Ein Bild der Freude: Der Abschied von Bad Herrenalb fällt Pfarrer Kristian Kirschmann und seiner Familie nicht schwer. Foto: Glaser Foto: Schwarzwälder-Bote

Pfarrer Kirschmann mit seiner Familie verabschiedet / Weniger als die Hälfte der Kirchenbänke gefüllt

Von Dietmar Glaser

Bad Herrenalb. Kristian Kirschmann, Pfarrer in Bad Herrenalb-Bernbach, hat gestern seine letzte Predigt in der evangelischen Klosterkirche gehalten. Seine Zeit war nach drei Jahren abgelaufen. Die Pfarrstelle wurde ersatzlos gestrichen (wir berichteten). Der Abschied fiel dem Geistlichen und seiner Familie nicht schwer. Ihre Perspektiven sind rosig. Kirschmann übernimmt in Sulzdorf bei Schwäbisch Hall als ständiger Pfarrer eine Kirchengemeinde mit 1800 evangelischen Seelen. Dort wird er Beamter auf Lebenszeit. "Die Investitur ist im März", sagte Kirschmann im Gespräch mit unserer Zeitung. In Bad Herrenalb war er bisher nur Pfarrer zur Anstellung für rund 1000 Gemeindemitglieder in Bernbach, Kullenmühle und einem kleinen Teil von Bad Herrenalb. Dieses Gebiet wird jetzt auf die Pfarrstellen von Neusatz/Rotensol und Bad Herrenalb aufgeteilt.

Was die versammelte Gemeinde, die weniger als die Hälfte der Kirchenbänke füllte, bei seiner letzten Predigt zu hören bekam, dürfte auch dieser den Abschiedsschmerz erleichtert haben.

Kirschmann erläuterte auf der Kanzel, dass er und seine Familie nur widerwillig nach Bad Herrenalb kamen. Kirschmann: "Wir wollten nicht in diese Gemeinde und nicht in dieses Pfarrhaus." Aber aller Widerstand half nicht. Die Oberkirchenrätin sprach ein Machtwort.

Da hatte der Kirchenmann eine Vision: "Ich sah ein inneres Bild. Bad Herrenalb und Bernbach waren stockfinster. Es war zappenduster. Nur im Pfarrhaus war es ganz hell. Da wusste ich: Gott wollte mich hier haben."

Seine Amtszeit nutzte Kirschmann, um im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit etwas aufzubauen. Jugendraum, Kinderkirche und Teeniekreis zählt der Pfarrer auf, wenn er Bilanz zieht und ergänzt auf Nachfrage unserer Zeitung: "Was nicht gelungen ist, sage ich Ihnen nicht." Seine geplante Promotion hat er jedenfalls aufgegeben. Kinder liegen dem Gottesmann am Herzen. Er hat drei Söhne. An jeder Wirkungsstätte kam einer zur Welt. Auch in Bad Herrenalb. Und in Sulzdorf? "Mal sehen, was ich dazu beitragen kann", sagte dessen Ehefrau.

Auch bei den Grußworten während des Abschiedsgottesdienstes wurde vor allem die Kinderarbeit gelobt. Schulrektorin Patricia Fischer gab ihm die Note "sehr gut" für seinen Religionsunterricht. Monika Seidel, stellvertretende Kirchengemeinderatsvorsitzende, freute sich, dass der Pfarrer im Freibad nicht nur mit seinen eigenen Kindern spielte. Petra Leichtle von der katholischen Kirchengemeinde lobte den Versuch, ein konfessionsübergreifendes Projekt ins Leben zu rufen. Petra Purps, Leiterin des Kindergartens, rühmte seine regelmäßigen Besuche in wechselnden Gruppen trotz der Kritik von Eltern anderer Religionsrichtungen.

Weitere Grußworte sprachen Bürgermeister Norbert Mai und Vertreter des Kirchenchors, des Musikvereins und des Männergesangvereins. Danach gab es einen Empfang mit Getränken und Häppchen im Chor der Klosterkirche. Am Nachmittag verabschiedete sich Pfarrer Kirschmann von seinen Gemeindemitgliedern in Bernbach.