Eltern und Erzieherinnen konnten beim Informationsabend in Möttlingen viel lernen. Foto: Biermayer Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Informationsabend für Eltern und Erzieherinnen / Zahlreiche Unklarheiten ausgeräumt

Bad Liebenzell-Möttlingen. Wie erklärt man Kindern, woher die Babys kommen? Welche Schritte der sexuellen Entwicklung gibt es? Und wie kann man Kinder vor sexuellen Übergriffen schützen? Antworten auf diese Fragen suchten Eltern und Erzieherinnen in der Kindertagesstätte in Möttlingen.

Kinder und Sexualität sind schwierige Themen für Eltern. Nach den Worten von Sozialpädagogin Annika Schüle gehe es darum, die gesunde sexuelle Entwicklung von Kita-Kindern zu fördern und sie zu schützen. Sie führte vor rund 50 Personen durch den Informationsabend.

Schüle folgte der Einladung von Elfriede Stephan, Gesamtleiterin der Kinderbetreuung der Diakonie Nordschwarzwald. Zu deren Einrichtungen zählen die Kindertagesstätten in Heumaden, Monakam und Möttlingen. Ebenfalls vor Ort war Carmen Schulz von der Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen (Onyx).

Verschiedene Rollen

Zuerst waren die Anwesenden aufgefordert die Unterschiede zwischen Erwachsenen- und Kindersexualität herauszuarbeiten. Die Besucher kamen zu dem Ergebnis, dass bei Kindern der eigene Körper im Mittelpunkt steht. Schüle untermauerte dies, indem sie die einzelnen Phasen der sexuellen Entwicklung von Kindern erläuterte.

Diese fängt schon im Kleinkindalter an. Sie ertasten und begreifen den eigenen Körper und stellen fest, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt. Es folgen erste Beziehungen, die bezüglich der Gefühle denen von Erwachsenen in Nichts nachstehen. Es schließt sich ein Phase an, in der Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen und sich so auch dem anderen Geschlecht annähern.

"Diese Entwicklung ist aber keine Checkliste. Wenn irgendetwas davon ausbleibt, ist das kein Grund zur Sorge", beruhigte Schüle. Eltern können Kindern in dieser Phase beistehen, indem sie ein positives Körpergefühl vermitteln und offene Frage unbefangen beantworten.

Von der Elternseite kam die Nachfrage, ob die sexuelle Orientierung schon im Kindesalter zu erkennen sei. "Die Wissenschaft zeigt uns, dass die sexuelle Orientierung angeboren ist und sich weder ändern oder verstärken lässt", antwortete Schüle.

Um Kinder vor sexuellen Übergriffen, sei es durch Erwachsene oder Gleichaltrige, zu schützen, sollten mehrere Dinge beachtet werden. Beispielsweise haben Kinder ein Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Es ist auch wichtig Gefühle der Kinder ernst zu nehmen und ihnen zu erklären, dass es auch schlechte Geheimnisse gibt, die man den Eltern weitererzählen darf oder sogar muss. Dies rührt daher, dass Täter oft einen Geheimhaltungsdruck gegenüber ihren Opfern aufbauen. Und am wichtigsten ist es, Kindern beizubringen, dass sie das Recht haben "Nein" zu sagen.

In der Fragerunde konnten sowohl Schüle als auch Stephan viele Unklarheiten beseitigen. Die Eltern erzählten von ihren Erfahrungen mit dem Thema. "Ich bin hochzufrieden mit dem Abend", freute sich Schüle. Man habe es geschafft zu informieren und zu sensibilisieren.

Auch Elfriede Stephan sah den Abend positiv. "Nach einem Vorfall in einer unserer Einrichtungen wollten wir die Eltern mit ins Boot holen", erklärte sie. Zudem habe man mit Annika Schüle und der Onyx-Beratungsstelle ein sexualpädagogisches Konzept sowie einen Verhaltenskodex erarbeitet, den alle Mitarbeiter unterzeichnet haben.