Dekan Ralf Albrecht predigt zum 60-jährigen Jubiläum der Friedenskirche. Foto: Biermayer Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Feier zum 60-jährigen Bestehen der Beinberger Friedenskirche / Große Unterstützung aus dem Dorf

Die Petrusgemeinde in Beinberg feierte einen Festgottesdienst. Neben dem Reformationstag gab es noch einen weiteren Anlass zur Freude: Die Friedenskirche öffnete vor genau 60 Jahren ihre Pforten für die Gläubigen.

Bad Liebenzell-Beinberg. Die rund 100 Sitzplätze der Beinberger Friedenskirche waren zum Festgottesdienst gut gefüllt. Die Gäste lauschten dem Jürgen Schusters Orgelspiel und dem Bläserensemble "Beinberger Brass Connection". Für die Predigt hatte sich hoher Besuch angekündigt. Dekan Ralf Albrecht war eigens aus Nagold gekommen, um die Weihung der Kirche vor 60 Jahren zu feiern.

"60 Jahre sind eigentlich keine große Zeitspanne für kirchliche Verhältnisse", scherzte der Dekan. Doch sei es bewundernswert, mit welchem Gottvertrauen und Gemeinschaftssinn die Kirchengemeinde damals den Bau des Gotteshauses in Angriff genommen habe. Er würdigte auch die finanzielle Unterstützung durch die Stadt Bad Liebenzell und die Familie Matthaes. "Die Friedenskirche steht mitten im Ort", so der Dekan weiter. Sie sei daher ein Zentrum der Gemeinschaft, an welchem gemeinsam gebetet, gefeiert und getrauert werde.

Geschützter Ort

Albrecht wies zudem auf die Kirchenfenster der Stuttgarter Künstlerin Annedore Saile hin. Diese stellen das letzte Abendmahl und das Gleichnis des verlorenen Sohn da. "Beides Geschichten, welche die Suche nach Frieden auf unterschiedliche Weise thematisieren", erklärte der Dekan. Friede sei, wie im Begriff Friedhof, ein geschützter Ort. Geschützt durch Mauern, deren Steine die Gläubigen seien. Der Friede habe auch einen Namen: Jesus Christus. Frei nach Udo Lindenberg forderte er die Gläubigen auf: "Komm, wir ziehen gemeinsam in den Frieden."

Der Name sei damals im Angesicht der Schrecken des Zweiten Weltkriegs gewählt worden. Als Ort der Gegenwart Gottes symbolisiere und mahne diese Kirche nun zum Frieden. Das kam auch in den Fürbitten zum Ausdruck. Der lange währende Frieden solle weiter andauern, mehr Menschen durch die Taufe zu Gott geführt werden, und Gott solle die Gemeinschaft in Beinberg schützen.

In einem Grußwort des Ortschaftsrat wurde den Helfern des Baus und des Betriebs der Kirche gedankt. Zudem sicherte Bürgermeister Dietmar Fischer eine Spende an die Kirchengemeinde zu.

Auch der ehemalige Pfarrer Ekkehard Schrul war mit seiner Ehefrau vor Ort. "Ich möchte mich für all die tollen Begegnungen bedanken", so Schrul. In seinen 25 Jahren in Beinberg sei die Friedenskirche ihm geistige und geistliche Heimat gewesen. Eine Heimat, die trotz möglicher Generationenkonflikte allen Menschen offenstehen solle.

Kirchengemeinderätin Joëlle Kling war im Anschluss zufrieden mit dem Gottesdienst. "Es ist einfach toll, wie diese Pfarrgemeinschaft zusammen hält", freute sie sich. So könne man trotz der momentanen Pfarrvakanz in der 250 Mitglieder zählenden Kirchengemeinde die Gottesdienste normal abhalten. "In unserer kleinen aber feinen Kirche", wie sie betont. Sie zeigte sich auch erfreut über die Unterstützung aus dem Dorf. "Wenn man hier etwas braucht, wird einem immer geholfen", so Kling. So habe die Feuerwehr ihre Hilfe für das Fest angeboten. Und deshalb konnten die Gläubigen den Abend gemütlich bei Essen und Getränken im gegenüberliegenden Feuerwehrhaus ausklingen lassen.

Die Entwicklung

Nachdem die Gläubigen den Gottesdienst in der Beinberger Volksschule auf zu kleinen Schulbänken feiern mussten, reifte in den 1950er-Jahren die Erkenntnis, dass eine eigene Kirche benötigt wird. 1958 begann schließlich der Bau der Kirche. Am 4. Oktober dieses Jahres wurde der Grundstein gelegt und man einigte sich auf den Namen "Friedenskirche". Am 2. Oktober 1959 wurden dann die ersten drei Glocken gegossen. So konnte am 1. November 1959 endlich die Kirchweihe gefeiert werden. Ein Jahr später wurde die Orgel angeschafft. 1966 kam eine vierte Kirchenglocke hinzu. 1980 und 1990 standen Sanierungsarbeiten ins Haus. 2009 folgte ein neuer Anstrich der Kirche. Und so können die Beinberger heute ihre mittlerweile 60 Jahre alte Kirche bewundern.