Vereinsaktivitäten der vergangenen Jahre – derzeit nicht durchführbar.Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Pandemie: Umfrage bei Vereinen / Wahrscheinlich gibt es 2020 auch kein Hahnenfalzhüttenfest

Geselligkeit, gemeinsames Hobby, Menschen kennenlernen, Austausch – das komplette Vereinsleben ist durch Corona praktisch über Nacht von 100 auf null heruntergefahren worden. Das fehlt. Wie die Vereine in der Region damit umgehen, wie es ihnen geht, haben wir an einigen Beispielen erfragt.

Bad Herrenalb/Dobel. Per Leitung, nämlich per Telefon, E-Mail oder WhatsApp findet der Austausch im Gremium der Skizunft Bad Herrenalb derzeit statt, wie Vorsitzender Wilfried Weiß berichtet: "Bei jeder Veränderung in der Coronaverordnung checken wir neu ab, ob dies Auswirkungen auf unseren Verein haben könnte." Der Stadtlauf Ende Juni ist abgesagt, der gesamte Trainingsbetrieb ruht. Aller Voraussicht nach wird auch das Hahnenfalzhüttenfest mit Berglauf Mitte September nicht stattfinden können.

Noch warten die Vereinsverantwortlichen die Entwicklung ab, auch was die Trainingssparten betrifft. "Wir möchten die Mitglieder und unsere Trainer keinem unnötigen Risiko aussetzen." Über die Sonntagsöffnung der Hahnenfalz-Vereinshütte wird diskutiert. "Draußen wäre die Bestuhlung möglich, aber der Innenraum ist klein. Außerdem haben wir kein Leitungswasser da oben. Und etliche Mitglieder, die normalerweise Dienst tun, gehören altersmäßig zur Corona-Risikogruppe", gibt Weiß zu bedenken. Was derzeit überlegt wird, ist, die Seniorengymnastik vielleicht als Freiluftveranstaltung auf der Schweizerwiese oder im Kurpark stattfinden zu lassen – selbstverständlich mit Abstand.

Keine Trainingsabende

"Unser Vereinsleben ist derzeit relativ tot", beschreibt es Hans-Michael Rappold von den Schachfreunden Bad Herrenalb-Dobel mit klaren Worten. Es gibt keine Trainingsabende, keine Ligaspiele, die Saison wurde vom badischen Verband, dem der Club angehört, abgebrochen. Immerhin: Schach als solches lässt sich auch gegen den Computer spielen. Besser aber, weil persönlicher, erklärt Rappold, ist die Möglichkeit über Plattformen, bei denen sich Schachspieler weltweit anmelden und gegeneinander spielen können. "Das ist für mich eine gute Alternative zum abendlichen Fernsehfilm! Ich spiele dabei gerne gegen Leute, die ich auch persönlich kenne. Man lädt den anderen zu einer Partie in bestimmter Betriebsart, also beispielsweise Blitzschach, ein. Dann können wir uns nach dem Spiel noch telefonisch über den Verlauf austauschen." Auch der Verband biete neuerdings im Internet Wettbewerbe an.

Anfrage gestellt

"Leider sind uns bei allen Gruppenveranstaltungen die Hände gebunden", erklärt Johannes Brunn, Zweiter Vorsitzender des Dobler Schwarzwaldvereins, "der Hauptverein hat jetzt eine Anfrage an die Landesregierung gestellt, wie es mit Regeln für Gruppenwanderungen aussieht. Darauf warten wir dringend. Gerade jetzt, wo das Wandern an sich ja eine neue Beliebtheit erlangt hat." Bis zu einer Antwort sei mit Wanderungen oder Radtouren "nichts drin". Auch die für Anfang Juni geplante forstkundliche Busfahrt fällt natürlich aus, ergänzt Vereinsvorsitzende Sigrid Maulbetsch.

Gebührender Abstand

"Viel länger sollte es jetzt nicht mehr gehen", sagt André Grosch, Vorsitzender des Skivereins Neusatz-Rotensol. Die oft schwer nachvollziehbaren und uneinheitlichen Lockerungsschritte "lassen die Vereine immer wieder in der Luft hängen", beklagt er. Zwar sei die Radsportgruppe nun wieder – mit gebührendem Abstand – unterwegs, aber sämtliche Hallenaktivitäten lägen brach. Nach Pfingsten überlege man, eventuell mit der Abnahme des Sportabzeichens zu beginnen. Aber auch das würde sich wohl schwierig gestalten. Ein einheitliches, klares und mit genügend zeitlichem Vorlauf umsetzbares Konzept würde sich Grosch für die Vereine mit Sportaktivitäten wünschen.

Neue Stücke geschrieben

"Uns geht es wie vielen Vereinen", erzählt Anke Glasstetter vom Akkordeonorchester Bernbach, "noch immer keine Proben, einige Auftritte abgesagt. Wir sind froh, dass wir unser 50-jähriges Jubiläum erst 2021 haben." Haarscharf vor der Corona-Krise, nämlich am 5. März, hatte das Orchester noch zusammen mit dem Männergesangverein ein Benefizkonzert für die Bernbacher Kirche veranstaltet. Dirigent Franc Zibert, so Glasstetter, sei fleißiger gewesen die vergangenen Wochen als die Musiker und habe mittlerweile neue Stücke für das Orchester geschrieben oder bearbeitet und diese per Mail geschickt. "Wie das bei jedem daheim mit dem Üben aussieht, weiß ich natürlich nicht", gesteht sie. Noch hofften alle auf den Auftritt am 19. Juli in der Klosterscheuer, aber "wissen können wir es natürlich nicht". Glasstetter freut sich auf jede sich abzeichnende Lockerung, die vielleicht über kurz oder lang auch wieder gemeinsames Üben möglich machen könnte: "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir dann selbst die Sommerferien nutzen würden. Und mit all den verschobenen Terminen – da geht’s nächstes Jahr sicher rund im Ländle".

Soziale Kontakte fehlen

Ein harter Schlag war es für den Männergesangverein "Liederkranz" Bad Herrenalb, die Fahrt zum Deutschen Chorfest in Leipzig im Mai absagen zu müssen. "Wir hatten lange geübt und geprobt", berichtet Vereinsvorsitzender Rainer König, "das ist einfach etwas Besonderes, mit Sängern aus aller Welt." Das Konzert zum zehnjährigen "Chorleiterjubiläum" von Makitaro Arima im November hat König noch nicht ganz abgeschrieben: "Aber richtig glauben kann ich nicht daran." Der Verein sei glücklicherweise finanziell gut aufgestellt, benötige kein Fest, um die Einnahmen aufzubessern, aber "ich kann mir gut vorstellen, dass es für zahlreiche andere Vereine schwierig wird".

Der Übungsbetrieb ruht komplett. "Aber wenn’s mir danach ist, singe ich ganz für mich", so König, "dafür war ich auch schon einmal alleine in der Kirche". Die sozialen Kontakte fehlten natürlich, gerade den älteren Sängern. Ein wenig desillusioniert klingt der sonst so positive Vereinschef. Doch dann fügt er an: "Unser Chor hat zwei Weltkriege überstanden! Da wird er auch diese Krise überstehen. Und vielleicht wissen danach sogar ganz neue Leute die Vereinsgemeinschaft zu schätzen. In unserem Chor sind sie herzlich willkommen."