Wer kriegt schneller die Kurve, Hofchef Heiko Duss oder seine Rinderherde? Hunderte Besucher säumten den Eintrieb der Herde am Schwalbenhof in Neusatz. Fotos: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Schwalbenhof: Viehtrieb und Hoffest sowie Gläserne Produktion / Einer der größten Betriebe im Kreis / Dezernent beeindruckt

Zu Tausenden strömten die Menschen am Sonntag zum Hoffest des Schwalbenhofes mit Viehtrieb und Gläserner Produktion. "Der Hammer!" stellte Hof-Chefin Anja Duss beeindruckt fest, als zur Mittagszeit bereits alle Parkplätze am Hof belegt waren – und wenig später auch die Hälfte der verfügbaren im Ort.

Bad Herrenalb-Neusatz. Pforzheim, Rastatt, Karlsruhe, Ettlingen – sogar aus Richtung Stuttgart waren Leute gekommen – zahllose Familien mit Kindern, teilweise bereits geländetauglich im Arbeitsdress.

"Seit ich fünf war, bin ich nicht mehr auf einem Bauernhof gewesen", erzählte eine junge Frau auf dem Weg zum Hof – und eben dieses Landleben-Gefühl wollten alle spüren. "Sicher liegt es mit am herrlichen Wetter", mutmaßte Angelika Dreßler, die wie Tochter Anja Duss an allen Enden gefragt war.

Begrüßt vom Gackern der Hühner am Hofeingang gab es eine riesige Vielfalt an Erlebnissen: Traktoren wie die der Schlepperfreunde aus Schluttenbach und Straubenhardt, Kindertraktoren zum Selberfahren, eine Hüpfburg, Tiere-Schminken sowie Kettensägekunst zum Bestaunen. Dazu die Gehege der Gänse, der Stall der Puten sowie Rinder und einige Pferde in Streichel-Weite im Offenstall. Drin in der rappelvollen Scheune sorgte der Musikverein Langenalb bereits im achten Jahr für Unterhaltung. Nicht nur für die, die bereits Tisch und Imbiss ergattert hatten, sondern auch für die, die noch in langen Schlangen vor der Brathähnchen- oder Getränkeausgabe warteten.

Im Hofladen wurden neben Verkäufen neue Fleischbestellungen aufgenommen, und die Drillingsschwestern von Anja Duss, Sabrina und Diana, hatten auch hier alle Hände voll zu tun.

Schnaps für Treiber

Wie jedes Jahr war das Eintreffen der Herde nach dem Auftrieb von der Langenalber Sommerweide der mit Spannung erwartete Höhepunkt des Festes. Als gegen 13 Uhr die "Ankunftspassage" abgesperrt wurde, standen viele Hunderte erwartungsvoll Spalier. Belohnt wurden sie eine halbe Stunde später, als der erste Teil der mehr als 40-köpfigen Limousinherde aus dem Wald herandonnerte.

Hofchef Heiko Duss sorgte mit Lockfutter dafür, dass sie auf der Route blieben. Mit einigem Abstand folgte der zweite Teil der Mutterkühe, teils mit Kälbern, dazu durchgeschwitzte und abgekämpfte Treiber. Ganz am Ende Bulle Gerti, eine Tonne Lebendgewicht stehend K.o., sodass Duss ihn noch zum Pferch hin antreiben musste: "Komm, du Schlamper!"

Den Treiber-Schnaps ließ sich die Gruppe diesmal ohne den Hofchef munden, der sich gleich um das Befinden einer jungen Treiberin kümmerte, die auf der Strecke durch eine Kuh unglücklich verletzt worden war. "So was will man gar nicht haben", so der betroffene Landwirt, der wartete, bis die Verletzte vorsorglich ins Krankenhaus gebracht wurde.

Derweil lief der Hofbetrieb auf Hochtouren weiter, eine Arbeit, die die Familien Dreßler und Duss mit vollem Einsatz und mit Hilfe von Familie und Freunden stemmten. Bis in den frühen Abend wurde fürs leibliche Wohl der Gäste gesorgt sowie eine Hofführung veranstaltet. Einmal mehr beeindruckt von dem, was der Hof jährlich auf die Beine stellt, war Reinhold Rau, Dezernent für Land- und Forstwirtschaft am Landratsamt Calw, der sich freute, dass die Familien Dreßler und Duss den Hof im Rahmen der Gläsernen Produktion öffneten: "Sie machen das auf interessante und zugleich unterhaltsame Art."

Der Schwalbenhof sei einer der größten Betriebe im Kreis und wichtig durch seinen Beitrag zur Offenhaltung der Landschaft. Rau ist sich bewusst: "Ein solcher Betrieb trägt sich heute nur, wenn er mehrere Standbeine hat." So kommen hier zur Viehhaltung die Direktvermarktung der Erzeugnisse im eigenen Hofladen, die Grünlandbewirtschaftung einschließlich Lohnarbeit sowie die Ferienwohnungen "auf dem Bauernhof".