Das Apotheken-A steht für die Verbindung zwischen Apotheke und asiatischem Kontinent.Fotos: Hild Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Rund 160 Pflanzenarten auf etwa 1200 Quadratmetern

Es gibt viele Apothekergärten im Ländle. Einer davon liegt in Bad Liebenzell. Im Juli wird er 20 Jahre alt. Das Tor zum Apothekergarten ist immer geöffnet. Der Garten wird gerne besucht.

Bad Liebenzell. Der Besucher durchschreitet das überdimensionale Apotheken-A. Es steht für die Verbindung zwischen Apotheke und asiatischem Kontinent, wo bereits seit Jahrtausenden Heilpflanzen und -kräuter für die Gesundheit verwendet werden. Ein ideales Ziel für alle, die sich für Heilkräuter interessieren oder sie kennenlernen möchten. Auf rund 1200 Quadratmetern wachsen rund 160 Pflanzenarten von A wie Adonisröschen bis Z wie Zitronenthymian.

Der Apothekergarten ist einer Initiative von Friedrich Böckle und der Unterstützung der Stadt- und Kurverwaltung zu verdanken. Böckle war damals Vorsitzender des Schwarzwaldvereins, der die Schirmherrschaft übernahm. Er bietet heute noch regelmäßig Führungen an, bei denen er gerne auf seinen reichen Erfahrungsschatz als Apotheker zurückgreift.

Zwei Übersichtstafeln

Aber auch ohne Führung ist der Garten ab dem Frühjahr einen Besuch wert. Das Konzept folgt einem einfachen Prinzip. Die Heilpflanzen sind nach ihren Anwendungsbereichen angepflanzt. Zwei Übersichtstafeln teilen sie mit Großbuchstaben (A – L) in elf Beete beziehungsweise Beetbereiche auf: Unruhe/Schlafstörungen (A), Gewürzkräuter (B), Homöopathie und anthroposophische Medizin (C), Herz/Durchblutung (D), Harnwege/Nieren (E), Erkältung/Infekte (F), Husten/Bronchitis (G), Hauterkrankungen (H), Leber/Galle (J), Magen/Darm (K) und Schmerzen/Krämpfe (L). Eine weitere Schautafel beschreibt die Heilpflanzen mit Abbildungen direkt am jeweiligen Beet. Wer mehr zu den verwendeten Teilen der Pflanzen, Anwendungsgebiet und -form wissen möchte, holt sich für zwei Euro eine Broschüre aus dem Pavillon.

Drei Jahre nach der Eröffnung wurde der Garten durch einen Duft- und Tastgarten erweitert. Die Pflanzen können auf zwei Wegen entlang einer Mauer bequem erkundet werden. Die Erklärungen gibt es auch in Blindenschrift. Damals gab es aufgrund des inzwischen geschlossenen Blindenheims noch viele blinde Besucher.

Noch wirkt der Garten sehr aufgeräumt. Dafür sorgt eine freiwillige Frauengruppe des Schwarzwaldvereins. Viele Pflanzen treiben gerade kräftig aus und bescheren den Beeten frisches Grün. Der Weißdorn hat seine prächtige Blüte bereits hinter sich. Adonisröschen, Mahonie und, bislang anstelle des Löwenzahns, das Scharbockskraut setzen leuchtend gelbe Farbtupfer. Letzteres wird nicht in der alphabetischen Liste der Broschüre aufgeführt, scheint sich aber zugehörig zu fühlen und breitet sich zumindest vorübergehend neben dem Löwenzahn aus. Engelwurz, Schafgarbe, Löwenzahn, Schwarzkümmel, Bibernelle, Nachtkerze, Beifuß, Brennnessel, Beinwell, Heidelbeere, kleiner Wiesenknopf, Spitzwegerich, Wegwarte und weitere Pflanzen zeigen ihre grünen Blätter. Überhaupt enthält der Garten viele Arten, die in der näheren Umgebung in Wald und Wiese auch wild wachsen oder vom Gartenbesitzer entfernt werden.

Die Brennnessel (Urtica dioica) wächst im Beet L (Bereich Schmerzen, Krämpfe). Das Kraut wird als Tee aufbereitet und soll gegen Rheuma- und Gichtschmerzen helfen. Aus dem Samen wird ein Prostatamittel hergestellt, das bei gutartiger Prostatavergrößerung angewendet wird. Auch Löwenzahnblätter (Taraxacum offizinale) werden im Garten und im Rasen meist nicht geduldet. Im Beet J (Leber, Galle) darf er wachsen. Als Salat oder Tee hilft er zur Leber- und Gallenanregung sowie bei Gallenkoliken und Harnverhaltung. Nicht umsonst wird die Pflanze wegen ihrer harntreibenden Wirkung im Volksmund auch Bettseicher oder Pissblume genannt. Viele der Kräuter, einschließlich Brennnessel und Löwenzahn, werden auch kulinarisch in der Wildkräuterküche gerne verwendet. Deshalb ist ein Besuch im Apothekergarten auch eine gute Gelegenheit die Pflanzenkenntnisse aufzufrischen, aber auch, um giftige Pflanzen besser kennenzulernen. Im Beet C (Homöopathie und anthroposophische Medizin) wachsen bereits einige sehr giftige Exemplare wie Blauer Eisenhut (Aconitum napellus), Maiglöckchen (Convallaria majalis) und Gefleckter Schierling (Conium maculatum). Am Ende der Runde begegnet der Besucher außerdem der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) im Bereich L (Schmerzen, Krämpfe), die sich dort verbreitet hat. Wer Bärlauch sammelt, sollte sie und Maiglöckchen sicher auseinanderhalten können.