Bereits jetzt viel Stau und Verkehr vor der Tür, aber zurückgehende Kundschaft: Martin Haas von "Spezialitäten&Feinkost Göhringer& Kropp" auf dem Gehweg vor dem Laden, macht sich Sorgen. Foto: Gegenheimer

Umbau der Kurpromenade: Geschäfte klagen über viel Stau und Verkehr vor der Tür und weniger Kundschaft.

Bad Herrenalb - Mit großen Erwartungen hat Jens Haas mit Ehefrau Manuela im November 2014 das alteingesessene Natur- und Feinkostgeschäft Göhringer&Kropp an der Kurpromenade übernommen.

"Das Flair der Stadt, die gute Lage und die perspektive Gartenschau waren wesentliche Kriterien", erläutert Sohn Martin, derzeit im Masterstudium im Bereich Wirtschaftsprüfung und Steuerrecht, der den Vater als Assistent unterstützt. Gut angenommen worden sei ihr Team von der Kundschaft, berichtet er, der anstelle seines derzeit in einer Rehamaßnahme befindlichen Vaters Auskunft gibt.

Um die Kundenzufriedenheit sei es ihnen frühzeitig gegangen, als man nach der ersten Infoveranstaltung der Stadt Bad Herrenalb zur Baumaßnahme Anfang Februar gemeinsam mit zwei weiteren Gewerbetreibenden einen Brief über Bedenken zu den Auswirkungen verfasst habe. Bürgermeister Norbert Mai habe im Gespräch zugesichert, dass sich die Stadt um Behelfsmaßnahmen, unter anderem für die Anlieferung durch den Großhändler in der Vollsperrungszeit, kümmern werde. Die Zeit rückte vor, außer Gesprächen sei nichts geschehen. So habe ihr Großhändler selbst, die Rinklin Naturkost GmbH aus Eichstetten, sich – leider vergeblich – an den Eigenbetrieb Gartenschau gewandt. Der E-Mail-Kontakt, der über die Stadt an die Baufirma Reif verwies, liegt vor. "Unser Großhändler hat zum Ausdruck gebracht, dass uns wichtig war und ist", so Martin Haas, "dass unser Geschäft für die Kundschaft wie für die Anlieferung vertretbar zu erreichen bleibt. Art und Umfang der Anlieferung, gerade von verderblicher Frischware, wurde beschrieben".

Ende Juni schaltete Familie Haas eine Anwaltskanzlei ein: Wahrung ihrer Interessen, beginnend bei existenzgefähr-denden Umsatzrückgängen. Bereits in der Sperrungsphase der L 340 Richtung Dobel lagen diese bei etwa 25 Prozent, in der nun bevorstehenden, halbjährigen Vollsperrungsphase der Kurpromenade wird es drastischer.

Schreiben der Anwältin

Dies habe bereits jetzt, so Haas, zur Entlassung zweier Teilzeitkräfte geführt. Lediglich der Vermieter habe bisher Verständnis gezeigt und die Miete gemindert. "Wir möchten zuallererst kooperieren. Aber finanzielle Einbußen, die Unsicherheit über das Prozedere ab Oktober sowie die Probleme, die unsere Kunden bereits jetzt haben, zwangen uns zu dieser Maßnahme", betont er. Tatsächlich ist der Verkehr vor dem Ladengeschäft erheblich: Stau bei laufenden Motoren durch die unmittelbar anschließende Baustellenampel, dem gegenüber leere Parkplätze direkt vor dem Laden. "Man ist fürs Einparken oft auf den guten Willen im Stau Stehender angewiesen", erklärt Kundin Dorothea Müller, die seit Jahren vom Peter-Beuscher-Weg in das Geschäft kommt, "größere Einkäufe zu Fuß aus dem Baustellenbereich zu tragen, ist nicht zumutbar".

Nachdem ein Gespräch Anfang August nichts brachte, beauftragte Haas seine Anwältin mit einem Schreiben an die Bauunternehmung Reif. Konstruktive Vorschläge wurden unterbreitet, was Anlieferung und Kundenparkplätze betrifft, sowie die Bitte um terminliche Abstimmung nahegebracht. Nicht zuletzt die Frage von Entschädigung und Ausgleichsmaßnahmen. Die Fragerunde der Stadt für Anlieger der Kurpromenade Mitte des Monats hat die Familie Haas noch einmal aktiv werden lassen: "Immerhin konnten wir am 23. September ein Gespräch mit Joachim Hübner, Geschäftsführer Gartenschau, Stadtbaumeister Reimund Schwarz sowie Thomas Nagel von der Firma Reif, Bauplanung und Ordnungsamt initiieren. Auch Richard Nussbaumer, Chef der gleichnamigen, ebenfalls betroffenen Bäckerei, war dabei, jedoch erst durch unsere Einladung." Leider würden die Anlieger in der Regel nur einzeln kontaktiert, moniert Haas.

Sie hätten den Verantwortlichen – drei Wochen vor der geplanten Vollsperrung – über Dinge die Augen geöffnet wie die zusätzlich notwendigen Anliegerparkplätze außerhalb der Baustelle durch Wegfall der Zufahrten. "Für unsere Anlieferung wird jetzt über den Rehteichweg wohl eine tragfähige Lösung kommen – jedenfalls solange der Gehweg erhalten bleibt. Herr Hübner hat damit bereits Konstruktives bewirkt."

Und doch bleibt für den jungen Existenzgründer vieles offen: "Wir haben Verständnis für die Baumaßnahmen. Aber was nützt es der Stadt, eine Kurpromenade zu besitzen, wenn die Einzelhändler vor Eröffnung der Gartenschau 2017 ihre Läden aus finanzieller Not aufgeben müssten?"