarven einen hohen Anspruch an den Sauerstoffgehalt des Wassers stellen, vermehren sie sich mittlerweile in der Nagold in ganz besonderem Maße. Diese Fliegen leben nur für die Fortpflanzung und bieten bei ihrem Hochzeitstanz auf dem Wasser ein Spektakel, das einem Schneegestöber gleicht. "Wenn sie schwärmen, verbrauchen sie all ihre Energie, und wenn die Weibchen nach der Kopulation hunderte befruchtete Eier abgelegt haben – dann sterben sie." Aus den Eiern schlüpfen Larven, die oft bis zu zwei Jahre im Wasser bleiben, und Algen fressen, um zu wachsen. Wenn sie schließlich an die Wasseroberfläche kommen und Flügel anlegen, locken sie zu ihrem Hochzeitstanz auch Fliegenfischer aus der ganzen Welt nach Bad Liebenzell.

"Im August werden hier die Plätze für Angler rar", weiß Rebmann zu berichten, der lachend hinzufügt: "Manch einer aus den Niederlanden oder der Schweiz sichert sich daher für diese Zeit schon ein Jahr im Voraus die begehrten Anglerkarten."

Wenn die Fische auf Jagd nach ihren Leckerbissen, der "Oligoneuriella rhenana", schnappen, stehen die Fliegenfischer im Wasser und ködern die Forellen mit einer naturgetreu nachgebildeten Kunstfliege.

Der 1,80 Meter große Fischereiwart hat eine durchtrainierte, sportliche Statur, war er doch in seinen Jugendjahren viel mit dem Fahrrad unterwegs und 1954 sogar Württembergischer Straßenmeister. Mittlerweile kann der 83-jährige über eine Fülle an Erlebnissen berichten, die es wert wären, sie als Lektüre, spannend wie ein Krimi, niederzuschreiben.

Fischwilderei wird geahndet

"Da unten habe ich auch schon mal Fischwilderer gestellt, die ohne Berechtigung Forellen aus der Nagold gezogen haben", erklärt Rebmann an einer Stelle, nahe des heutigen Sophi Parks, und ergänzt: "Ich bin da nicht erschrocken." Mit einem breiten Lächeln im Gesicht berichtet der Fischereiwart von seinem Abenteuer, bei dem er den Anglern seinen amtlichen Ausweis zeigt: "Entschuldigen Sie meine Herren, ich bin der Fischereiwart – bitte zeigen Sie mir Ihre Papiere." Und dann beschreibt er seine weitere Vorgehensweise: "Weil diejenigen keinen Berechtigungsschein zeigen konnten, kam mein zweiter Spruch: ›Aah, dann sind sie Schwarzfischer!‹ Ich habe mir dann den Pass zeigen lassen, um diesen vorläufig sicherzustellen, und sofort die Polizei verständigt." Schmunzelnd berichtet Rebmann über die nicht ungefährliche Situation an der Nagold: "Ich musste auf Nummer sicher gehen, denn die waren zu zweit."

In diesem Fall ging alles glimpflich aus. Die Polizei erschien, verhängte ein Bußgeld und konfiszierte die geangelten Forellen. "Weil die Fische aus der Nagold offiziell Eigentum der Kurverwaltung sind, haben wir die Forellen dort auch persönlich abgegeben", berichtet Rebmann, der lachend die sichtlich begeisterten Gesichter derjenigen schildert, die einst unerwartet zu einem recht leckeren Abendessen gekommen sind.

Für sich selbst schwingt er die Angelrute in der Nagold meist nur noch zum Entspannen. Dann aber landet sein Fliegenköder zielgenau vor dem Maul einer Forelle. "Die sehe ich schon von Weitem an den Wasserringen", so Rebmann, der mit Ködern ohne Widerhaken fischt und daher die kleinen Bach- und Regenbogenforellen schont, die angebissen haben. "Die werden wieder in den Fluss entlassen, damit sie wachsen und weiter in ihrem Element leben können."