Die Pfadfinder spielten mit Hingabe auf ihren Instrumenten. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Pfadfinder bringen Flamme aus Bethlehem zur Kirche / Motto "Frieden braucht Vielfalt"

Alljährlich entzündet ein Kind in Betlehem ein Licht. Diese kleine Flamme aus der Geburtsgrotte Jesu Christi reist als Botschafter des Friedens durch die Länder und verkündet die Geburt Jesu. Nun ist das Licht in der Kirche Monakams angekommen.

Bad Liebenzell-Monakam. Pfadfinder aus Deckenpfronn verteilten das Licht in Form von Kerzen zum dritten Advent an alle Gäste. Diese durften die christliche Helligkeit mit nach Hause nehmen.

Zum Weihnachtsfest leisteten die Mesnerin Brunhilde Sackmann und ihr Ehemann Gerhard große Arbeit. Neben dem einzigartig schönen Hochaltar verleiht ein fünf Meter hoher Weihnachtsbaum der Kirche das schönste Adventsgesicht. Ein Blick in das Gotteshaus Monakams lohnt sich derzeit also ganz besonders.

18 junge Menschen vom "Stamm Abt Johann", einer Gruppierung aus dem Verband christlicher Pfadfinder, fanden in diesem Jahr nicht zum ersten Mal den Weg nach Bad Liebenzell. Sie gestalteten den Gottesdienst als Teil des "lebendigen Adventskalenders". Zu diesem lud die gemeinschaftliche Kirchengemeinde Monakams und Unterhaugstetts ein. Die Pfadfinder sangen mit Hingabe, spielten Gitarren und Blasinstrumente. Man hörte in den Liedern von "der Mitte der Nacht", vom "Aufstehen, aufeinander zugehen". Aber auch vom "Licht, das uns in der Dunkelheit aufgeht".

Neben Musik hatten die Pfadfinder Textbotschaften ihn ihrem Gepäck. Diese waren Zeugnis ihrer Motivation; weshalb sie seit 23 Jahren die Originalflamme mittels einer Lichtstafette durch ganz Deutschland tragen und so mehr als 500 Gemeinden erreichen. "Wenn sich die Menschen auf der ganzen Welt in ihren Orten gegenseitig das Licht wünschen, werden sie auf Dauer das Gesicht der Welt verändern. Wir Pfadfinder wollen uns hiermit für eine friedvolle und bessere Welt einsetzen", verkündeten sie. Man fördere, so eine weitere Botschaft, damit den Austausch zwischen Kulturen, Nationen und Religionen. Um die Zukunft in kleinen Schritten mit Frieden, Verständigung und Vielfalt zu füllen. "Das Licht Jesu aus dessen Geburtsgrotte steht somit für Hoffnung. Denn Hoffnung ist eine Form des Mutes, die Vertrauen in Andere legt und letzten Endes zu Erfolg führt", sprach einer der Jungen aus der Gruppe.

Es wurden Sinn stiftende Fragen gestellt, die die Menschen in der heutigen Zeit, umtreiben. Machen wir uns regelmäßig bewusst, was uns wirklich zufrieden macht? Wissen wir, was wirklich zählt? Gibt es Unterschiede bei den Menschen und was machen diese Unterschiede mit uns? Vier Musiker stellten sich als lebendiges Anschauungsbeispiel vor den Zuhörern in einer Reihe auf. Sie drückten alleine durch ihr Dasein aus, dass jeder Mensch anders ist und anders aussieht als sein Nachbar; dies jedoch nichts über seinen Wert aussagt. Vielfalt wurde positiv beschrieben. Denn: "Wären alle Menschen so wie ich, wäre es doch ziemlich langweilig, weil die Verschiedenheit dann fehlen würde" meinte eine junge Pfadfinderin.

Ursachen für Krieg machen Menschen Angst

"Frieden braucht Vielfalt". Mit dem Motto der diesjährigen Lichtreise gelang es leicht, den Bogen zu diesem Wunschziel zu spannen. Doch was bedeutet Frieden? Jeder Mensch definiert Frieden nach seiner ihm eigenen, individuellen, inneren Werteskala. Manchen reichen schon kleine Dinge, um mit und in Frieden zu leben. Andere definieren Frieden mit Abwesenheit von Kriegen. "Leider gibt es auf der Welt immer wieder neue Kriege" klagte die Sprecherin. Sie selbst erlebe Frieden bereits dann, wenn sie Zeit mit Freunden und Familie verbringe.

Die musizierenden Jungen und Mädchen in ihrer Pfadfinderkluft gedachten zudem der Schöpfung. Sie dachten an die Vielfalt von Menschen, Tieren und Pflanzen, an Meere und Landschaften. Sie baten um Gerechtigkeit, um Liebe, Verständnis; um Achtsamkeit und um die Bereitschaft zu Hilfe und Beistand.

Pfarrer i.R., Karl Sutor beeindruckte die Zuhörer mit einer Mut machenden, aber auch ehrlichen Weihnachtsbotschaft. Mit seiner Ansprache hegte Sutor den Wunsch "man wolle für den Frieden in der Welt eintreten". Doch er legte auch den Finger in die klaffenden Wunden der gegenwärtigen Welt. "Wie schwer tun wir uns mit dem Frieden", so der ehemalige Gemeindepfarrer. "An allen Ecken der Erde fällt uns immer wieder Krieg auf." Die Ursachen seien vielschichtig. Vielfalt mache uns Angst. Der Große drücke den Kleinen nieder. "Es richtet sich auch gegen die Umwelt und die Natur. Nicht umsonst redet man von Raubbau und Umweltzerstörung. Systematisch werden bestimmte Gegenden in unserer Welt ausgebeutet und kaputt gemacht."

Nach mehr als 70 Jahren Frieden sieht Sutor die Gefahr, dass man diesen Frieden als Selbstverständlichkeit ansehen könnte. "Im Großen wie im Kleinen haben wir stets die Aufgabe, immer den Frieden zu suchen", betonte er. Das gelte auch in der Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz und in der Schule. Angesichts der Kriege und der zunehmenden Gewalt in der Gegenwart verlasse die Menschen manchmal der Mut. "Wir müssen lernen, dass Frieden immer ein Geschenk Gottes ist."

Auch kleinste Schritte zum Frieden seien wichtig. "So wie wir heute das Friedenslicht weitergeben an die Menschen, die guten Willens sind. Damit aus Fremden Freunde werden, damit aus dem Gegeneinander ein Miteinander und Füreinander entstehen kann."

Die Pfadfinder verabschiedeten die Besucher singend in hoffentlich friedvolle Weihnachtsfesttage. "Vergesst für ein paar Stunden nun, was euch bedrücken mag. Es folgt auf jede Dunkelheit gewiss ein neuer Tag. Und das Friedenslicht soll leuchten wie Gold, wenn ihr es wollt."