Die Lichterkönigin trägt eine Krone mit sieben brennenden Kerzen. Begleitet wird sie von weiteren Frauen und den Sternenjungen (rechts). Foto: Glaser Foto: Schwarzwälder-Bote

Luziazug: Konzert macht Besucher mit schwedischem Brauch vertraut / Bärtige Feen tragen Sternenstab

Von Dietmar Glaser

Seit zehn Jahren gibt es die Konzertreihe "Klassik im Kloster". Seit fünf Jahren ist dabei ein Weihnachtskonzert einem Land gewidmet. Dieses Jahr führte die musikalische Reise nach Schweden.

Bad Herrenalb. Was die zahlreichen Konzertbesucher am Sonnttagnachmittag in der Klosterkirche von Bad Herrenalb erlebten, gibt es sonst nur in Schweden: einen Luziazug. Junge Frauen und Männer in Nachthemden, in Strümpfen und ohne Schuhe ziehen in die unbeleuchtete Kirche ein. Voran geht die Lichterkönigin. Sie trägt eine Krone mit sieben brennenden Kerzen. Die übrigen Frauen halten eine Kerze in der Hand. Die Männer tragen Hüte in der Form einer Schultüte auf dem Kopf und schwenken einen Stern auf einem Holzstab. Diese bärtigen Feen heißen Sternenjungen und folgen dem Zug der Frauen. Dazu singen sie traditionelle Lieder über die heilige Luzia, über Weihnachten und über Schweden.

Es fließen Tränen

Die Konzertbesucher waren gerührt. Es flossen Tränen. "The Scandinavien Ensemble" nannten sich die Sängerinnen und Sänger in Bad Herrenalb. Es sind in Deutschland studierende junge Erwachsene aus Schweden, die Spaß daran haben, das schwedische Lichterfest in ihrem Gastland zu zelebrieren. Ein Fest, das in der längsten Nacht des Jahres gefeiert wird und die länger werdenden Tage herbeisehnt. So erklärte es Sabine Zoller, Organisatorin von "Klassik im Kloster" und betonte, dass die Sänger Laien seien und keine Profis. Bis zur Pause hätte es diesen Hinweis nicht gebraucht.

Nach einer Tasse skandinavischem Glühwein, einem so genannten Glögg, folgten neben weiteren traditionellen Liedern auch moderne Vorträge. Beim Gesangsstück mit dem Titel "Tomten" wurden einige Verse gesprochen. So bekamen die Konzertbesucher einen Eindruck von der Lautmalerei der schwedischen Sprache. Zu hören war auch Schwedens meist gesungenes Weihnachtslied "Jul, Jul, Strålande Jul".

Völlig aus dem Konzept

Bei einem zeitgenössischen Tonsatz von Johanna Forsberg stießen die Sängerinnen an ihre Grenzen. Sie brachen den Gesang ab, lachten und meinten: "Wir haben uns verloren!". Das Publikum sah es ihnen nach. "So sympathisch!“ war einer der Kommentare, während sich die Sängerinnen neu aufeinander einstimmten. Dann klappte der Vortrag, auch wenn eine Solistin verdächtig oft auf das Notenblatt ihrer Nachbarin schielte. Ein Höhepunkt war ein etwas melancholisches aber erfrischend unverschnörkeltes Liedchen über einen vergangenen Sommer und eine verlorene Liebe. Elin Krepper-Keim trug es in Begleitung von Gitarrist Daniel Lubos vor. Als Ensemble harmonierten die Sänger beim Lied "Nu Tändas Tusen Julelus". Dabei wurden Kerzen ans Publikum verteilt und angezündet. "Ihr habt einen Meilenstein in zehn Jahren ›Klassik im Kloster‹ gesetzt" lobte Sabine Zoller die Solisten am Ende des Konzerts und ließ an sie Plüsch-Elefanten verteilen. Das Publikum applaudierte heftig.