Da läuft was! Alle packen an beim Wiegen der nächsten Obstlieferung, während im Hintergrund die Presse läuft. Fotos: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Ehrenamtliche Helfer beim Mosten kommen kaum hinterher / Bereits 10 000 Liter Saft gepresst

Es herrscht Hochbetrieb an der Moste der IG Moschde Neusatz/Rotensol im alten Neusatzer Schulhaus. Nie zuvor seit der Wiedereröffnung wurden so viele Tonnen Obst angeliefert und zu Saft verarbeitet.

Bad Herrenalb-Neusatz. Wolfhart König und Timo Krause stehen mit langen Wachsschürzen an der Presse, schlagen Lage um Lage Maische in Tücher, Bretter dazwischen, bis der Turm so hoch ist, dass gepresst werden kann. Saft spritzt und verbreitet einen intensiv-wohlriechenden Apfelduft. Klaus Pfeiffer wischt zwischendurch den Fliesenboden, bringt nach der Pressung die Tücher mit dem Trester zum Ausklopfen heraus. Vorne an der Waage empfängt Martin Lacroix die nächsten Kunden und flachst: "Um halb acht Uhr war ich hier. Ohne Grund stehe ich samstags so früh nicht auf!" Säcke mit Äpfeln, Birnen und sogar Quitten werden auf die Waage gestapelt, dann schrittweise in die Schütte gerollt.

Einigen Leuten musste abgesagt werden – zu viel zu tun

Im Nebenraum werden bereits die Kessel für die Heißabfüllung hochgeheizt. Eva Aldinger und Brigitte Pfeiffer achten genau auf Hygiene, füllen Beutel um Beutel mit dem auf 85 Grad erhitzten goldenen Saft und verstauen sie in Fünf-Liter-Kartons.

Hochbetrieb an der Moste der IG Moschde Neusatz/Rotensol im alten Neusatzer Schulhaus. "Aber das ist so, seit wir geöffnet haben dieses Jahr", erklärt Ulrich Wurster, der die Anmeldungen entgegennimmt und koordiniert. "Begonnen haben wir zur Erlebniswanderung am ersten Septemberwochenende. Und seither sind wir freitags wie samstags ausgebucht." Wurster bedauert, dass er in diesem Rekord-Obstjahr immer wieder Leuten absagen muss – "aus Marxzell, Straubenhardt, Karlsruhe und selbst aus dem Kraichgau wurde angefragt. Aber der überwiegende Teil unseres 25-köpfigen ehrenamtlichen Teams ist ja berufstätig. Mehr geht nicht." Mindestens fünf Personen sind für jede Schicht vor Ort, damit ein reibungsloser Ablauf entsteht, dicht getaktet.

An diesem Samstag liefern die Traktoren und Autos mit Hängern fast regelmäßig im Halbe-Stunden-Rhythmus Obst an. Über zehn Parteien sind bis nach der Mittagszeit eingetragen. Und viele sind fleißiger als gedacht, liefern mehr Obst als angekündigt. So wie Klaus Hoffmann und Stefan Klee, die nicht 200, sondern fast 400 Kilo gesammelt haben. Das erfahrene Moschde-Team rechnet solche "Varianzen" schon ein. Aber: "Gegen 14 Uhr ist samstags Schluss mit dem Pressen", sagt Marliese Wurster, "dann wird erst mal Mittag gegessen. Das Heißabfüllen dauert dann noch." Und auch, bis alles gereinigt und verstaut ist – für den nächsten Termin.

Denn bis 20. Oktober ist die Kelter geöffnet. Es ist ein absolutes Rekordjahr seit Wiedereröffnung der Mosterei im Schulhaus 2015. Während in einer Regelsaison etwa zehn Tonnen Obst angeliefert werden und davon 4000 bis 4500 Liter Saft heiß abgefüllt wird, waren es diese Saison bisher bereits mehr als 20 Tonnen Obst und über 10 000 Liter heißabgefüllter Saft.

Der Trend geht hin zu dieser haltbaren Form des Saftmachens. Obwohl er immer noch am besten frisch aus der Presse schmeckt. Da sind sich die Anlieferer auch an diesem Samstagmorgen einig. Mancher zückte den Becher für eine Direktprobe, in guter Nachbarschaft wird gern mal ein Liter an "Dritte" abgegeben. Zumal Ulrich Wurster bis zu 62 Öchslegrade für manchen orangegelben, natursüßen Saft messen kann. "Richtig gut." grinst er, "vor fünf Wochen waren es noch knapp mehr als 45 Grad."