Ursachenforschung bei der CDU – für den Stadtverbandsvorsitzenden Ulrich Fink hat der Kandidat Raphael Rabe, hier im Bild bei seinem Besuch des Bad Dürrheimer Wochenmarktes, einen guten Wahlkampf abgeleistet. Insgesamt hofft Fink jedoch auf mehr Präsenzveranstaltungen für die Bundestagswahl im September.Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder Bote

Landtagswahl: Ulrich Fink hofft auf mehr Präsenzveranstaltungen / Standpunkte besser verdeutlichen

Die Grünen-Abgeordnete Martina Braun wird den Wahlkreis 54 zusammen mit dem FDP-Mann Frank Bonath in Stuttgart vertreten. Die CDU hat auch hier massiv verloren. Was aber kann ein Stadtverband dagegen tun und wie kann er künftig diesbezüglich Einfluss nehmen?

Bad Dürrheim. Es ist wohl das erste Mal, dass kein CDU-Abgeordneter für den Wahlkreis 54 im Stuttgarter Parlament sitzt und die Region vertritt. Ulrich Fink, CDU-Stadtverbandsvorsitzender und seit 25 Jahren in der Region ansässig, nennt dies "schon sehr bedenkenswert". Nun gilt es aufzuarbeiten, an wem oder was das Wahldebakel gelegen hat.

Zwölf von insgesamt 14 Wahlbezirkengehen an Martina Braun

In Bad Dürrheim hat Martina Braun zwölf von 14 Wahlbezirken gewonnen, mitgezählt sind dabei drei "Briefwahlbezirke", 3386 Wähler gaben hier ihre Stimmen ab, etwas mehr als ein Drittel aller Wahlberechtigten.

Braun erreichte in der Kurstadt ein Ergebnis von 32,9 Prozent – 0,3 Prozentpunkte über dem Wert, den die Grünen landesweit errangen. Die beiden restlichen Wahlbezirke holte sich der AfD-Mann Martin Rothweiler. Das sind die Wahlbezirke Sunthausen und Realschule (ehemals Kurstift). Diese lagen mit 26 und 24,1 Prozent weit über dem Landesdurchschnitt. In der Gesamtbetrachtung bekam die AfD in Bad Dürrheim 12,8 Prozent, 3,1 Prozentpunkte über dem Ergebnis in Baden-Württemberg.

Großer Verlierer der Wahl am Sonntag war auch in der Kurstadt die CDU. Raphael Rabe konnte 24,3 Prozent holen, das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als der landesweite CDU-Wert, aber Minus 4,6 Prozent im Vergleich zur Wahl 2016. Nicola Schurr von der SPD konnte nur 8,1 Prozent der Wähler für sich gewinnen, was jedoch für die SPD nicht die große Überraschung sein dürfte, da die Sozialdemokraten in der Kurstadt schon immer einen schweren Stand hatten.

Der CDU-Stadtverband Bad Dürrheim-Tuningen ist der drittgrößte im Schwarzwald-Baar-Kreis. Der Vorsitzende Ulrich Fink möchte keine Schuldzuweisung vornehmen, er hält dies für gefährlich und sieht das Problem vielschichtig. Der Kandidat Raphael Rabe habe seinen Wahlkampf im Internet hervorragend gemacht. Doch seien die Bad Dürrheimer von der Altersstruktur her nun einmal so, dass sie nicht jeden Tag auf eine Homepage gehen würden.

Ulrich Fink sieht mehrere Faktoren für das Wahldebakel

Fink sieht mehrere Faktoren, auf die das Wahldebakel der CDU zurückzuführen ist. Er nennt die Maskenaffäre, die Impfstoffsituation und auch den neue Vorsitzenden Armin Laschet. Dieser habe nicht unbedingt Rückenwind gegeben. "Alles Dinge, die nicht sehr förderlich für die CDU sind." Denn es kam bei den Gesprächen, die man mit den Bürgern führen konnte heraus, dass vor allem die ersten beiden Dinge die Wahl beeinflusst hätten.

"Wir haben bundespolitische und landespolitische Probleme", erklärt Fink und weiter: "Wir verloren offensichtlich Wähler im liberal-konservativen Bereich. Da müssen wir Überlegungen vornehmen, wie wir hier ein klareres Profil bekommen." Und auch im Wahlkampf sieht er die Erschwernis durch Corona: Es habe die Möglichkeit der persönlichen Ansprache der Bürger gefehlt. Und bei einem Stand auf dem Markt würde man nun mal nur die Personen antreffen, die auf dem Markt seien.

Mit Blick auf den Wahlkampf für die Bundestagswahl im September will man als drittgrößter Stadtverband natürlich versuchen, Einfluss im Kreis zu nehmen, die Meinung zu sagen und Dinge einzubringen, die man gerne ändern möchte, führt Fink aus und er ist überzeugt, dass man etwas bewegen könne. "Ich glaube, wir müssen noch mehr auf die Menschen zugehen. Im Kreis und auch innerhalb der Stadt müssen wir noch deutlicher sagen, für was wir stehen. Das ist es, was die Menschen wissen wollen." Es gelte auch, die Präsenzveranstaltungen sobald als möglich aufzunehmen, damit die Menschen ihren Kummer direkt sagen könnten, so Fink weiter.