Wer nimmt 2020 auf dem Rathaus-Chefsessel Platz? Bislang haben 16 Kandidaten ihre Bewerbung abgegeben. Foto: Stadt Bad Herrenalb

Bereits 16 Bewerbungen für Bürgermeisterwahl am 20. Oktober. Reihenfolge per Losentscheid.

Bad Herrenalb - Muss der Stimmzettel bei der Bürgermeisterwahl am 20. Oktober in Bad Herrenalb gefaltet werden? Jedenfalls scheint er sehr lang zu werden. Stand Dienstagmittag zählte man im Rathaus bereits 16 Kandidaten.

Es bleibt dabei. Bislang sind nur Klaus Hoffmann (59), Sabine Zenker (36), Egon Nagel (58), Marc-Yaron Popper (43) und Michael Pfeiffer (35) an die Öffentlichkeit getreten. Hoffmann ist Geschäftsführer der Karlsruhe Tourismus GmbH, Zenker Bad Herrenalber Stadtkämmerin, Nagel verantwortlicher Leiter der Behördenfahrschule Stadt Karlsruhe, Branddirektion, Popper Rechtsanwalt und Pfeiffer Elektroniker und Inhaber eines Massage- und Beauty-Studios.

Die anderen Bewerber halten sich bedeckt. Allerdings werden deren Namen bei der Sitzung des Gemeindewahlausschusses genannt. Dann wird nämlich über die Zulassung entschieden. Theoretisch können die Kandidaten aber bis zum Fristende am Montag, 23. September, 18 Uhr, ihre Bewerbung zurückziehen.

Auf Anfrage unserer Zeitung sagte Hauptamtsleiter Ralph Götzmann am Dienstagmittag, dass es mittlerweile 16 Bewerbungen gebe.

Normalerweise wird die Reihenfolge nach dem Eingang der Bewerbungen festgelegt. Weil aber Kandidaten Unterlagen am Wochenende eingereicht hätten, und die Bewerbungen damit als zur gleichen Zeit vorgelegt gelten, müsse per Los im Gemeindewahlausschuss entschieden werden, wer an welcher Stelle auf dem Wahlzettel steht. Da Hoffmann als auch Zenker ebenfalls ihre Unterlagen an einem Wochenende eingeworfen haben (wir berichteten), wird auch hier die Reihenfolge per Losentscheid festgelegt – in diesem Fall entscheidet sich, wer auf dem Stimmzettel an erster Stelle steht.

Gut aufgestellt

Warum sind es so viele Bewerber? Bürgermeister Norbert Mai stellt fest, dass sich die Stadt Bad Herrenalb mit mittlerweile mehr als 8000 Einwohnern besonders gut entwickelt habe. Dabei nennt er die Infrastruktur, Optik und Aufenthaltsqualität. Das alles sei für viele interessant. Wohl wissend, dass trotzdem noch viele Felder beackert werden müssten.

Beim Zwischenstandsbericht sei die Stadt gut aufgestellt. Hierbei erwähnt das Stadtoberhaupt zum Beispiel den Internetausbau (Backbone-Netz) und das Kinderbetreuungsangebot. Generell sei die Attraktivität gestiegen. Für seinen Nachfolger, so Mai, gebe es aber noch genug Arbeit. Potenzial für eine optimale Weiterentwicklung von Bad Herrenalb sei auf jeden Fall vorhanden.

"Der amtierende Amtsinhaber steht nicht mehr zur Wahl. Das ist sicher auch ein Grund, warum es mehr Bewerber gibt, als erwartet", ergänzt das Stadtoberhaupt, das im Mai seinen 64. Geburtstag feierte.

Keine Statistik

Kristina Fabijancic-Müller, Pressesprecherin des Gemeindetags Baden-Württemberg, sagt auf Anfrage unserer Zeitung, dass es keine Statistik gebe. Und zwar mit Blick auf die durchschnittliche Anzahl an Kandidaten bei Bürgermeisterwahlen.

Tendenziell gebe es aber dort weniger Bewerber, wo der Amtsinhaber wieder antrete. Allerdings: 16 Bewerber – das sei schon eine stattliche Zahl.

Info: Bürgermeisteramt

Wie die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg informiert, steht das Amt des Bürgermeisters jedem Deutschen oder EU-Ausländer ab dem vollendeten 25. Lebensjahr offen. Die Altersgrenze sei auf 73 Jahre angehoben worden: Wer mit 65 gewählt werde, könne eine ganze Amtsperiode zu Ende führen. Wählbar sei man bis zur Vollendung des 68. Lebensjahrs. Eine bestimmte Qualifikation sei nicht vorgeschrieben, doch handle es sich häufig um gelernte Verwaltungsfachleute. Zumeist stammten sie nicht aus dem betreffenden Ort, aber aus der Region. Wähler gingen davon aus, dass auswärtige Bewerber um das Amt weniger lokale Abhängigkeiten hätten. Eine gewisse Tendenz sei erkennbar, dass dies in Baden etwas anders aussiehe. Dort seien Bürgermeister eher keine gelernten Verwaltungsfachleute, eher ortsansässig, eher Mitglied einer Partei. Über die alten Landesgrenzen hinweg werde selten gewählt. 50 Jahre nach Gründung des Landes Baden-Württemberg setze sich jedoch die württembergische Version allmählich durch.