Vorwärts gehen soll es nach turbulenten Zeiten mit dem SRH Gesundheitszentrum Dobel. Foto: Schwarzwälder Bote

Medizin: SRH Gesundheitszentrum Dobel: 250 Mitarbeiter und 300 Betten / Geschäftsführer Volker Kull gibt Auskunft

Von Winnie Gegenheimer

Vertrauen und Verlässlichkeit aufzubauen, daran arbeitet das SRH Gesundheitszentrum Dobel. Seit 1. Juni 2018 sind die drei Ruland-Rehabilitationskliniken endgültig in der organisatorischen Verantwortung der SRH Kliniken GmbH, Tochter der SRH Holding.

Dobel/Bad Herrenalb. Gemeinsam mit den Schwesterkliniken in Bad Herrenalb und Waldbronn firmiert die Dobler Klinik seither unter SRH Gesundheitszentren Nordschwarzwald GmbH. Aus der einstigen Waldklinik von Gisela und Hans Ruland, ab 2011 Acura Waldklinik Dobel, wurde nach einer schwierigen Übergangszeit 2016/17 mit Insolvenz in Eigenverwaltung das SRH Gesundheitszentrum Dobel.

Jüngst stellten Volker Kull, seit 2018 Geschäftsführer dieser drei SRH-Kliniken, und Patrick Braun, Verwaltungsleiter für Bad Herrenalb und Dobel, das Haus und die Gesamtstruktur der SRH dem Dobler Gemeinderat vor. Die Zahlen für das Dobler Haus: 250 Mitarbeiter, 300 Betten, die Fachrichtungen Neurologie, Onkologie und Orthopädie. 25 Millionen Euro will die SRH als Träger in die Modernisierung der drei Nordschwarzwald-Rehakliniken investieren.

2019 gab es eine umfangreiche Ist-Aufnahme. Die Verteilung der Fachrichtungen – in Bad Herrenalb zusätzlich Kardiologie – soll auf Synergien geprüft werden, gerade bei drei dicht beieinanderliegenden Orthopädie-Standorten. "Corona hat unsere ›Projektgruppe 2025‹ komplett ausgebremst", erklärt Kull nun in Dobel, wo er sich "richtig Zuhause" fühlt.

Gebürtig aus Neusatz, habe er im Ingenieurbüro Hudelmaier in Dobel 1973 seine berufliche Karriere begonnen. "Damals habe ich in Dobel gewohnt und eine Weile bei den Sportfreunden gekickt", erinnert er sich schmunzelnd. In Bad Wimpfen und Neresheim leitete der 63-Jährige schon einmal SRH-Kliniken, ehe er bis Anfang 2018 sechs Jahre Geschäftsführer des Rehaklinikums in Bad Säckingen war. "Der Kontakt zur SRH riss nie ganz ab", erklärt Kull heute, "und die Rückkehr hierher, wo ich die Region und vielfach noch die Mitarbeiter kenne, war verlockend". Auch wenn die Neustrukturierungs-Projektgruppe durch Corona gestoppt wurde, gibt es bereits Veränderungen: Braun, seit 2017 Assistent der Geschäftsleitung und seit 2007 im Unternehmen, ist seit Juli 2019 als Leiter für die Verwaltung in Dobel verantwortlich.

Eine Stelle, die hier über Jahre vakant war und nun Zuständigkeitssicherheit schafft. Franziska Dürrwächter ist seit Herbst 2018 für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit da. Auch in Bereichen wie der Pflege oder der Haustechnik gibt es, so informiert Kull, Gesamtleiter und Ansprechpartner in jeder Klinik. Dies schaffe klare Strukturen und Zuständigkeiten.

Punkten könne das Dobler Haus auch jetzt schon, so Braun, vor einer möglichen größeren Modernisierung: "Das Klinikgelände, die Umgebung, aber auch der ganz eigene Charme des Gebäudes sind Argumente für eine Rehabilitation auf dem Dobel. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist gut. Bürgermeister Christoph Schaack weiß, wir sind offen für Gespräche und Ideen zur Tourismusinfrastruktur." Nicht einfach sei es oft, so Geschäftsführer Kull, hoch spezialisiertes Fachpersonal zu akquirieren: "Die Erreichbarkeit ist für manche eine Hürde. Aber wer Leistungskraft, Team und Charme der Klinik erst einmal kennengelernt hat, der bleibt."

Keine Gewähr

Es gibt kein MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) der SRH: Das Problem fehlender Allgemeinmediziner in der Region wurde bereits 2018 direkt über die Ärzte an die SRH-Kliniken herangetragen, gibt Geschäftsführer Kull Auskunft. Es gab Gespräche mit Ärzten und Bürgermeistern von Bad Herrenalb und Dobel. Schließlich unterhält die SRH Holding in ihrer Sparte SRH Kliniken neben Akut- und Rehakliniken auch 26 solcher Zentren bundesweit. Allerdings habe man schon im Spätsommer 2019 abgewunken. Grund: das einzige SRH-Akutklinikum in der Region, Karlsbad-Langensteinbach, bilde keine Allgemeinmediziner, sondern nur Fachärzte aus. Damit sei keine Gewähr gegeben, dass ausscheidende Ärzte eines Versorgungszentrums zeitnah oder gar nahtlos ersetzt werden könnten.

Corona-Team

Von 650 Rehabilitanden an ihren drei Standorten sank die Zahl bis Mitte Mai auf einen Tiefststand von 220, wie Geschäftsführer Kull berichtet. Früh gab es ein Coronakonzept für die drei Rehakliniken, das Corona-Team traf sich anfangs täglich zur Lagebesprechung. In Waldbronn gab es ganz zu Anfang drei Coronafälle, die in der klinikinternen Isolationsstation in Quarantäne waren. Da wenige Neuoperierte aus den Akutkliniken kamen, wurden zwischenzeitlich sämtliche orthopädischen Rehabilitanden nur noch in Bad Herrenalb aufgenommen. Mittlerweile wird, parallel zu den Operationen in den Akutkliniken, wieder hochgefahren. Das Corona-Team trifft sich noch jeden zweiten Tag. Weitere Coronafälle traten nicht mehr auf.

Weiterhin Besuchsverbot

Aktuell gibt es in Summe etwa 600 Rehabilitanden in allen drei Kliniken, für Dobel sind das etwa 170. "Das sind rund 80 Prozent der Belegungskapazität. Mehr ist aufgrund der verschärften Abstands- und Hygienebedingungen nicht drin", so Kull. So gilt in den Kliniken nach wie vor Besuchsverbot im gesamten Gebäude. Bei Rehamaßnahmen sind die Gruppengrößen reduziert, bestimmte Leistungen ohne möglichen Mindestabstand – zum Beispiel Sprachtherapie – finden nicht statt.

Im Foyer jeder Klinik gibt es ein Corona-Zelt, in dem Rehabilitanden, die zur Aufnahme kommen, bei Bedenken noch einmal einer ärztlichen Eingangsprüfung unterzogen werden können. "Außerdem wird ab dem kommenden Montag eine Selbstdokumentation für alle Patienten eingeführt", erklärt Kull. Für die Mitarbeiter wurde in einer Betriebsvereinbarung festgeschrieben, dass es bis auf Weiteres keine Kurzarbeit geben soll, sondern Urlaub und Überstunden abgebaut werden, die Stundenkonten gegebenenfalls ins Minus rutschen.

Tarifverhandlungen

Auch bei den Tarifverhandlungen beim nichtärztlichen medizinischen Dienst übrigens, die schon vor Corona begonnen hatten, sieht sich der Geschäftsführer der SRH Gesundheitszentren Nordschwarzwald "kurz vor der Zielgeraden": "Ende Mai hatten wir Sondierungsgespräche, im August steht noch einmal ein Gespräch an. Wir sind uns in wesentlichen Punkten einig."