In Schömberg konnten drei Mitglieder des Landesjungedbarockorchesters wegen Krankheit nicht auftreten. Eine Violinistin musste den Auftritt abbrechen. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Golfklub: 15 Mitarbeiter, 850 Mitglieder und Teams in Ober- und Regionalliga / Lange Suche nach Platz

Eigentlich hätte der Auftritt des Landesjugendbarockorchesters (LJBO) im Schömberger Kursaal ein Fest barocker Musik werden sollen. Allerdings fielen einige der talentierten jungen Musiker krank aus – auch noch während des Konzertes.

Bad Liebenzell. Vor 30 Jahren, am 27. Januar 1988, gründeten 43 Golfbegeisterte den Golfclub Bad Liebenzell. Fünf Jahre später wurde die Anlage des Klubs eingeweiht. Unter den Gästen waren damals Franz Beckenbauer und Dieter Hoeneß. Doch bis es soweit war, mussten die Golfer einige Hürden überwinden.

Ein Golfklub in der Kur-stadt, das war damals für Viele eine visionäre, zumindest aber abenteuerliche Vorstellung. Dabei standen die Chancen auf eine eigenes Golfgelände von Anfang an gar nicht so schlecht. Um so mehr als Brüssel mit seinem EU-Programm zur Stilllegung landwirtschaftlicher Flächen Pate stand. Zudem war die Kur-stadt daran interessiert, das Potenzial der gut situierten, golfbegeisterten Gäste zu erschließen. Trotzdem gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Gelände nicht gerade einfach.

Ein passendes Gelände

Im Anschluss an ein Umweltverträglichkeitsgutachten fiel die Wahl schließlich auf das heutige Areal auf den Gemarkungen Monakam und Unterhaugstett. Obwohl auch der Gemeinderat der Anlage des 18 Hektar großen Golfplatzes zustimmte, gab es noch immer Bedenken wegen eines zu hohen Verlustes an land- und fortwirtschaftlichen Flächen. Als diese jedoch ausgeräumt waren, war man der Realisierung des anspruchsvollen Projektes einen guten Schritt näher gekommen.

Doch es waren weitere Hürden zu überwinden, denn in der Folge mussten mit 93 Eigentümern Kauf- oder Pachtverträge abgeschlossen werden. Trotz aller Schwierigkeiten konnte nach Fertigstellung des Klubhauses die ganze Anlage im September 1993 eingeweiht werden. Klubpräsident Helmut K. Schiek, Bad Liebenzells damaligem Bürgermeister, und dem Vorstand war es gelungen, "Kaiser Franz" Beckenbauer und den VfB-Kicker Dieter Hoeneß als Ehrengäste zu gewinnen.

Heute kann der Golfklub mit seinen 15 Mitarbeitern durchaus als mittelständisches Unternehmen bezeichnet werden. Der Golfsport ist allerdings eine Domäne der Generation 50 plus. Aufgrund des Nachwuchsmangels ist die Zahl der Klubmitglieder in den vergangenen Jahren von 1000 auf 850 zurückgegangen. Darunter befinden sich auch 140 Jugendliche. Dass die Mitgliederkurve inzwischen wieder nach oben weist, ist wohl einem engagierten Marketing sowie den Schnupperkursen zu verdanken, mit denen sich auch der Bad Liebenzeller Klub einem breiteren Publikum öffnet. Ein Anreiz dürfte zudem sein, dass auch der Leistungsgedanke nicht zu kurz kommt. Dafür sorgen eine Herrenmannschaft und ein Damenteam, die in Ober- und Regionalliga antreten. Außerdem befinden sich acht weitere Mannschaften im Ligabetrieb.

Schömberg. Mitten im laufenden Stück musste eine Violinistin des Landesjugendbarockorchesters wegen eines medizinischen Notfalls den Saal plötzlich verlassen. Die gute Nachricht: So dramatisch der Abgang auch war, Dank anwesender ärztlicher Unterstützung kam die Musikerin um eine Fahrt ins Krankenhaus herum.

Die schlechte Nachricht lautete jedoch: Das Konzert musste ohne die Musikerin weiter gehen. Die vom künstlerischen Leiter des Orchesters Gerd-Uwe Klein erhoffte Rückkehr noch im Konzert blieb aus. So musste er die Solo-Parts der ausgefallenen Geigerin letztlich selbst übernehmen. Wie etwa bei der "Sonata 5 aus Armonco Tributo" von Komponist Georg Muffat (1653 - 1741). Zuvor hatte Klein versucht, durch eine kurzfristige Umstellung des Konzertprogramms, der erkrankten Musikerin eine Rückkehr auf die Bühne zu ermöglichen. Doch dazu kam es nicht. Stattdessen musste das Orchester fortan vier statt drei krankheitsbedingte Ausfälle ausgleichen.

Junges Publikum in den Konzertsaal gelockt

Diese Umstände taten der Begeisterung des Publikums keinen Abbruch. Der Schömberger Kursaal war sehr gut besucht. Vor allem ungewöhnlich viele Jugendliche und Kinder waren in den Reihen der Gäste zu sehen, was Klein in seiner Begrüßung freute. Denn genau dafür wurde vor rund drei Jahren das LJBO Baden-Württemberg gegründet: um junge Menschen an die nach wie vor ungewöhnliche Klangwelt der Barockmusik heranzuführen. Und das mit möglichst originalen, zeitgenössischen Instrumenten und den Feinheiten der verschiedenen Kompositionen sowie Arrangements, die seinerzeit diese Musik in Europa auszeichneten.

Denn barocke Komponisten aus Italien wetteiferten mit jenen aus Frankreich um die Gunst des höfischen Publikums. Beispielsweise versuchten sie mittels differenzierten Instrumentenbaus sich gegenseitig den Rang abzulaufen, wie Klein in seiner Moderation berichtete.

Dazwischen gab es im Barock auch die deutschen Komponisten wie den bereits erwähnten Georg Muffat, die versuchten, diese Differenzen in ihrer eigenen Musik auszugleichen. So wollte Muffat durch seine Musik als pan-europäischer Friedensstifter wirken.

Und dann gab es auch Komponisten, die heute nahezu unbekannt sind. So etwa jenen Michael Ernst Heinsius aus den Niederlanden, dessen "Sinfonia op. 2 Nr. 4" an diesem Abend zur Aufführung kam. Von ihm konnte Orchesterleiter Klein dem Schömberger Publikum garantieren, dass "Sie noch nie ein Stück von ihm" gehört haben konnten. So rar und auch erlesen seien dessen Werke.

Also keine leichten Aufgaben, die sich die Akteure des LJBO bei ihrer sogenannten Arbeitsphase zum Jahresauftakt vorgenommen hatten.

Fünf Tage lang gemeinsam geprobt

Eine Woche lang waren die Musiker Anfang des Monats für die gemeinsamen Proben ins Ensemble-Haus des Freiburger Barockorchesters gegangen, das als großes Vorbild des LJBO die Schirmherrschaft für das Nachwuchs-Ensemble übernommen hat. Seitdem wurde das anspruchsvolle Programm schon bei drei Konzerten mit voller Orchesterstärke in südlichen Landesteilen vorgestellt. Mit dem Konzert in Schömberg schließt sich eine zweite Konzertreihe an, die die jungen Musiker auch noch nach Trossingen und Freudenstadt führen soll.

Wobei Schömberg und die hiesige Reihe "Musik auf der Höhe", für das LJBO quasi "die Heimat" seien. Schließlich bekomme man hier traditionell die größte Unterstützung und das dankbarste Publikum für diese besondere Art der Musik.

Denn barocke Musik unterscheidet sich fundamental von normaler klassischer Musik. Sie ist sehr viel obertonreicher in den einzelnen Instrumenten, damit diese in der Harmonie optimaler zusammenfinden. Und auch die Instrumentierung selbst mit etwa Blockflöte und Oboe, gespielt von Johanna Boehm aus Rheinfelden (ein echtes Ausnahmetalent in ihrer unglaublichen Virtuosität), oder eigens aus Trossingen "auf die Höhe" gebrachten Cembalo und Orgel, gespielt von des Ersamus-Studenten Adeline Carter und Jakob Wolfes der Musikhochschule Trossingen, geben dieser Art Musik auch heute noch einen ganz eigenen klanglichen Zauber.

Der auch trotz der krankheitsbedingten Widrigkeiten an diesem Abend auf das Schömberger Publikum überspringen konnte. Es gab minutenlangen Ovationen für die verbliebenen Musiker. Diese fanden dankbar auch noch die Kraft für eine Zugabe. Im Anschluss starteten sie – zum Teil als Krankentransport – im dichten Schneetreiben die Weiterreise nach Freudenstadt.