Während sich die Wildschweine für den Jagdpächter im Staatswald als nützlich erweisen, indem sie den Boden bearbeiten und Forstschädlinge vertilgen, sind sie auf ihrer Suche nach tierischen Proteinen wie Larven und Insekten auf Wiesen und Weideflächen eine verheerende Plage. Die Schwarzkittel passen sich perfekt an die aktuellen Umweltbedingungen an und besiedeln durch ihre hohe Population zunehmend neue Lebensräume. "Die Wiesen haben sie hier so verwüstet, dass die Grünfläche wie ein umgepflügter Acker ausgesehen hat", erklärt Link, der in seinem Jagdgebiet für den Wildschaden verantwortlich ist. Obwohl er auf seinem Revier in Neusatz, Rotensol und Herrenalb mittlerweile mit fünf Jägern das Schwarzwild bejage, sei dem Treiben der Sauen kein Einhalt zu gebieten. Und weil die Verwüstungen den Wiesen den Nutzwert nehmen, musste er mehrfach hohe Summen an Schadensersatz an den Landwirt begleichen. "Nachts ansitzen und tagsüber die Schäden der Sauen beseitigen, das geht an die Substanz", so Gundula Link. Obwohl seit Beginn des neuen Jagdjahres ab 1. April bereits sieben Wildsauen (zum Vergleich: Im vergangenen Jagdjahr waren es insgesamt 24 Wildsauen) in ihrem Revier erlegt wurden, stehen die Jagdpächter auf "verlorenem Posten". Das Problem seien auch die angrenzenden Reviere, die keinerlei Unterstützung zu Schwarzwild-Abschüssen bieten würden.
Futterverschmutzung und Maschinenverschleiß
"Auf meinen besten Wiesen waren 30 Zentimeter tiefe Löcher." Mit Tränen in den Augen berichtet das der Schwalbenhof- Landwirt, der sich mit seinem Hofladen zu einem beliebten Direktversorger in der Region entwickelt hat. "Der Wildschaden hört gar nicht mehr auf. Das wird von Jahr zu Jahr schlimmer", macht Duss seinem Herzen Luft. Bereits im ersten Halbjahr hatte der Landwirt auf den drei Gemarkungen Straubenhardt, Neusatz und Dobel einen Wildschaden von 25 Hektar, also eine Fläche von rund 30 Fußballfeldern zu beklagen. "Das ist ein Viertel meiner bewirtschafteten Grünflächen auf denen Silage- und Heuballen mit dem eigenen Fuhrpark produziert werden", so Duss, dem die Einbußen auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb nicht nur Schaden, sondern zunehmend die Erwerbsgrundlagen entziehen.
Für seine Viehzucht benötigt er sauberes Futter. Das heißt, eine dauerhaft geschlossene Grasnarbe mit guter Durchwurzelung, um zum einen das Gras problemlos zu mähen und zum anderen "sauberes Futter ohne Erdanteile für Heu oder Silage zu gewinnen." Löcher, die Wildsauen in die Wiesen graben, sind nicht nur Gefahrenstellen für die Mähmaschinen. Wird Erde beim Grasschnitt mitverwendet, ergeben sich bei der Futtererzeugung im Silo Fehlgärungen. "Damit wird Schimmel erzeugt und das ist Gift für meine Tiere", erklärt Duss. Sein ganzer Stolz ist die Limousine-Mutterkuh-Herde, die mit Nachzucht und Bulle 25 Tiere umfasst. Von Mai bis Oktober ist die Herde auf den Weiden in der Nachbargemeinde Straubenhardt-Langenalb. In den Wintermonaten kommt das Großvieh in den Stall und wird mit dem selbst erzeugten Futter gefüttert. Verunreinigtes Futter aber kann von Euterentzündungen bis hin zu Fehlgeburten führen, die in Folge den Landwirt in seiner Existenz bedrohen.
Für Klaus Hoffmann ein Thema, das auch die Gemeinde Neusatz betrifft. "Wenn die Wildschweine so exorbitant die Existenz eines Nahversorgers bedrohen und dessen landwirtschaftliche Nutzfläche so massiv schädigen, sind auch unsere nahe am Wald gelegenen Gärten in der Gemeinde nicht mehr vor einem Besuch der Schwarzkittel sicher."
Wenn nun die Weideflächen durch einen Elektrozaun geschützt werden, sollte seiner Meinung nach das Problem nicht auf private Anwesen verlagert, sondern generell dem Wildschweintreiben Einhalt geboten werden. Wie zu erfahren war, hat die Steuerakademie Henssler in Eigeninitiative ihr Grundstück bereits aus diesem Grund mit einem Elektro-Zaun versehen. Ob nun Richtlinien für Jäger geändert werden müssen, oder angrenzende Forstbesitzer sich am Schaden zu beteiligen haben ist seiner Meinung nach möglichst rasch mit den zuständigen Stellen zu klären.
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