Vertreter Bad Herrenalbs freuen sich über das Interesse der Schüler aus Peru an der hiesigen Kultur und Natur. Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: 50 Jugendliche kommen im "Ferienheim Aschenhütte" unter / Bauwerk hat eine bewegte Geschichte

Bad Herrenalb. 2019 waren erneut 50 Jugendliche aus dem südamerikanischen Anden-Staat Peru zu Gast im Gaistal. Die Schüler kommen aus der rund 10 000 Kilometer entfernten Millionenstadt Arequipa in den Nordschwarzwald, um zu Beginn ihres Auslandsstudiums im "Ferienheim Aschenhütte" in Bad Herrenalb ihre deutschen Sprachkenntnisse in einer Jugendbildungsstätte zu vertiefen. Als zukünftiger Bürgermeister von Herrenalb freut sich Klaus Hoffmann darüber besonders, da sich die Aschenhütte seit der Übernahme durch die djo, dem Bundesverband "Deutsche Jugend in Europa" im Jahr 2011 zu "einem wichtigen Baustein der Jugendbildung in Baden-Württemberg entwickelt hat", wie er betont.

Wer weiß denn so was? Im Grunde genommen wäre genau das eine geeignete Frage bei Kai Pflaume’s gleichnamiger Quizsendung. Denn die Aschenhütte, die mittlerweile durch die Herrenalber GEO-Tour "Wassersteine und plätschernde Quellen" im Mittelpunkt einer spannenden Outdoor-Tour durch das Gaistal zu entdecken ist, wird oftmals nur auf ihre historische Bedeutung reduziert. Zwar verrät der Name Aschenhütte das alte Waldgewerbe, bei dem einst durch die Erstellung von Holzmeilern die für die Glasherstellung wichtige Pottasche gewonnen wurde. Doch nur in seltenen Fällen wird dabei an die auf gleichnamigem Gewann Aschenhütte erbaute Jugendherberge gedacht, die in einem alten Bauernhaus aus dem Jahr 1842 entstand.

Neue Erfahrungen

Vor fast 100 Jahren wurde das "Evangelische Ferienheim Aschenhütte" mit zwei Schlafräumen für 40 Schlafplätze, Tagungsraum, Küche und einem Verandaanbau eingeweiht und verfügt heute nach vielen Um- und Erweiterungsmaßnahmen über insgesamt 108 Betten.

Damit ist die Aschenhütte für Benedikt Schürholz, stellvertretender Schulleiter vom Colegio Max Uhle aus Arequipa der ideale Ort, um seine Schützlinge auf ihren rund zweimonatigen Deutschlandaufenthalt vorzubereiten.

Seit mehr als drei Jahrzehnten ist seine Schule in Peru Partner im djo Gastschülerprogramm. Mehr als 1000 Schüler im Alter von 14 bis 16 Jahren besuchten in den zurückliegenden Jahren baden-württembergische Gymnasien oder Realschulen und lernten beim Austausch bei ihren Gasteltern das deutsche Familienleben kennen. "Wir machen morgens Theorie und nachmittags entdecken die Jugendlichen die neue Umgebung", berichtet Schürholz.

Statt 330 Sonnentage im Jahr werden die Jugendlichen nicht nur mit anderen Klimaverhältnissen, sondern zudem auch mit neuen Naturerlebnissen sowie Erfahrungen in Wald und Wiesen konfrontiert. Als Waldpädagoge und ehemaliger Revierförster wanderte Manfred Senk mit den Schülern durch das Gaistal. "Ich habe ihnen einen 15 Meter hohen Wald gezeigt, der sich ohne menschliches Zutun selbst entwickelt hat", so sein Tenor zur Naturverjüngung. Im Fokus seiner Erläuterungen standen Wald und Wild im Einklang mit der Natur.

Die Gäste aus Peru kommen aus einer Stadt, die in 2400 Meter Höhe in einem Vulkangebiet mit vielen Erdbeben liegt. "Dort gibt es kaum Grün und wir kämpfen gegen die Trockenheit", erklärt Benedikt Schürholz, der als Deutscher seit 36 Jahren in Peru lebt und arbeitet. "Ich genieße die Natur im Schwarzwald, denn so etwas kennen meine Schüler nicht." Für Dafne Vargas (15 Jahre alt) ist der Wald "einfach wunderschön, weil man sich darin frei bewegen und mit Freunden spielen kann".

Bis Mitte Dezember waren die jungen Peruaner an verschiedenen Orten Deutschlands verstreut bei ihren Gastfamilien zu Hause, um möglichst viele Eindrücke auf ihrer Studienreise sammeln. Nun ging es wieder zurück in ihre Heimat. Bleiben aber wird der erste Eindruck vom Ferienheim inmitten der Natur.

Für Hoffmann ein lobenswertes Engagement der djo. "Dass die Kinder in Bad Herrenalb erstmals Kontakt mit unserer Natur haben und darüber hinaus hier sind, um deutsche Kultur kennenzulernen ist großartig. Ich wünsche mir, dass wir uns weiterhin im internationalen Jugendaustausch engagieren und es noch möglichst lange so weitergeht."